Nachwuchsteam für Schulhausbau
27.08.2024 Boswil, Region OberfreiamtÄrger mit Werkleitungen
stellte Siegerprojekt für Schulneubau vor
An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 4. September steht in Boswil ein Entscheid an, welcher das Dorf in seiner Entwicklung prägen wird. Der Gemeinderat beantragt ...
Ärger mit Werkleitungen
stellte Siegerprojekt für Schulneubau vor
An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom 4. September steht in Boswil ein Entscheid an, welcher das Dorf in seiner Entwicklung prägen wird. Der Gemeinderat beantragt für die Projektierung eines neuen Schulhauses einen Kredit über 830 000 Franken. Welche Pläne sich im Architekturwettbewerb durchgesetzt haben, das wurde der Dorfbevölkerung kürzlich präsentiert. Die Ideen kamen an, zu reden gibt allerdings die Standortwahl. Sie zwingt die Gemeinde, die erst im Rahmen der Sanierung Zentralstrasse bis 2019 erneuerten Werkleitungen schon wieder umzulegen. --tst
In Boswil wurde das Siegerprojekt aus dem Architekturwettbewerb vorgestellt
An der ausserordentlichen Gemeindeversammlung vom Mittwoch, 4. September, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle, stimmt Boswil ab über den Projektierungskredit für einen Schulhausneubau. Mehr als eine Randnotiz spielen dabei die Werkleitungen, die für das Projekt verlegt werden müssten.
Thomas Stöckli
Der freie Durchblick von der Bahnhofstrasse zum Brunnen und zur Mehrzweckhalle sowie die angemessene Distanz zum Gemeindehaus. Das seien drei von verschiedenen «matchentscheidenden Faktoren» gewesen, mit denen das Siegerprojekt «Hugo» gemäss Jurybericht zu überzeugen vermochte. Auch für ihn sei es eines von drei favorisierten Projekten gewesen, verrät Schulleiter Peter Kessler, der den Jurierungsprozess als Experte ohne Stimmrecht begleitet hat. Zwei weitere hätten ihm auch gefallen, aber mit den Erläuterungen der Architekturfachleute in der Jury habe er verstanden, was das Siegerprojekt von den anderen abhebt. Etwa, dass es mit seinem Grundriss auf den Knick in der Zentralstrasse Bezug nimmt, sodass der Baukörper die unterschiedlichen Fluchten des Alten Schulhause und des Gemeindehauses aufnimmt und mit grosser Selbstverständlichkeit die Bebauungslücke dazwischen schliesst.
Im ersten Anlauf abgeblitzt
Rund 40 Personen durfte Gemeindeammann Michael Weber zur Informationsveranstaltung in der Mehrzweckhalle begrüssen. Er beschrieb die Entwicklung des Schulareals anhand von Kennzahlen. Vom Bau des alten Schulhauses 1852 über die Erweiterungen von 1957 mit dem Schulhaus 2, dem Zwischentrakt und der Turnhalle, dem Schulhaus 3, das 1968 dazukam, und schliesslich 1984 das Schulhaus 4 samt Mehrzweckhalle, Zivilschutzanlage und Arena-Platz. Im gleichen Zeitraum wuchs die Dorfbevölkerung von 1249 (Jahr 1852) auf die heutigen 3150 Personen an.
Dass mit dem Bevölkerungsanstieg auch der Schulraum knapp wird, ist schon länger klar. Mit einem ersten Projektierungskredit für eine Schulraumerweiterung blitzte man an der Einwohnergemeindeversammlung vom 22. November 2018 allerdings noch ab. Die Stimmberechtigten wünschten sich damals als Entscheidungsgrundlage einen Überblick über den Bedarf an öffentlichen Bauten. «Ich bin froh, dass die Kritik damals kam», verrät Michael Weber auf Nachfrage: «So konnten wir die Weichen richtig stellen.» Inzwischen hat die Gemeinde ihre Hausaufgaben erledigt und ein Entwicklungskonzept der öffentlichen Bauten und Anlagen im Dorf erarbeitet. Nebst dem Schulraum und der Turnhallensituation umfasst dieses auch die Gemeindeverwaltung, den Werkhof und die Feuerwehr.
