Mit viel Emotionen verbunden
19.07.2024 Boswil, Region OberfreiamtDie Notterkran Group AG plant ihre Zukunft – rückwirkend per 1. Januar
Noch hat Thomas Notter die Mehrheit der Notterkran-Group-AG-Aktien. Aber er hat nicht mehr alle Anteile. Rückwirkend auf Jahresanfang ist die Contena-Ochsner AG beteiligt am Boswiler ...
Die Notterkran Group AG plant ihre Zukunft – rückwirkend per 1. Januar
Noch hat Thomas Notter die Mehrheit der Notterkran-Group-AG-Aktien. Aber er hat nicht mehr alle Anteile. Rückwirkend auf Jahresanfang ist die Contena-Ochsner AG beteiligt am Boswiler Unternehmen. «Die Geschichte geht weiter, wenn auch in einigen Jahren nicht mehr in unserer Familie», sagt Thomas Notter.
Annemarie Keusch
In Sachen Aufbaukrane und Hakengeräte sind sie führend. Schweizweit. Die Notterkran Group AG zählt sechs Standorte, in der gesamten Schweiz verteilt. Auch eine Firma in Deutschland gehört dazu. 210 Mitarbeitende beschäftigt die Firma, über 60 arbeiten alleine am Hauptsitz in Boswil. Hier, wo Aufbaukrane und Hakengeräte entwickelt, weiterentwickelt und montiert werden. Hier, wo Thomas Notters Vater die Firma vor über 60 Jahren gründete. «Er fing damals mit einer mechanischen Werkstatt in einer alten Scheune an», erinnert sich Thomas Notter. 1968 importierte er die ersten Krane, wenige Jahre später verkaufte er sie an Kunden. «So fing das langsam an zu wachsen», weiss Notter.
Früher war die Firma bekannt für ihre Heizöltanks – das ist mittlerweile Geschichte. Die Schlosserei ist deutlich kleiner geworden. Stattdessen setzt sie auf den Fahrzeugbau. «Wir mussten uns entscheiden, auch wegen der Platzverhältnisse», sagt Thomas Notter. Seit 2001 leitet er die Geschicke des Unternehmens. «Ich bin eng mit dieser Firma verbunden. Ich wuchs direkt nebenan auf, verbrachte schon in der Kindheit viel Zeit in der Werkstatt, auf Kranen. Es steckt viel Herzblut darin.» Auch wenn Thomas Notter vor über zehn Jahren wegzügelte, um privat etwas Distanz zum Unternehmen zu gewinnen, sind viele Emotionen im Spiel.
Nicht unter Zugzwang
Besonders jetzt, wenn es darum geht, die Zukunft der Firma zu regeln. «Ich werde nächstes Jahr 60-jährig und ich habe zu viele Firmen gesehen, die mit der Übergabe zu lange warteten.» Er sei nicht unter Zugzwang. «In keinerlei Hinsicht.» Das Unternehmen sei gesund. Finanzen und Auftragslage stimmen. Und auch der Partner passt. Schon vor acht Jahren sei die Contena-Ochsner AG auf ihn zugekommen. «Damals führten wir schon Verhandlungen, aber für mich war es zu früh», sagt Notter. Jetzt passt der Zeitpunkt. Er habe überhaupt nicht nach anderen Interessenten gesucht. «Wir arbeiten seit Jahren zusammen, sind in sich ergänzenden Branchen tätig.» Die Contena-Ochsner AG fertigt zum Beispiel Kehrichtfahrzeuge an, die Notterkran Group AG die hydraulischen Kransysteme dafür. «Kommt hinzu, dass die Contena-Ochsner AG zur Kirchhoff-Gruppe gehört, uns also den Weg international oder zumindest in Deutschland ebnet.»
Obwohl alles passt, emotional sei es nicht immer einfach. Dass keine seiner beiden Töchter die Firma übernehmen will, sei schade, «aber verständlich». «Sie wissen, wie viel Arbeit das mit sich bringt. Ich war oft unterwegs, auch abends. Man muss Freude an diesem Metier haben, sonst wird es schwierig. Nur vom Bürotisch aus lässt sich ein solches Unternehmen nicht führen.»
Ab 1. Januar 2027 Minderheitsaktionär
Thomas Notter spricht von Kontinuität, die mit dieser Übergabestrategie gewährleistet sei. Für Mitarbeitende, für Partner, für Kunden. Bis sicher Ende 2026 bleibt Notter Geschäftsführer, hat bis dahin die Mehrheit der Aktien, ab 1. Januar 2027 wird er Minderheitsaktionär sein. «So weit denke ich emotional noch nicht», sagt er und lacht. Sowieso, die Notterkran Group AG verschwinde auch danach nicht von der Bildfläche. «Die beiden Firmen bleiben langfristig eigenständig», betont Notter. «Name, Struktur, Standort, Produkte, Mitarbeitende – alles bleibt gleich.» Eine Fusion mache wenig Sinn. Schliesslich seien die Firmen in einem ähnlichen, aber nicht im gleichen Markt unterwegs.
Auch der Standort Boswil sei mit dem gestarteten Übergabeprozess nicht infrage gestellt. «Im Gegenteil, er wird eher gestärkt», betont Thomas Notter. Und eben, mit der Beteiligung und dem späteren Verkauf der Mehrheitsaktien werde die Firma nicht zum Spekulationsobjekt. Darum sagt Notter: «Auch wenn die Geschichte der Firma nicht in unserer Familie weitergeht, so geht sie immerhin weiter. Das freut mich sehr.» Und das vorerst noch mit ihm als Geschäftsführer. «Ich denke nicht, dass ich weniger arbeite, weil mir nicht mehr das gesamte Unternehmen gehört», sagt er und lacht. Schliesslich sei er pflichtbewusst. Und wolle er per 1. Januar 2027 auch einen erfolgreichen Betrieb übergeben. «Wenn ich auch nachher noch vorbeischauen könnte, ohne vom Gelände gejagt zu werden, wäre das auch noch schön», meint er schmunzelnd. Der Grundstein dafür ist mit der Beteiligung durch die Contena-Ochsner AG gelegt.