Nicht auf den Vater gehört

  23.11.2021 Uezwil

Gemeindeversammlung in Uezwil im Zeichen der Verabschiedungen

Uezwil erhält eine Dorfchronik und eine neue Nutzungsplanung. Und ab nächstem Jahr auch eine neue Führung. Ammann Stefan Meyer und Vizeammann Martin Binder treten Ende Jahr zurück. Sie wurden mit Standing Ovations verabschiedet.

Chregi Hansen

«Es war mir eine Ehre»: Mit diesen Worten verabschiedete sich Stefan Meyer am Freitag von den Bürgern der Gemeinde. 15 Jahre lang war er im Gemeinderat dabei, die letzten vier Jahre als Ammann. «Es war eine interessante und lehrreiche Zeit, die ich nicht missen möchte», sagte er.

Dabei hat ihm sein Vater, früher selbst etliche Jahre Amme im Dorf, vom Amt abgeraten, als sich der Sohn eine Kandidatur überlegte. «‹Du machst dir nicht nur Freunde›, hat er mir damals gesagt», berichtet Meyer. Aber auch das gehöre eben zu einem Amt in der Exekutive, fügte er an. Er jedenfalls hat den Entscheid für das Amt nie bereut. Besonders gefreut hat ihn die gute Zusammenarbeit im Gemeinderat. Und auch den Kontakt zu der Bevölkerung hat er geschätzt – darum verabschiedete er sich von allen persönlich mit einer süssen Überraschung.

Zwei, die sich enorm eingesetzt haben

Stefan Meyer habe in all den Jahren seine Ressorts umsichtig und mit viel Engagement geführt, würdigte Vizeammann Martin Binder die Verdienste des scheidenden Kollegen.

Und sei vor vier Jahren bereit gewesen, als Amme noch mehr Verantwortung zu übernehmen. «Er war immer bestens vorbereitet an den Sitzungen, hat alle Geschäfte stets kritisch hinterfragt und war immer bereit, Alternativen zu prüfen», so Binder weiter. Er erlebte Meyer als zielstrebig, interessiert und auch sehr gesellig. «In all den Jahren sind wir auch privat Freunde geworden. Kurz gesagt: Stefan Meyer ist einfach ein guter Typ.»

Nach seiner Laudatio wurde auch Binder selber verabschiedet. Er war gar 16 Jahre im Rat aktiv, seit 2010 als Vizeammann. Schon kurz nach dem Zuzug hat dieser für das Amt kandidiert, berichtete Gemeinderat Thomas Füglistaler, der die Laudatio als lustiges Gedicht vortrug. Er war vor allem für das Bauwesen zuständig und hat es geschafft, an seiner letzten «Gmeind» die neue Nutzungsplanung durchzubringen. «Er war ein Chrampfer – bei ihm vereinten sich Tatendrang, Wissen und Herz», lobte Füglistaler seinen Amtskollegen. Dieser bedankte sich bei allen Uezwilern. «Es war eine gute Zeit, sonst wäre ich sicher nicht so lange im Amt geblieben.»

Neuer Ammann wird im kommenden Jahr Werner Trottmann, neuer Vize Thomas Füglistaler. Als neue Gemeinderäte wurden Christoph Bihr und Beat Gloor willkommen geheissen. Verabschiedet wurden auch die beiden Schulpflegerinnen Karin Vogel und Corinne Koch. Beide bleiben der Gemeinde aber erhalten und werden in Zukunft als Stimmenzählerinnen im Einsatz sein. In dieser Funktion lösen sie Therese Gassmann und Giuseppa Rose ab. Auch die Fiko-Mitglieder Lars Rose und Dominic Schwegler wurden an der «Gmeind» mit einem Dank für ihre Arbeit verabschiedet.

Streit um Schutzzone
Die Ehrungen standen im Zentrum der «Gmeind». Die übrigen Geschäfte wurden mit einer Ausnahme im Schnellzugstempo behandelt. Einzig bei der Behandlung der neuen Nutzungsplanung kam es zu einer längeren Diskussion. Landwirt André Stutz verlangte, dass das gesamte Gebiet zwischen der «Greberen» und der Waidackerstrasse aus der Landwirtschaftsschutzzone entlassen wird. Er habe hier in Hinblick auf eine spätere Aussiedlung Land zusammengeführt, das Vorgehen sei in den 90er-Jahren von Gemeinde und Grossrat genehmigt worden. Es könne nicht sein, dass solche Beschlüsse jetzt plötzlich nichts mehr gelten. «Mit Landwirtschaftsschutzzonen werden den Bauern Zwangsjacken angelegt und spätere Bauabsichten unnötig verkompliziert», kritisierte er. Darum stellte er einen Antrag auf eine Teilrückweisung.

Der Gemeinderat sprach sich jedoch dagegen aus. Im kantonalen Richtplan gelte dieses Gebiet als Landschaft von kantonaler Bedeutung. «Die Schutzzonen sind darum nicht verhandelbar», erklärte Lidia Räber vom Planungsbüro Marti Partner, welche die Planungskommission in den letzten Jahren begleitet hat. Eine spätere Aussiedlung sei dadurch aber nicht ausgeschlossen, bei Vorliegen eines konkreten Projekts könne eine Teilrevision beantragt werden. Der Antrag von Stutz wurde mit 14 Nein zu 5 Ja bei ganz vielen Enthaltungen abgelehnt, die neue Nutzungsplanung und schliesslich auch das neue Gebührenreglement mit grossem Mehr genehmigt.


Die Beschlüsse

An der «Gmeind» in Uezwil nahmen 57 der 356 Stimmberechtigten teil. Sie fällten folgende Beschlüsse: 1. Protokoll. – 2. Entschädigung des Gemeinderates Uezwil. – 3. Kredit über 70 700 Franken als Gemeindeanteil für ein neues Tanklöschfahrzeug der Feuerwehr Büttikon-Uezwil. – 4. Kredit über 46 000 Franken für eine Dorfchronik. – 5. Genehmigung Budget 2022 mit einem Steuerfuss von 106 Prozent. 6. Gesamtrevision Nutzungsplanung Siedlung und Kulturland: 6.1 Genehmigung Bauzonen- und Kulturlandplan sowie BNO: Teilrückweisungsantrag André Stutz mit 14:5 abgelehnt; neue Nutzungsplanung mit grossem Mehr genehmigt. 6.2 Genehmigung Gebührenreglement zur Bau- und Nutzungsordnung.


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