Musik im Festsaal wird 30

  11.10.2022 Musik

Ressortleiter Renato Bizzotto erinnert sich

Er war einer der Männer der ersten Stunde. Musik im Festsaal begann klein und hat sich mittlerweile zu etwas Grossem entwickelt.

«Die Idee, die hinter Musik im Festsaal stand, ist schnell erklärt. Junge Musiker wollten einfach nur Musik machen», sagt Renato Bizzotto. Mittlerweile ist der beste Konzertsaal im Kanton Aargau zu einem Magnet geworden, der berühmte Orchester und Dirigenten wie Zubin Mehta in diesen kleinen Saal in der Provinz zieht. «Ohne die Unterstützung von vielen Seiten wäre das alles nicht möglich gewesen», ist der Ressortleiter überzeugt.

Für die Zukunft wünscht sich Renato Bizzotto, dass es gelingt, den Publikumskreis noch zu erweitern. Denn «Musik im Festsaal, wie Murikultur allgemein, ist etwas Einmaliges für alle Schichten der Bevölkerung». --sus


«Muri spielt in der Super League»

im Festsaal bereichert seit 30 Jahren das Murianer Kulturleben

Renato Bizzotto, Ressortleiter von Musik im Festsaal, Bläsersolist, der im eigenen Ensemble spielt, Musiker im Symphonischen Orchester Zürich, Musiklehrer, künstlerischer Leiter von The Muri Competition und Unternehmer im Fachbereich Oboe und Fagott. Sein Wirken im Bereich Musik ist mehr als umfangreich. Vor 30 Jahren legte er den Grundstein für Musik im Festsaal.

Susanne Schild

«Alles ist und war eine grosse Teamleistung», fasst Renato Bizzotto zusammen. Er sei zwar künstlerischer Leiter und trage die Gesamtverantwortung für die Reihe, aber daneben seien noch viele andere nötig, damit Musik im Festsaal das werden konnte, was es heute ist, und das weiterhin sein kann. Ohne die vielen freiwilligen Helfer, die administrative Leiterin Paula Studer und Stefanie Oswald, Kommunikation, sei das alles auch aktuell nicht zu stemmen. «Als Ressortleiter stelle ich das Programm zusammen, danach wird diskutiert. Was gespielt wird, wird zum Schluss von der Musikkommission abgesegnet.»

Musik im Festsaal steht für Klassik in historischem Ambiente. Klänge erleben. Ausgezeichnete Akustik in festlicher Umgebung. Hier fühlen sich selbst grosse Symphonieorchester daheim. In einem Rahmen, der für Besucher wie Musiker eine ganz spezielle Intimität herstellt. Ein ganz besonderer Hörgenuss im besten Konzertsaal des Aargaus. Doch wie vieles begann alles klein, aber mit einer grossen Idee. «Die Akustik ist nach der Renovierung des Saals noch besser geworden. Das ist der Magnet, der berühmte Orchester und Dirigenten wie Zubin Mehta in diesen kleinen Saal in der Provinz zieht.»

Einfach Musik machen
«Der Pianist Peter Hitz war gerade frisch nach Muri gezogen. Egon Schwarb, damaliger Organist der Kirchenmusik Muri, verantwortlich für die Renovation der Orgeln, stellte damals die Verbindung von Peter Hitz zu mir her», erinnert sich Bizzotto zurück. Zusammen mit Peter Hitz beschloss der damals 25-Jährige, eine Konzertreihe ins Leben zu rufen.

«Wir wollten einfach Musik machen. Junge Musiker möchten einfach viel spielen.» Marco Hauser, damaliger Präsident der Kulturstiftung St.Martin, sei von der Idee begeistert gewesen. Das war sozusagen die Geburtsstunde von Musik im Festsaal. Das Eröffnungskonzert war ein Oboen-Konzert zusammen mit dem Kammerorchester K65, dirigiert von André Jacot. Peter Hitz spielte damals das Klavierprogramm.

Mittlerweile hat sich die Konzertreihe zu etwas Grossem entwickelt. «Wir sind schon lange weg von der ‹Dorf lokalen Reihe›. Internationale Musiker treten hier auf.» Daneben gebe man aber immer noch sehr gerne jungen, regionalen Musikern beispielsweise bei «Young Artists» die Möglichkeit, ihr Können vor einem Publikum zu präsentieren. «Das ist sehr wichtig. Denn die Nachwuchsförderung ist eine Sisyphusarbeit.» Ein Musikinstrument zu erlernen sei genau das Gegenteil von dem, was unser Lifestyle sagt. «Hier gilt eben nicht möglichst viel, aber mit möglichst wenig Tiefgang.» Mit 15 Minuten üben am Tag komme man nicht weit. Das Hauptproblem sei, dass es zu wenig Amateurmusiker gebe. «Es gibt fast keine Hobbymusiker mehr, die sich in einem Musikverein engagieren. Dadurch geht ein grosses Stück unseres kulturellen Erbes verloren.»

Alles eine grosse Vision
«Muri in der Musikszene international bekannt zu machen, das ist die grosse Vision hinter dem Ganzen», sagt Renato Bizzotto. Die Voraussetzungen dafür seien geschaffen. Mittlerweile gelte The Muri Competition international als einer der drei führenden Wettbewerbe für Oboe und Fagott. Das alles habe man unter anderem Dr. Franz Käppeli zu verdanken. «Er hat zu mir immer gesagt, dass er selbst zwar keine Ahnung von Musik habe, aber die Musiker sehr bewundere.»

Dr. Josef Gut hat Bizzottos Weg verfolgt und ihn ebenfalls unterstützt. «Er war mein Arzt und kennt mich von klein auf. Auch heute arbeiten wir noch eng zusammen.» Daneben sei auch Urs Pilgrim der Reihe immer sehr wohlgesonnen gewesen. «Ohne die Unterstützung von vielen Seiten wäre das alles nicht möglich gewesen», ist Bizzotto überzeugt. «Muri spielt, was die Musik anbelangt, in der Super League.»

Ein aussergewöhnliches Dorf

Musik im Festsaal mache eine grosse Truppe von freiwilligen Helfern aus. «Das Gemeinschaftsleben ist in Muri einmalig. Immer wenn einer in Pension geht, versuchen wir ihn in eines der vielen Projekte einzubeziehen. Das wäre in Zürich nicht machbar.» Das sei eine unglaubliche Leistung. «Ich bin stolz, dass wir mit Muri so ein aussergewöhnliches Dorf haben. Ein Teil des kulturellen Leuchtturms des Kantons Aargau zu sein spornt natürlich an.»

Musik ist etwas Einmaliges

Musik ist die Welt von Renato Bizzotto. «Musik ist für mich der Beweis, dass es Gott gibt. Musik ist etwas Aussergewöhnliches. Es gibt gewisse Dinge, die wir nicht begreifen. Wenn du Musik machst, trittst du in eine andere Welt ein, die unerklärlich ist.» Deshalb möchte Renato Bizzotto auch weiterhin viel gute Musik machen, ob nun als Organisator oder als Interpret, und anderen damit eine Freude bereiten.

Musik ist seine Leidenschaft, er macht das gerne. «Ich habe nie etwas gemacht, weil ich musste.» Für die Zukunft von Musik im Festsaal wünscht sich Renato Bizzotto, dass es gelingt, den Publikumskreis zu erweitern. «Dafür sind gute Netzwerke nötig.» Musik im Festsaal, wie aber auch Murikultur allgemein, sei etwas Einmaliges für alle Schichten der Bevölkerung. «Diese Vielseitigkeit gilt es zu schätzen und zu unterstützen.»

 

 

 


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