Neues Leben in alten Mauern
23.07.2024 WohlenDie Sanierung des Chappelehofs steht kurz vor dem Abschluss
Noch sind diverse Kleinigkeiten zu erledigen. Doch das Projekt ist quasi abgeschlossen. Die Verantwortlichen ziehen trotz vieler Herausforderungen ein positives Fazit. «Der Geist des Hauses war stets ...
Die Sanierung des Chappelehofs steht kurz vor dem Abschluss
Noch sind diverse Kleinigkeiten zu erledigen. Doch das Projekt ist quasi abgeschlossen. Die Verantwortlichen ziehen trotz vieler Herausforderungen ein positives Fazit. «Der Geist des Hauses war stets spürbar», sagt Bauleiter Kurt Leuppi.
Chregi Hansen
Am Schluss des Gesprächs holt Kurt Leuppi ein grosses Gemälde aus einem Versteck. Es gehörte einer inzwischen verstorbenen Bewohnerin. «Niemand wusste, wohin damit. Während der ganzen Bauzeit stand es immer irgendwo im Haus herum und wurde mehrfach gezügelt. Immer mal wieder wollte es einer mitnehmen, aber es blieb doch hier, hat so alle Arbeiten hautnah miterlebt. Und sieht immer noch gut aus. Für mich symbolisiert es quasi die letzten drei Jahre», erklärt der Bauleiter.
Was mit dem Bild in Zukunft passiert, das sei noch offen. «Ich würde es schön finden, wenn es weiterhin eine Rolle spielt», schmunzelt Leuppi. Darum auch das Versteck. Allenfalls kommt es an der grossen Feier zur Einweihung des sanierten Chappelehofs wieder zum Vorschein. Die soll, obwohl die Arbeiten schon bald abgeschlossen sind, erst nächstes Jahr stattfinden. «Am 20. Mai 2025 ist der Spatenstich genau 60 Jahre her. Es ist der ideale Termin für eine solche Feier», sagt Paul Huwiler, der Präsident des Chappelehof-Vereins. Was genau dann passieren wird, ist noch unklar. «Wir sind einfach froh, dass diese grosse Aufgabe jetzt abgeschlossen ist», sagt er.
Grosse Erleichterung
Die Gesamtsanierung hat ihn während vielen Jahren gefordert. Von der Entwicklung des Projekts über die Finanzierung bis hin zur Realisierung. Mehrfach stand das Vorhaben auf der Kippe – sogar über einen Abriss wurde diskutiert. Nun erstrahlt dieses symbolträchtige Gebäude in neuem Glanz. Er verspüre einen gewissen Stolz, gibt Huwiler zu. Und auch Erleichterung. «Ich wüsste nicht, ob ich nochmals den Mut hätte, das anzupacken.» Das ist bei Bauleiter Kurt Leuppi genau andersrum. «Ich wäre sofort wieder dabei», sagt er strahlend.
Für den Villmerger war es das grösste Sanierungsprojekt, das er geleitet hat, er selbst spricht von der «Königsklasse». Und ist begeistert von der Aufgabe. «Ich hatte in diesen gut drei Jahren ganz viele wunderbare Begegnungen. Mit den Bewohnerinnen und den anderen Nutzern. Die Zusammenarbeit mit der Baukommission war immer konstruktiv. Und mit Verwalter Andy Bächer hatte ich einen fantastischen Co-Bauleiter, wir beide waren ein tolles Team», schaut er auf diese Zeit zurück. Er sei in dieser Zeit quasi mit dem Gebäude verschmolzen, habe immer wieder den besonderen Geist gespürt. «Dieser zeigt sich auch darin, dass trotz der Bauarbeiten verschiedene Anlässe ermöglicht wurden und die Bewohner hier wohnen bleiben durften. Diese Zwischennutzungen haben für Mehrarbeit und Mehrkosten gesorgt. Aber sie haben sich gelohnt», ist er überzeugt.
