Neu mit Doppelspitze
08.11.2024 BoswilCo-Präsidium im Stiftungsrat Künstlerhaus Boswil
Eine Pianistin und eine Anwältin bilden die neue Spitze im Stiftungsrat des Künstlerhauses Boswil. Irene Näf und Christine Hehli Hidber kennen und schätzen einander seit vielen Jahren. Seit 2021 wirken ...
Co-Präsidium im Stiftungsrat Künstlerhaus Boswil
Eine Pianistin und eine Anwältin bilden die neue Spitze im Stiftungsrat des Künstlerhauses Boswil. Irene Näf und Christine Hehli Hidber kennen und schätzen einander seit vielen Jahren. Seit 2021 wirken sie gemeinsam im Stiftungsrat des Künstlerhauses Boswil mit, seit drei Monaten nun leiten sie diesen. «Wir ergänzen uns bestens», sind die beiden Frauen überzeugt. Viel Einsatz widmen sie dem Aufbau von Vertrauen. --ake
Voller Vertrauen in die Zukunft
Christine Hehli Hidber und Irene Näf sind die neuen Co- Stiftungsratspräsidentinnen am Künstlerhaus Boswil
Die eine ist Anwältin, die andere Musikerin. Gemeinsam bilden sie das neue Gespann an der Spitze des Stiftungsrats des Künstlerhauses Boswil. «Wir ergänzen uns bestens», sind Christine Hehli Hidber und Irene Näf überzeugt. Dass sie sich für den Ort der Musik einsetzen, ist für beide Frauen eine Herzensangelegenheit.
Annemarie Keusch
Auf 80 Prozent schätzt es Irene Näf. 20 Prozent fehlen also noch, bis das Vertrauen am Künstlerhaus Boswil wieder komplett aufgebaut ist. Jenes des Publikums, jenes der Mitarbeitenden, jenes zwischen Stiftungsrat und Geschäftsleitung. «Und Vertrauen ist das Schlüsselwort», betont Näf. Dieses wiederherzustellen, nehmen sich die beiden neuen Co-Präsidentinnen des Stiftungsrats als Hauptaufgabe in den ersten Monaten vor. Denn dass das Künstlerhaus nicht einfache Jahre und Entscheide hinter sich hat, wissen die beiden. Christine Hehli Hidber gehört zwar erst seit 2021 dem Stiftungsrat an, Irene Näf bereits seit 2015. «Ja, ich hatte Respekt davor, ob es überhaupt möglich ist, dieses Vertrauen wieder zu schaffen», gesteht Hehli Hidber. Die beiden haben es mit vielen Gesprächen versucht, mit Offenheit bezüglich anderen Ideen, Chancen und Herausforderungen. «Wir wollen präsent sein, spürbar für das ganze Team», nennt Christine Hehli Hidber einen der möglichen Schlüssel. Ein anderer sei die Unterstützung aus dem Stiftungsrat. «Wir fühlen uns getragen, stehen nicht allein im Wind und dürfen darum hoffen, dass wir diese schwierige Situation bewältigen können.»
Drei Monate sind seit ihrem offiziellen Amtsantritt vergangen. «Vieles läuft gut, aber der Prozess ist nicht abgeschlossen, wobei er das eigentlich nie ist», sagt Irene Näf. Sie spricht von einer Konsolidierungsphase, aber auch davon, dass sich vieles bereits beruhigt habe. «Wir sind auf gutem Weg», betont sie. Die Teams funktionieren – nicht nur wenn sie musikalisch beim Boswiler Herbst ins Zentrum gestellt werden, sondern auch intern.
Ein Ort, der magisch anzieht
Irene Näf und Christine Hehli Hidber kennen sich seit vielen Jahren. «Wir wussten, was wir voneinander erwarten können», sagt Christine Hehli Hidber. Zusammengearbeitet haben sie nämlich bereits, in einem Nationalratswahlkampf für die damalige CVP. Aus den Augen verloren haben sie sich nie ganz. So war es Irene Näf, die Christine Hehli Hidber vor gut vier Jahren für den Stiftungsrat anfragte. «Ihre Kompetenzen brauchts, auch die menschlichen», sagt Näf noch heute. Hehli Hidber sagte zu. «Ich kannte zwar den Ort als kantonalen Leuchtturm, war aber nur selten an Konzerten hier. Das hat sich mittlerweile natürlich geändert», meint sie schmunzelnd. Es sei die Atmosphäre, die diesen Ort für sie einmalig mache. «Es ist ein Ort, wo ganz viele Leute gerne hinkommen, wo sich Menschen mit Herzblut einsetzen. Ein Ort, der magisch anzieht», fasst die Rechtsanwältin zusammen.
