Mundart

  24.11.2020 Kolumne

Daniel Marti, Chefreaktor.

«Broisi», «Bröisi», «Brausi» oder doch einfach eine «Röschti» kochen. Den Schmetterling oder den «Sommervogel» fliegen lassen. Das Brot mit «Anke» oder Butter streichen. Darüber kann man Stunden streiten. Mundart ist das, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Und Freiämter sprechen nun mal nicht wie die Seetaler, selbst dann nicht, wenn sie sich eigentlich gut verstehen. Also fast schon «geern» haben. Oder «gäärn». Oder echte Liebe zeigen.

Und als Freiämter, der mit einer Luzernerin verheiratet ist, kann es dann schon mal Diskussionen geben. Vor allem dann, wenn die Söhne auch noch alle guten Menschen so richtig «geern» haben. Nicht «gäärn».

Aber man kann ja auch mal mitten in die Luzerner Sprache reinrutschen. «Lozärndütsch» heisst der Test, der mir in die Hände fiel. Sofort mitmachen. Das kann «rüüdig» Spass machen, das kennen viele und wird anstelle von «sehr» verwendet. Trotzdem muss man aufpassen, dass mit der Mundart nicht gleich ein «Chrüsimüsi» angerichtet wird, also ein heilloses Durcheinander, milde ausgedrückt. Und bei Mundart-Streitigkeiten kann es bei einem «Familientürgg», einem unangenehmen Familientreffen-Pflichtprogramm, schnell zu Unstimmigkeiten kommen und dann wäre es einem «gschmuuch», das Ganze nicht ganz geheuer. Letztlich will man ja in der Familie nicht als «Quaaki», auf Deutsch ein Dummschwätzer, dastehen.

Ja, «Lozärndütsch» kann dem Freiämterischen fast das Wasser reichen. Noch drei Beispiele: «Z Chilt goh» heisst natürlich nicht etwa in die Kirche gehen. Sondern das ist ein nächtlicher Besuch. Oder in den Ausgang gehen. «Bsetzi» ist ein Sitzplatz vor dem Haus. Und den «Böölimaa», dieses Schreckgespenst, kennt man überall.

Total waren bei diesem Test 125 Punkte zu holen. Ich kam (problemlos) auf 70 Punkte. Die Aufschlüsselung sagte mir, dass für mich «Lozärndütsch» keine Fremdsprache sei. Danke, die Gemahlin wird es freuen.

Aber am wohlsten ist es einem hierzulande doch beim Freiämterischen. Dort, wo der «Bungart» der Obstgarten ist. Dort, wo ein «Chrömli» ein feines Biscuit ist. Und dort, wo die Rösti «Broisi» heisst. Bei diesem Aargauer-Test erreichte ich neun von zwölf Punkten. Nicht schlecht, aber kein waschechter Aargauer, so lautete das Urteil. Was Aargauer? Bitte Freiämter.


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