Neuer Dirigent, gleiche Spielfreude
24.11.2023 Beinwil/Freiamt, Region OberfreiamtJahreskonzert der «Musig» Beinwil unter dem Motto «typisCH»
Quer durch die Schweizer Liederlandschaft nahm die Musikgesellschaft Beinwil ihr Publikum mit. Und sie zeigte, dass auch unter dem neuen Dirigenten Silvan Zemp nicht nur die Töne ...
Jahreskonzert der «Musig» Beinwil unter dem Motto «typisCH»
Quer durch die Schweizer Liederlandschaft nahm die Musikgesellschaft Beinwil ihr Publikum mit. Und sie zeigte, dass auch unter dem neuen Dirigenten Silvan Zemp nicht nur die Töne harmonieren.
Silvan Zemp dirigierte die Musikgesellschaft Beinwil durch den Abend, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Es war ihm nicht anzumerken, dass es sein erstes Jahreskonzert als Dirigent war. Mehr noch: Das Engagement im Freiamt ist auch sein erstes als musikalischer Leiter einer Musikgesellschaft. Zur neuen Position kam Zemp durch Zufall. «Einen Dirigenten zu finden, ist in der heutigen Zeit recht schwierig», weiss Aline Wiss, die Präsidentin der MG Beinwil. Insider wussten, dass die Formation auf der Suche nach einem Dirigenten war, und so kam es, dass jemand der Präsidentin Zemps Telefonnummer gab. «Dann habe ich ihn einfach angerufen», sagte Wiss. Offensichtlich wurden sich die beiden einig. «Wir sind überglücklich, dass wir einen super Dirigenten gefunden haben.» Auch Zemp ist von der Zusammenarbeit mit der Musikgesellschaft sehr angetan: «Das ist eine gute Truppe, es macht mega Spass.»
Schottland-Aufschrift passte trotzdem
Das Rüstzeug für die neue Aufgabe holte sich der 36-Jährige beim Luzerner Blasmusikverband. Dort startete er im Jahr 2020 mit insgesamt vier Kursen. Seinen Abschluss machte er im Februar. Danach ging es gleich los mit dem Dirigentenjob in Beinwil. Unter dem Motto «typisCH» zeigte die «Musig» nun, was sie mit dem neuen Dirigenten erarbeitet hatte. Zum Auftakt spielte sie «Gospel Brass Machine» von Mark Taylor, arrangiert von Adrian Spescha. Es folgte der Ohrwurm von Peter Reber «Io Senza Te». Nach «Swiss Mountain Swing» spielten die Musikanten «The Three Towers», ein dreiteiliges Stück des Schweizer Komponisten Marc Jeanbourquin. Der Moderator Heinz Loher wunderte sich, dass ein so erfolgreicher Komponist trotzdem noch als Lehrer arbeiten muss. Im Stück ging es um die drei Stadttürme von Fribourg. «Das hörte sich an wie Filmmusik, extrem schön», kam der Moderator ins Schwärmen und forderte gleich noch einmal Applaus vom Publikum.
Der Moderator hatte für seinen Auftritt orange Schuhe ausgewählt. Passend dazu kombinierte er ein oranges T-Shirt mit den Aufschriften Edinburgh und Schottland. Das passte auf den ersten Blick so gar nicht zum Schweizer Motto. Doch dann kamen zwei Stücke ins Spiel, die von Alan Fernie arrangiert wurden. Fernie unterrichtet in Schottland an den Schulen in Edinburgh. Fernies Stücke «Swiss Sounds» und «L’Inverno è Passato» waren dafür wieder sehr typisch für die Schweiz.
Zwei Jubilare
Nach der Pause spielten die Beinwiler den «Stockhorn-Marsch» von Sami Lörtscher. Weiter ging es mit «50 Jahre Polka» von Mario Bürki. Ebenfalls 50 Jahre feierten in diesem Jahr zwei Musikanten der Musikgesellschaft: Claudia Rosenberg und Erich Matthis. Es folgte ein Rätsel von nationalem Ausmass. Das Stück «W. Nuss vo Bümpliz» von Patent Ochsner birgt ein grosses Geheimnis. Bis heute weiss niemand ausser Büne Huber, wer diese W. Nuss ist. Auch Moderator Loher recherchierte lange im Internet, fand aber ebenfalls keine W. Nuss in Bümpliz. Es bleibt also weiterhin ein Geheimnis, wen Büne Huber hier in diesem Lied besingt. Apropos singen, das mussten auch die Musiker bei diesem Stück, und dann noch auf Berndeutsch.
Abschied als Präsidentin
Nun bog das Konzert langsam auf die Zielgerade ein, mit den Stücken «Alls was bruchsch uf dr Welt» von Ernst Jakober und «Üs ghört d Nacht» von Kunz. Letzteres wurde von Roger Müller arrangiert. Müller war der Theorielehrer von Zemp. Zemp war es auch, der von der Präsidentin noch auf der Bühne ein Geschenk überreicht bekam. Bevor er sich aufmachte, das letzte Stück anzustimmen. Es war «The Best of Polo Hofer», ein Medley des 2017 verstorbenen Mundart-Rocksängers. Doch auch nach den zwei Zugaben war noch lange nicht Schluss. Die über 150 Preise der Tombola warteten auf ihre Gewinnerinnen und Gewinner. An der Bar gingen noch bis tief in die Nacht Bestellungen ein.
Einen Wermutstropfen gab es: Für Aline Wiss war es das letzte Konzert als Präsidentin. Sie tritt Ende Jahr nach sieben Amtsjahren zurück. Damit sie mehr Zeit für ihre Familie hat. Immerhin bleibt sie der Musikgesellschaft erhalten. Schliesslich gibt es im nächsten Jahr für alle ein grosses Highlight im Freiamt: Mitte Juni findet der Aargauische Kantonale Musiktag in Oberrüti statt. --ew