Nochmals alle zusammen
15.03.2024 Hägglingen, Region UnterfreiamtDas «Berghüsli»-Wirtepaar Susi und Hanspeter Schurtenberger geht in Pension
Es ist eine der Ausflugsbeizen der Region schlechthin: Abgeschieden und im Grünen gelegen, zieht das «Berghüsli» im ...
Das «Berghüsli»-Wirtepaar Susi und Hanspeter Schurtenberger geht in Pension
Es ist eine der Ausflugsbeizen der Region schlechthin: Abgeschieden und im Grünen gelegen, zieht das «Berghüsli» im Weiler Rüti mit seinem urchigen Charme an. Bedient haben hier die letzten Jahre Susi und Hanspeter Schurtenberger. Nun gehen sie in Pension. Doch vorher öffnen sie morgen Samstag noch ein letztes Mal die Türen – und laden zur «Ustrinkete» ein.
Celeste Blanc
«Einmal Bergwasser mit Eis, bitte!» Es ist kurz nach 17 Uhr. Erst wenige Minuten ist das «Berghüsli» offen, da trudeln bereits die ersten Gäste ein. Sie alle möchten noch ein letztes Mal bei Susi und Hanspeter Schurtenberger einkehren, bevor diese den Schlüssel an ihren Nachfolger übergeben. «Es ist die Ruhe vor dem Sturm», meint die Wirtin und begrüsst ihre Stammgäste, die sie alle beim Vornamen kennt. Auch wenn das urchige Restaurant im Weiler Rüti in den letzten drei Monaten abends immer ausgebucht war, hält sie den Stammtisch konsequent frei. «Nur einmal kam es vor, dass ich den Stammtisch besetzten musste. Doch in diesen Tagen soll der Platz für jene sein, die uns über all die Jahre die Treue gehalten haben.»
Schwierige Situation macht selbstständig
Seit sechs Jahren wirtet Susi mit ihrem Ehemann Hanspeter Schurtenberger in der Ausflugsbeiz. Als gelernte Köchin stand die gebürtige Schaffhauserin an fünf Tagen in der Woche in der Küche, bereitete hauptsächlich die Spezialität des Hauses vor: Cordon bleu in verschiedenen Variationen. Hinzu kamen Pouletflügeli, gut bürgerliche Gerichte, im Winter selbst gemachtes Fondue. Ehemann Hanspeter hingegen stand hinter dem Tresen, bewirtete die Gäste. «Susi ist die Energische, ich bin der Gemächliche», lacht der Wirt.
Die Schurtenbergers haben sich als Wirtepaar über all die Jahre hervorragend ergänzt. Ehefrau Susi kommt ursprünglich aus der Gastronomie, hat Pfiff, ist gesellig. Hanspeter Schurtenberger hingegen eigentlich gelernter Schreiner, hat ein Händchen für die Gäste und ist die Ruhe in Person. Wie kam es, dass er als gelernter Schreiner plötzlich in der Gastro landete? «Damals standen wir beide beruflich vor einer schwierigen Situation. Es brauchte eine Veränderung – und die war dann ein bisschen radikal, zumindest für mich», erzählt er. Man entschloss sich, gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen. Am Schluss sollte es ein eigenes Restaurant sein. Das ist mittlerweile nun über 13 Jahre her. «Die Arbeit war und ist anspruchsvoll und anstrengend – und doch auch dankbar, wenn man sieht, wie positiv die Rückmeldungen der Gäste immer waren. Und unser Team hat uns immer super unterstützt.»
Beinahe-Kollision mit Tesla
Nachdem man acht Jahre im Restaurant Hirschen in Anglikon wirtete, verschlug es die Schurtenbergers 2018 nach Rüti. Urchig, charmant – das Lokal mit alpinem Flair gefiel sofort. Auch wenn die Arbeit vor allem im Sommer nicht immer ungefährlich war: Da die Gartenbeiz auf der anderen Strassenseite liegt, führte der Service an schönen Sommertagen primär über die Landstrasse zwischen Hägglingen und Niederwil. «Und die ist dichter befahren als man vermutet», so Susi Schurtenberger und lacht: «Immerhin war es nur einmal knapp gewesen, als ich mit zwei Fitnesstellern in der Hand fast über den Haufen gefahren wurde.» Und winkt ab, dass das doch «en Seich» sei, dass man die neuen Autos nicht mehr höre.
Herzlich, von der Leber weg und durch und durch bodenständig tritt die Wirtin auf. Ihre direkte Art schafft Nähe. Eine der Eigenschaften, welche die Gäste immer wieder ins «Berghüsli» zog. Hauptsächlich von Niederwil, Hägglingen und Wohlen kehrten die Gäste ein, aber auch aus Zürich, St. Gallen und der Innerschweiz kamen sie. «Beim ersten Mal, weil sie die hier lebenden Freunde oder Verwandten hierhin ausführten, beim zweiten Mal dann, weil sie herkommen wollten», so Susi Schurtenberger.
Das habe man auch in den letzten Wochen gesehen. Seit im Herbst letzten Jahres bekannt wurde, dass die Schurtenbergers in den Ruhestand gehen, sind praktisch alle Abende mit Reservationen ausgebucht gewesen. Und das Telefon stand nur selten still. «Nein, Entschuldigung, es ist alles ausgebucht», hört man Susi Schurtenberger auch an diesem Abend am Telefon sagen, das bereits zum dritten Mal geklingelt hat. Für Hanspeter Schurtenberger ist das ein grosses Lob für all die Arbeit: «Das ist eine sehr schöne Wertschätzung.»
Nachfolger übernimmt «Berghüsli» ab Mitte April
Auch wenn die Arbeit mit den Gästen, mit denen man zu vielen eine freundschaftliche Beziehung pflegt, das Besondere am Beruf war, ist das Wirtepaar auch froh, dass mit dem morgigen Tag die lang verdiente Pension ansteht. Pläne und Vorhaben gebe es noch keine. «Zuerst müssen wir die Füsse hochlegen und entspannen. Danach schauen wir weiter», meinen Susi und Hanspeter Schurtenberger. «Die letzten Wochen waren intensiv. Wir freuen uns auf die Zeit, in der wir es ein wenig lockerer nehmen können.» Und es freue beide, dass für sie eine Nachfolge gefunden worden ist, die das «Berghüsli» weiterführt. Ab Mitte April öffnet dieses unter einem neuen Pächter.
Doch bevor ihre Ära zu Ende geht, geniessen beide die letzten Tage. Vorfreude herrscht auf die «Ustrinkete» morgen Samstag. Ein letztes Mal werden die Türen geöffnet, Platzreservationen gibt es keine. Offeriert wird «Ghackets mit Hörnli». «Da soll jeder vorbeischauen, wie er will, im Zeichen des Zusammenkommens», so die Wirtin.