Netzwerkerin auf höchster Stufe
11.03.2025 WohlenEinwohnerrätin Laura Pascolin weilt für zehn Tage bei der UNO in New York an der Tagung für Frauenrechte
Es ist ein Abstecher ins Machtzentrum der Welt. Und es ist ein Abenteuer, von dem sie vor Kurzem nicht mal zu träumen gewagt hätte. Laura ...
Einwohnerrätin Laura Pascolin weilt für zehn Tage bei der UNO in New York an der Tagung für Frauenrechte
Es ist ein Abstecher ins Machtzentrum der Welt. Und es ist ein Abenteuer, von dem sie vor Kurzem nicht mal zu träumen gewagt hätte. Laura Pascolin besucht für zehn Tage die UNO am Hauptsitz in New York. Als Geschäftsführerin von Post Beijing Schweiz setzt sie sich für die Frauenrechte ein.
Daniel Marti
Kämpferin für die Frauen. Das ist sie. Das verkörpert sie. «Aber Kampf? Ist das die richtige Bezeichnung?», sinniert Laura Pascolin. Eher Idealistin. Fürsprecherin. Partnerin. Immer für die Sache der Frau. Kantonal und kommunal in der Politik fühlt sie sich verpflichtet, sich für die Frauenrechte einzusetzen. Nicht lockerzulassen, die Gleichstellung der Frauen immer wieder einzufordern. Nun tut sie dies auch im Zentrum der Macht. Bei der UNO in New York.
National und international vernetzen
Gestern Montagabend sass Pascolin noch für die SP im Wohler Einwohnerrat, heute Dienstagabend landet sie in New York – und verpasst damit Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider um ein paar wenige Stunden. Die Magistratin war auf der gleichen Mission wie Laura Pascolin: Einsatz für die Frauenrechte, grosses Engagement für die Frauen – und das global.
Laura Pascolin ist Geschäftsführerin der NGO-Koordination Post Beijing Schweiz. Oder eben auf gut Englisch Managing Director. Die NGO-Koordination Post Beijing Schweiz positioniert sich als Interessensvertretung und Kompetenzzentrum für Frauenrechte. NGO steht für «non-governmental organisation». Auf Deutsch wird der Begriff «Nichtregierungsorganisation» verwendet.
Die Organisation vernetzt sich auf nationaler, internationaler und multilateraler Ebene mit anderen relevanten Nichtregierungsorganisationen. Sie beobachtet die Umsetzung der Frauenrechte in der Schweiz. Sie sorgt für den Wissenstransfer zwischen den internationalen und multilateralen Trends im Bereich Frauenrecht. Und zuvorderst steht die Geschäftsführerin aus Wohlen. «Eigentlich», sagt Pascolin, «hätte ich mir das nicht mal erträumen können.» Sie in New York bei der UNO. Das klingt auch für sie fast unfassbar. Unfassbar gut.
Täglich zwei, drei Meetings in New York
Die Organisation Post Beijing feiert heuer ihr 30-Jahr-Jubiläum, Grund für etwas Besonderes. Und die Stippvisite zu den Vereinten Nationen ist passend speziell – und natürlich so ziemlich das oberste Ziel. Auch bezüglich Frauen-Themen. Laura Pascolin beantragte bei der UNO eine Teilnahme für ein gesamtes Jahrespensum, und das hat sie für 2025 auch erhalten. Mit Zugang zu den Staatenanhörungen und Meetings.
Die Vorbereitungen haben bereits letztes Jahr begonnen. So fliegt die Wohlerin heute Dienstag bestens vorbereitet nach New York. Das ist Pflicht. Denn die UNO in New York ist ein riesiges Gebilde, diese Woche werden gegen 15 000 Frauen erwartet, die sich für Frauenrechte einsetzen. «Und ich bin nur eine davon.» Umso wichtiger ist eine gezielte Herangehensweise. Während zehn Tagen wird sie täglich zwei, drei Seminare oder Workshops besuchen und sich einbringen. Die Anhörungen von europäischen Staaten sind für sie dabei wichtige Meetings. Sie nennt Deutschland, Frankreich, Spanien. Österreich. «Diese Staaten sind in Frauen-Fragen eben fortschrittlich.»
Sogar das Leben riskieren
Das Gegenteil gibt es allerdings immer noch massenhaft. Von den 193 UNO-Mitgliedsstaaten gebe es viele, welche die Frauen-Gleichstellung in ihren Ländern nur schönreden, sagt sie noch. «Oder es gibt Länder, die sprechen positiv darüber, und alle wissen, sie tun in ihren Ländern nichts für die Frauen. Und Frauen aus diesen Ländern riskieren mit ihrer Teilnahme bei der UNO sogar ihr Leben. Das ist für mich unvorstellbar.» Diese Länder wolle sie gar nicht nennen, aber sie zählen sicher nicht zu Europa. Und an den Staaten, die nur schleppend vorankommen bei der Gleichstellung, sei auch ersichtlich, wie lange es dauern kann, bis auch logische Änderungen greifen. «Veränderungen benötigen viel Zeit. Von den Verbesserungsvorschlägen bis zur Umsetzung kann es schon mal 20 Jahre dauern», so Pascolin.
