Plan B tritt in Kraft

  04.05.2021 Wohlen

«Judo goes Orient» fährt los

Das Team von «Judo goes Orient» bringt rund drei Tonnen Hilfsgüter nach Bulgarien und Rumänien.

Immer wieder wurden die sechs Wohler Judokas bei ihrem Vorhaben, Hilfsmaterial nach Osteuropa zu bringen, ausgebremst. In erster Linie durch die Coronapandemie, die sowohl im letzten wie auch in diesem Jahr für eine Absage der Europa-Orient-Rallye gesorgt hat. Jetzt fahren die Kampfsportler auf eigene Faust los. --jl


Das Abenteuer beginnt

Das Rallye-Team «Judo goes Orient» fährt auf eigene Faust los

Das Team von «Judo goes Orient» bricht morgen Mittwoch nach Rumänien auf. Nachdem die Europa-Orient-Rallye abgesagt wurde, fahren sie auf eigene Faust los. Mit einem gewissen Restrisiko.

Josip Lasic

Es herrscht Leben in der «Oase» an der Unteren Farnbühlstrasse 52 in Wohlen. Das Team von «Judo goes Orient» arbeitet auf Hochtouren, um die drei Autos mit den Namen «Gloria», «Selma» und «Alexa» mit den rund drei Tonnen Hilfsmaterial, die sie gesammelt haben, zu beladen. Morgen Mittwoch brechen die sechs Judokas auf, um die Hilfsgüter in die Waisenhäuser in Piatra Neamt (Rumänien) und in Tryavna (Bulgarien) zu bringen.

«Der Spass ist in den Hintergrund gerückt», so Teamkapitän Andreas Schmid. «Es geht jetzt wirklich in erster Linie darum, dass wir die Hilfswaren abliefern können.»

Europa-Orient-Rallye ist abgesagt

Ursprünglich wollte das Team an der Europa-Orient-Rallye teilnehmen und dieses Abenteuer mit der Hilfsaktion für die beiden Waisenhäuser verbinden. Und ursprünglich sollte das eigentlich im Vorjahr stattfinden. Dann kam die Coronapandemie und die Absage der Rallye 2020. Im vergangenen Sommer wollten die Judokas auf eigene Faust losfahren. Aber auch das ging nicht – wegen Corona. Jetzt wollten die sechs Sportler dieses Jahr an der Europa-Orient-Rallye teilnehmen. Diese wurde aber – erneut wegen der Pandemie – wieder abgesagt. Immerhin können die sechs Kampfsportler jetzt auf eigene Faust losfahren. «Das sind wir unseren Sponsoren schuldig. All denen, die unsere Hilfsprojekte mit Material und finanziell unterstützt haben. Und es wird auch Zeit, dass die Waisenhäuser ihre Waren erhalten», erklärt Joél Berger.

Mit viel Ungewissheit im Gepäck

Die Reise auf eigene Faust zu Zeiten von Corona wird aber nicht ganz einfach. Roger Hofer erklärt, dass Rumänien die Schweiz auf die Liste der Risikoländer gesetzt hat. «Unser erster Halt wird deshalb das Kantonsspital Baden sein, wo wir einen PCR-Test machen lassen», sagt Hofer. «Mit einem negativen Test sollte es möglich sein, in Rumänien reinzukommen.» Andreas Schmid ergänzt: «Wir haben uns auch impfen lassen. Zwar haben wir nur die erste Impfung erhalten, aber es ist besser als gar nichts.» Die Reiseroute führt das Team über Deutschland, Österreich und Ungarn nach Rumänien. «In Ungarn dürfen wir den Transitkorridor nicht verlassen. Sie haben innerhalb des Landes Routen festgelegt, auf denen man sich bewegen darf, wenn man Ungarn durchquert», erklärt Hofer. Dann hofft das Team, in Rumänien einreisen zu können und dort das Waisenhaus beliefern zu können. Ausserdem wollen die Judokas dort den Transportbus der Suppenküche bekleben, bei dessen Finanzierung sie geholfen haben. «Die Suppenküche beliefert wöchentlich über 100 Familien in den umliegenden Gemeinden mit warmen Mahlzeiten», so Andreas Schmid. «Hauptsponsor für diesen Bus war der STV Besenbüren. Wir haben Aufkleber organisiert, um an den Turnverein zu erinnern, der die Finanzierung ermöglicht hat.» Danach soll es nach Bulgarien gehen, wo das zweite Waisenhaus beliefert wird. Zuletzt geht es in die Schweiz zurück, wo die sechs Judokas zehn Tage in Quarantäne müssen. So sieht zumindest der Plan aus. Ob das alles so gelingen wird, steht in den Sternen.

«Wir müssen in Rumänien einen zweiten PCR-Test machen, damit wir in Bulgarien einreisen können. Dazu hoffen wir, dass wir ins Land kommen, ohne in Quarantäne zu müssen», sagt Andreas Schmid. «Ausserdem fahren wir mit einer grossen Ungewissheit los. Wir kriegen das Ergebnis vom ersten PCR-Test aus der Schweiz erst einen oder zwei Tage später», erklärt Philipp Schmid. «Was machen wir, wenn einer plötzlich positiv ist? Es ist viel Improvisationsfähigkeit vom gesamten Team gefragt. Insofern wird die Fahrt dennoch ein Abenteuer. Wenn auch auf andere Weise, als wir uns das zunächst vorgestellt haben.»

Rallye-Teilnahme nächstes Jahr?

Bereits 2016 fuhren sechs Wohler Judokas unter dem Motto «Judo goes Orient» an der Europa-Orient-Rallye mit. Vom aktuellen Team waren damals nur Roger Hofer und Andreas Schmid dabei. «Es tut mir ein wenig leid für meine Teamkollegen, die zum ersten Mal dabei sind», sagt Andreas Schmid. «Dadurch, dass wir nicht an der Rallye teilnehmen und zeitlich eingeschränkt sind, können sie nicht so sehr Land und Leute kennenlernen, wie es uns damals bei der ersten Reise möglich war.»

Das Team ist aber optimistisch. «Nur schon die Reise bis zum Waisenhaus in Rumänien wird uns in genug abgelegene Gegenden führen», sagt Joél Berger.

Es gibt einiges, was sich das Team vorgenommen hat, was es nicht durchführen kann. So haben sie auch Hilfsgüter für die Türkei gesammelt, wo das Ende der Rallye gewesen wäre. Andreas Schmid: «Es ist in erster Linie Schulmaterial, das wir jetzt auch in Rumänien und Bulgarien zu verteilen versuchen.» Auch hätten die Autos ursprünglich am Ende der Rallye dort gelassen und für wohltätige Zwecke genutzt werden sollen, erklärt Schmid weiter. «Wir fahren jetzt zurück. Vielleicht wollen einige vom Team nächstes Jahr doch noch an der Rallye starten.»

An der Motivation soll es jedenfalls nicht scheitern. «Der Super-GAU wäre, wenn wir die Güter jetzt wieder nach Hause bringen müssten und nicht verteilen könnten», so Joél Berger. «Ich rechne aber nicht daran. Wir sind als Team so extrem motiviert. Immerhin geben wir freiwillig zehn Tage Ferien dafür her, um in Quarantäne zu gehen. Da werden wir auch einen Weg finden, um zu den Waisenhäusern zu kommen.»


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