Möglichkeit für die Gemeinden
03.10.2023 Berikon, MutschellenRegionalplanungsverband besuchte die Alterswohnungen von «Belano»
Der Unterhalt eines Einfamilienhauses wird mit zunehmendem Alter zur Belastung. Ein Altersheim ist aber oft nicht die passende Lösung. «Belano» bietet als Alternative Mietwohnungen ...
Regionalplanungsverband besuchte die Alterswohnungen von «Belano»
Der Unterhalt eines Einfamilienhauses wird mit zunehmendem Alter zur Belastung. Ein Altersheim ist aber oft nicht die passende Lösung. «Belano» bietet als Alternative Mietwohnungen mit flexiblen Betreuungspaketen. Dieses Modell wurde den Mitgliedern des Regionalplanungsverbands Mutschellen-Reusstal-Kelleramt vorgestellt.
Roger Wetli
«‹Belano› ist in Berikon ein Erfolgsmodell. Aktuell befinden sich 60 Personen auf der Warteliste für eine der Mietwohnungen», erklärte der Beriker Gemeindeammann Stefan Bossard. «Belano»-Gründer und Verwaltungsratspräsident Daniel Dahinden gab zu bedenken: «60 Personen auf der Warteliste in Berikon sind eigentlich viel zu viele. 20 wären vielleicht ideal. Das zeigt, dass der Bedarf an solchen Wohnungen gross ist.»
Durchdachtes Konzept
Daniel Dahinden stellte den Mitgliedern des Regionalplanungsverbands das Konzept «Belano» vor. Aktuell gibt es sechs «Belanos» in der Schweiz, davon neben Berikon eines in Wohlen. «Wir haben eine Marke entwickelt. Diese steht für Wohnungen im Zentrum einer Gemeinde mit nahen Einkaufsmöglichkeiten, Anschlüssen an den öffentlichen Verkehr und nach Möglichkeiten mit Ärzten in der Nähe», so Dahinden. «Im Haus gibt es eine Rezeption, eine Cafeteria, einen Platz draussen und Aufenthalts- und Fitnessräume. Es handelt sich um ein ‹Wohnen mit Services›. Die Leute sollen möglichst lange bei ‹Belano› bleiben können.» So seien etwa die Duschen so eingerichtet, dass sie mit wenigen Handgriffen wie im Spital ausgerüstet werden können. Die Bewohner zahlen neben der Miete eine Pauschale für die Rezeption und die gemeinsamen Räume. «Alles andere, wie zum Beispiel medizinische Betreuung, kann nach Bedarf bei Drittanbietern gebucht werden», ist Daniel Dahinden vom «Belano»-Prinzip überzeugt.
Bauland gesucht
Anwesend am Anlass des Regionalplanungsverbands war auch Rita Fuhrer, Alt-Regierungsrätin des Kantons Zürich und Verwaltungsratsmitglied von «Belano». Sie gab zu bedenken: «Altersheime sind nicht mehr das ‹Nonplusultra›. Es braucht Alternativen wie zum Beispiel ‹Belano›. Man kann hier selbstbestimmt weiterleben.» Fuhrer stieg bei der Firma ein, weil Bauen ohne politisches Wissen schwierig sei. «Zudem bin ich von diesem Konzept überzeugt und durfte es selber mitentwickeln.» Sie erklärte aber auch, dass die «Belanos» mittlerweile nicht nur von Senioren bewohnt würden, sondern durch sämtliche Generationen. «Das ausser in Berikon an allen anderen Standorten der Fall. Die Durchmischung tut auch den älteren Bewohnern gut. Trotzdem bleibt unser Fokus bei der älteren Bevölkerung.»
Daniel Dahinden betonte, dass «Belano» eine kostengünstigere Alternative zu Alters- und Pflegeheimen sei. «Unsere grösste Herausforderung ist es, in den Dorfzentren Bauland zu finden. Das Bauen und das Gewinnen von Investoren machen uns dagegen keine Mühe», erklärte er und gab zu bedenken: «Dabei sind wir auf Leute wie Sie aus den Regionalplanungsverbänden angewiesen, die wissen, wo Land zu kaufen ist oder wir es im Baurecht übernehmen könnten.»
Die Gemeinde Berikon wollte ursprünglich ein Alterszentrum bauen und kontaktierte dafür Dahindens Bauunternehmen, das bereits solche erstellt hatte. Das Alterszentrum wurde schliesslich nicht realisiert, dafür entstanden in der Gemeinde das «Belano»-Konzept und die ersten Alterswohnungen nach diesem Prinzip. «Wir befinden uns hier in einer ehemaligen reinen Gewerbezone, die wir für die Wohnungen zuerst in eine Gewerbe- und Wohnzone umzonen mussten», schaute Stefan Bossard zurück. Die Stolpersteine bis zum Bau seien daher auch gewesen, die Bevölkerung von dieser Umzonung zu überzeugen und einen Schlüssel zu finden, wie die Beriker Einwohner bei der Mieterauswahl bevorzugt würden. «Zudem möchten ältere Hauseigentümer eine Wohnung lieber kaufen als mieten. ‹Belano› vermietet aber ausschliesslich. Auch hier brauchte es Gespräche.» Der ganze Prozess habe 5 bis 6 Jahre gedauert. Daniel Dahinden betonte, dass die Parzelle nicht zwingend der Gemeinde gehören müsse. Das hatte sie auch in Berikon nicht. «Wenn es aber kein Gemeindeland ist, wird es anspruchsvoller», so Stefan Bossard. «Erfüllt eine Parzelle bei Ihnen nicht die Ansprüche von ‹Belano›, kontaktieren Sie trotzdem Daniel Dahinden. Vielleicht entsteht daraus ein ‹Belano 2.0›.» Das bekräftigte auch Dahinden: «Wir sind ein Familienunternehmen, das flexibel bleiben möchte. Reden Sie mit uns. Wir schauen jeden vorgeschlagenen Standort an, auch wenn wir ‹Belano› als Marke konsequent umsetzen.»
Regelmässige Anlässe
Gefragt von den Regionalplanungsverbandsvertretern wurde, was «Belano» gegen die Vereinsamung seiner Bewohner tue. «Es gibt Unterhaltung und gesellschaftliche Anlässe», erklärte Daniel Dahinden. «Darum kümmert sich die Rezeption und nimmt dafür Vorschläge der Bewohner an. Die Rezeption organisiert dann die Veranstaltung, nimmt aber nicht aktiv daran teil.»
«‹Belano› ist jetzt in unseren Köpfen», bedankte sich der Bremgarter Stadtammann und Regionalplanungsverbandspräsident Raymond Tellenbach bei den Verantwortlichen.