Und wie lautet denn ihre Botschaft, die sie am Hauptsitz der Vereinten Nationen deponieren möchte? Die Finanzierung der Gleichstellung sei ein persönliches Anliegen. «Und dann möchte ich, dass der rechtspopulistische Trend gestoppt wird.» Denn Rechtspopulisten wie die deutsche AfD wollen von Frauen-Anliegen laut Pascolin oft nicht viel wissen. «Die rechtspopulistische Tendenz kann aber auch für uns eine Chance sein», sagt sie. Man müsse das einfach deutlich genug ansprechen und den Stimmungsmachern am ganz rechten Rand widersprechen. Immer wieder. «Darum müssen wir uns noch viel stärker vernetzen.» Damit meint sie alle Frauen dieser Welt. «Die Not macht erfinderisch, und darum müssen wir immer wieder neue Wege finden.»
Kann man kaum toppen
Darum war Laura Pascolin schon vor dem Abflug nach New York überzeugt davon, «dass sich die zehn Tage bei der UNO lohnen werden. Das wird spannend. Ich freue mich mega.» Mit dieser Reise nach Amerika wird die Wohler SP-Präsidentin in persönlich neue Sphären aufsteigen. «Das hat sich alles einfach so ergeben», erklärt sie. Und nun folge mit dem UNO-Abstecher ihr persönlicher Polit-Höhepunkt. «Ich glaube nicht, dass ich das danach noch toppen kann.»
Angefangen hat übrigens alles mit einer Anfrage. Die damalige Einwohnerrätin Corinne Manimanakis fragte sie an und meinte, eine Kandidatur für den Einwohnerrat sei doch etwas für sie. Sie kandidierte, wurde gewählt, wiedergewählt, bei den letzten Gemeinderatswahlen schaffte sie das absolute Mehr, aber nicht den Einstieg in die Top fünf. Heute ist sie nicht nur Präsidentin der Ortspartei, sondern auch Kronprinzessin für einen Platz im Grossen Rat. «Ich habe mir damals bei der Anfrage keine Gedanken gemacht über eine allfällige Polit-Karriere», blickt sie zurück. Sie habe mit der Polit-Laufbahn einfach den Horizont erweitern wollen und können – bis zur Geschäftsleiterin von Post Beijing.
Auch die Schweiz braucht weitere Verbesserungen
Als Delegierte von Post Beijing nimmt sie nun ihren Platz ein in der 13-köpfigen Schweizer Delegation, welche die UNO besucht. Dort sieht sie sich vor allem als Lobbyistin für Frauen-Themen. Und auch als Netzwerkerin. Denn sie habe keine Berührungsängste, sie sei authentisch und sie habe es «immer gut mit den Menschen». Genau so will sie auch in New York auftreten. Dadurch möchte sie neue Erkenntnisse von den USA nach Hause mitnehmen – und hier die Gleichstellung noch weiter verbessern.
«In der Schweiz gibt es viele Ebenen mit Frauen-Anliegen, die gesetzlich festgehalten, aber noch nicht vollumfänglich umgesetzt sind», betont sie. Das sei doch problematisch, wenn Frauen nicht den gleichen Lohn, nicht die gleichen Chancen wie Männer haben. «Warum haben die Frauen nicht die gleichen Möglichkeiten wie die Männer?», fragt sie und hofft auf stete Verbesserungen.
Mit dem heutigen Dienstag startet das UNO-Abenteuer von Laura Pascolin, die ins Zentrum der Macht voller Neugier und Erwartungen eintauchen wird. Sie wisse natürlich schon, dass die Frauen-Themen im riesigen Gebilde der UNO nur einen ganz kleinen Teil einnehmen. Die UNO und deren Sicherheitsrat stehen «durch die globale Situation bereits mächtig unter Druck. Aber Dialog braucht es ja immer und überall.»
Und so möchte sie stets die Perspektiven im Auge behalten. «Hier zu Hause kämpfen wir für einen neuen Kindergarten und global kämpfen wir gegen Kriege und für den Frieden. Das relativiert doch vieles.» Darum sei ihr schon genau bewusst, dass sie in New York in eine ganz andere Welt eintauchen werde. «Das öffnet den Horizont. Auch darauf bin ich gespannt», sagt Laura Pascolin.