Gleichzeitig hätten die drei Jahre aber auch viele Nerven gekostet. «Zwischendurch waren zeitgleich 20 verschiedene Arbeitsgattungen auf 13 Teilbaustellen im Einsatz», berichtet Leuppi. Und wie es in einem alten Gebäude üblich ist, kommen etliche Probleme erst beim Bau zum Vorschein. Mussten Terminpläne angepasst werden. «Es ist nicht immer einfach, ein solch altes Gebäude so umzubauen, dass es den heutigen Ansprüchen und Normen genügt. Aber das Grundkonzept der Architekten hat funktioniert.» Zugleich brauchte es viel Verständnis und Geduld von allen Seiten. «Es ist schwierig, eine Zahnbehandlung durchzuführen, wenn ganz in der Nähe der Presslufthammer losrattert», macht Leuppi ein Beispiel. Man habe versucht, für die Nutzer und Bewohner stets erreichbar zu sein und alle Probleme schnell zu lösen. Wobei Letztere allerdings meistens Freude hatten am Geschehen. «Für sie war es spannend zu sehen, was mit diesem Haus passiert», weiss Verwalter Andy Bächer. «Ich wurde noch nie so oft zu einem Kaffee eingeladen wie hier», fügt Leuppi lachend an.
Kegelbahn muss noch warten
Paul Huwiler ist froh über den gewählten Weg. «Natürlich wäre es einfacher und billiger gewesen, das Haus zu leeren vor der Sanierung. Aber unsere Bewohner und Bewohnerinnen sind alle über 75 Jahre alt, wir können sie doch nicht aus ihrem Zuhause vertreiben», sagt er. Er spüre heute, wie dankbar diese sind über ihre neuen Wohnungen. «Sie sind sehr zufrieden mit dem, was sie bekommen haben, auch wenn sie weiterhin keinen besonderen Luxus haben», weiss er. Auch der Grossteil der Büroräume ist inzwischen vermietet, und schon bald wird das Restaurant seine Türen öffnen, am 24. August ist es so weit. Noch nicht ganz abgeschlossen ist die Sanierung des Untergeschosses, etwa der Kegelbahn. «Trotz der grossen Herausforderungen, der verschiedenen Zwischennutzungen und zeitweiligen Probleme bei den Lieferungen haben wir den Terminplan eingehalten», freut sich Leuppi. Dass noch kleine Details fehlen oder das eine oder andere ausgebessert werden muss, das sei normal bei einem Projekt dieser Grössenordnung. «Aber ohne den enormen Einsatz von Andy Bächer wäre das nicht möglich gewesen. Er war fast rund um die Uhr hier», lobt der Bauleiter. «Es war eine anstrengende Zeit. Ich bin froh, wenn alles fertig ist», gibt dieser zu.
Bereits viel Lob erhalten
Dass sich der Aufwand gelohnt hat, davon sind alle drei fest überzeugt. Den Chappelehof brauche es auch in Zukunft in Wohlen als Ort der Begegnung. «Der Saal wird bereits jetzt viel genutzt», berichtet Bächer. Das neue Aussehen werde dabei ebenso gelobt wie das aufgewertete Foyer. Aber auch der Innenhof hat durch die Sanierung massiv gewonnen, etwa dank den grossen Sonnensegeln. Die Jugendräume im Untergeschoss sollen schon bald wieder mit Leben gefüllt werden. Allenfalls kann auch die Musikschule die «Plattform» in Zukunft nutzen für Konzerte und als Probelokal. «Wir sind im Gespräch», so Präsident Huwiler.
Laufende Rechnung wird zur Herausforderung
Und wie sieht es finanziell aus? Die Sanierung dürfte gegen 13,3 Millionen Franken kosten. Inzwischen seien zwar alle Reserven aufgebraucht, erklärt Huwiler, aber die Kosten für die Sanierung könne man stemmen. Mehr Probleme wird der laufende Betrieb bereiten. «Weil die Zinsen gestiegen sind, wird die jährliche Belastung grösser», so der Präsident. Der Vorstand des Chappelehof-Vereins bleibt also gefordert. Doch vorerst herrscht einfach Freude über das gelungene Projekt. Und grosse Dankbarkeit. Besonders bei einem. «Dass ausgerechnet ich als Villmerger dieses Projekt begleiten durfte, erfüllt mich mit Stolz», sagt Kurt Leuppi.