Entwicklung in vier Etappen
Somit schien die Zeit reif, den Schulraumbedarf wieder anzugehen. Dabei ist der Neubau eines Schulhauses nur einer von vier Schritten. Als weitere sollen der Neubau einer Doppelturnhalle, dann die Erweiterung des Schulraums am Standort «Zwischentrakt» und «alte» Turnhalle folgen sowie schliesslich die Sanierung der bestehenden Schulanlagen. Den Kredit für einen Projektwettbewerb für Phase 1, also ein neues Schulhaus, hat die «Gmeind» im Dezember 2022 gesprochen. Auf die öffentliche Ausschreibung wählte die Jury acht Planungsteams aus, bestehend aus je mindestens einem Architektur- und einem Landschaftsarchitekturbüro.
Im Oktober 2023 reichten die Wettbewerbsteilnehmer ihre Beiträge ein, im Januar wurden diese dann in zwei intensiven Jurierungstagen gegenübergestellt. «Die Vielfalt an Möglichkeiten war erfreulich», so Mario Soppelsa, Architekt und Jury-Sprecher. Entsprechend gross war der Spielraum, verschiedene Vor- und Nachteile abzuwägen. Das Rennen gemacht hat im anonymisierten Jurierungsverfahren schliesslich eines von zwei Nachwuchsteams, nämlich jenes um Hannes Hermanek von Bürge Hermanek Architekten. Bewusst habe man auch zwei solche Nachwuchsbüros zum Wettbewerb zugelassen, so Sarina Hächler von Planar, die den ganzen Prozess begleitet hat: «Sie bringen erfahrungsgemäss besonders frische Ideen.» Und auch Schulleiter Kessler gefällt die Vorstellung, dass Nachwuchsleute das neue Schulhaus in Boswil bauen.
Grosszügiger Aussenraum
Das Siegerprojekt, das nun weiter verfolgt wird, sieht den Haupteingang des neuen Schulhauses gegenüber dem Zugang zur Mehrzweckhalle vor. So entsteht zwischen Mehrzweckhalle, Gemeindehaus und Neubau ein grosszügiger Aussenraum. Gebaut wird in einem Mix aus Holz und massivem Mauerwerk, passend zum baulichen Kontext mit verputzten Fassaden und grossen, blockartigen Fensteröffnungen. Im Innern werde das Gebäudevolumen klar gegliedert, heisst es im Jurybericht. Das umfasst auf allen drei Stockwerken je einen grossen Vorraum, abgetrennt vom Treppenhaus, sowie drei Haupträumen, wobei zwischen zwei Klassenzimmern jeweils ein Gruppenraum angelegt ist, der von beiden Seiten zugänglich ist. Im Erdgeschoss ist zudem die Bibliothek vorgesehen.
Der Bedarf an zusätzlichem Schulraum dürfte kaum umstritten sein. Der Standort allerdings schon. Als in den Jahren 2017 bis 2019 die Zentralstrasse saniert wurde, beschloss man aus finanziellen Überlegungen die Werkleitungen (Abwasser, Wasser, Elektrizität, Gas) nicht in, sondern neben der Strasse einzulegen. Just da, wo nun das Schulhaus gebaut werden soll. Vor einem allfälligen Neubau müssten demnach diese Leitungen nochmals verlegt werden. Die Werkeigentümer würden dieser Umlegung zustimmen, sofern die Einwohnergemeinde Boswil die Kosten trage, teilt der Gemeinderat mit. Alternative Standorte seien geprüft und verworfen worden. Aus raumplanerischer Sicht wie auch aus Ortsbild-Überlegungen hält es der Gemeinderat für richtig, an dieser Stelle zu bauen und somit eine Lücke zu schliessen.
Bezug im Herbst 2027?
Der Gemeinderat beantragt für die Projektierung einen Kredit über 830 000 Franken. Bei einem Ja der Stimmbevölkerung sieht der Terminplan vor, dass an der Winter-Einwohnergemeindeversammlung 2025 ein allfälliger Baukredit traktandiert werden kann. Baustart wäre dann im Jahr 2026. Wenn alles gut läuft, können wir im Herbst 2027 die Einweihung mit einem riesigen Fest feiern», stellt Michael Weber in Aussicht. «Und ich freue mich auf das Fest», schiebt er nach.
Die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs sind noch bis Freitag von 8 bis 12 und 14 bis 17 Uhr in der Aula des Schulhauses 3 zu besichtigen. Die Gemeindeversammlung findet am Mittwoch, 4. September, um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle statt.