Schon viel länger mit dem Künstlerhaus verbunden ist Irene Näf. Als Klavierstudentin lernte sie die Alte Kirche Boswil kennen, später als freie Journalistin und Konzertbesucherin. In den Nullerjahren begleitete sie als Präsidentin des Aargauer Kuratoriums den Prozess zum «Ort der Musik». Seit 2015 ist sie Stiftungsrätin. «Es ist genau das, wofür mein Herz am meisten schlägt. Darum engagiere ich mich gerne hier», sagt sie.
Beide bringen ihre Fähigkeiten ein
Dass sie das Präsidium des Stiftungsrats nur gemeinsam übernehmen, war für die beiden Frauen schnell klar – obwohl es nun erstmals in der Geschichte ein Co-Präsidium im Stiftungsrat gibt. Christine Hehli Hidber betont: «Schon als ich vor zwei Jahren Vizepräsidentin wurde, stellte ich klar, dass ich damit nicht die natürliche Nachfolgerin des abtretenden Präsidenten werde.» Dafür fehle ihr das künstlerische Wissen, auch wenn klassische Musik und Konzerte seit vielen Jahren ein grosses Hobby von ihr sind. «Die erfolglosen Klavierversuche sind mittlerweile schon sehr lange her», lacht sie und schaut zu ihrer Co-Präsidentin und Pianistin, Irene Näf. Stattdessen bringt Hehli Hidber Führungserfahrung und organisatorische Fähigkeiten mit. Sie hat weitere Verwaltungsratsmandate inne, bei einem Feriendienstleister und bei einer Bank. «Wenn es darum geht, den Ort hier mehr zu beleben, oder auch bei baulichen Fragestellungen kann ich fachlich etwas beitragen», erzählt sie.
Irene Näf bringt künstlerisches Verständnis mit ins Co-Präsidium. Wobei die Ressort-Leitenden viele Freiheiten geniessen sollen. Julia Fischer und Benjamin Nyffenegger, die neu die Festivalleitung übernahmen, beschreibt sie als «kongenial». Und meint etwa die Konzeption des Boswiler Frühlings und des Boswiler Herbstes. Auch diesbezüglich sei die Institution auf gutem Weg, die Auslastung steigt und nächstes Jahr steht vom 4. bis 13. Juli wieder ein Boswiler Sommer an. «Das war von Anfang an so geplant, passte diesen Sommer wegen anderer Verpflichtungen der Festivalleitung aber nicht», erzählt Irene Näf.
Viele Ideen – auch, um Bindung zum Dorf zu stärken
Dennoch, es läuft ein Strategieprozess. «Boswiler Weg» nennen die Co-Präsidenten diesen. Bis nächstes oder übernächstes Jahr soll dieser abgeschlossen sein und die Stossrichtung für die Zukunft vorgeben. «Es geht darum, das Profil weiter zu schärfen, Synergien zu nutzen», nennt Irene Näf Beispiele. Dies betreffe alle Projekte unter dem Dach des Künstlerhauses, die Verbindung dieser soll die entsprechenden Verantwortlichen einander noch näher bringen. «Es steht und fällt mit einem funktionierenden und sich vertrauenden Team», ist Christine Hehli Hidber überzeugt. Die Ausstrahlung des Ortes der Musik soll weiter wachsen – im musikalischen Sinne, aber auch als Ausbildungsstätte und als Lokalität. Hier sehen die Co-Präsidentinnen auch eine Möglichkeit, die Verbindung des Dorfes und der Boswilerinnen und Boswiler zum Künstlerhaus zu intensivieren. Zusammenarbeit mit der Schule, zusätzliche niederschwellige Angebote, etwa Führungen – Ideen gibt es viele. «An Herausforderungen oder möglichen Projekten mangelt es uns ganz sicher nicht», sagen sie und lachen. Davor scheuen sie sich auch nicht. «Dass diese Aufgabe ein Knochenjob ist und nicht nur aus Konzertbesuchen und Händeschütteln besteht, wussten wir schliesslich von Anfang an», sagt Irene Näf.
Gemeinsam wollen sie vorwärtsgehen. Sie haben klar geregelt, wer für welche Bereiche zuständig ist, sprechen sich intensiv ab. «Natürlich, es gibt immer Themen, die nicht eindeutig zuzuordnen sind. Bisher wollten es eher beide übernehmen als niemand», meint Irene Näf. Ein gutes Zeichen. Eines, das zeigt, mit wie viel Herzblut die beiden am Werk sind. So werden die letzten rund 20 Prozent bis zum vollen Vertrauen untereinander auch noch zu erreichen sein.
Aktuelle Infos zu Konzerten und Veranstaltungen: www.kuenstlerhausboswil.ch.