Poetisches Sommerfest voller Musik

  19.07.2022 Boswil

Internationaler Opernnachwuchs zu Gast im Künstlerhaus Boswil

Mit dem für das Künstlerhaus neuen «Opernlabor» fanden erstmals junge Sängerinnen und Pianistinnen in Boswil zusammen, um Garten und Haus zum Singen und Klingen zu bringen. Ein Liegestuhlkonzert unter Bäumen bildete den krönenden Abschluss der Kurswoche.

Susanne Schild

Künstlerisch angeleitet von Stefanie Braun, Opernsängerin und Kulturmanagerin, musikalisch von Anne Hinrichsen, Studienleiterin und Kapellmeisterin am Stadttheater Bielefeld, studierten sechs Sängerinnen und zwei Pianistinnen während einer Woche ausgewählte Werke ein. Als Liegestuhlkonzert wurden diese zum Abschluss aufgeführt.

«Die erste Ausgabe des ‹Opernlabors› war eine sehr intensive Woche und ein Erfolg auf ganzer Linie. Jede Teilnehmerin hat einen sehr grossen Sprung nach vorne gemacht», so das Fazit von Stefanie Braun. Und weiter: «Fernab jeden Stadtgetümmels in dem kleinen, malerischen Ort Boswil konnten sie sich gezielt auf ihre Bühnenkarriere vorbereiten.» Jede Teilnehmerin habe eine grosse Entwicklung durchgemacht, sei es stimmlich oder menschlich. «Sie haben eine positive Veränderung und Stärkung erlebt.»

Ein Ort voller Mut und Freiheit

Das «Opernlabor» sei eine Gesamtkombination, die eine Lücke auf dem Markt schliessen würde. Die Kursteilnehmerinnen erhielten ein besonderes Vorsingtraining mit professionellem Feedback von Agenten und Casting-Consultants. Körperarbeit bei Gesang und Instrument, dramatische Musikgestaltung, Musikpsychologie und Auftrittskompetenz wurden vor idyllischer Kulisse vertieft. Und auch mental wurden die Teilnehmerinnen gestärkt. Beispielsweise durch Mentaltraining, Feldenkrais oder Yoga. «All diese Dinge deckt eine Hochschule oder ein klassischer Meisterkurs so nicht direkt ab», betont Stefanie Braun. Mit dem «Opernlabor» habe man ein Experiment gewagt. «Boswil ist dafür genau der richtige Ort. Hier darf etwas anders passieren. Es ist ein Ort voller Mut und Freiheit.» Man habe sich miteinander auf etwas eingelassen. «Im Operngesang ist der Konkurrenzdruck gross.» Doch in dieser Woche habe man Musik miteinander, füreinander und für das Publikum gemacht. Das sei ein einmaliges Erlebnis gewesen, so die Kulturmanagerin. Man habe sich als gemeinsame Ressource verstanden, arbeitete mit Herzblut zusammen. «Wichtig war auch, dass die Pianistinnen und Sängerinnen zusammen gelernt und geprobt haben.» Es sei ein wunderbares Miteinander und kein Gegeneinander gewesen. «Die Nähe und Begeisterung übertrug sich dann auch am Konzertabend auf das Publikum, dadurch entstand der Zauber.»

Ein Konzert der besonderen Art

Entstanden ist eine überraschende Collage, ein Konzert, bei dem man sich fallen lassen konnte. Ohne vorgedrucktes Programm, einfach die Musik und das Ambiente geniessen. Ein «On Site»-Konzert im Liegestuhl. «Wir wollten bewusst weg vom klassischen Konzertformat», sagt Stefanie Braun. An diesem Konzert folgte nicht Auftritt auf Abtritt, sondern eine Geschichte wurde erzählt. «Dass wir den Aussenbereich bespielen konnten, hat erheblich dazu beigetragen. Wir konnten den Ort mit in unsere Musik einbeziehen.»

Zwar sei der Rahmen und das Bühnenbild durch das künstlerische Konzept vorgegeben gewesen, aber dieser sei gemeinsam gefüllt worden. «Jede Sängerin konnte sich so einbringen, wie sie wirklich ist, wie sie sich fühlt, konnte sich selbst sein. Diese Authentizität hat auch das Publikum gespürt. Der Funke der Begeisterung ist übergesprungen.»

Einfaches Konzept, grosse Wirkung

Erzählt wurde die Geschichte eines lauen Sommerabends. Ein Tisch, sechs Stühle und der Garten des Künstlerhauses waren das Bühnenbild.

Zum Schluss wurde dann noch das Publikum ein direkter Teil des «Opernlabors». Als «Opernlabor-Chor» sang man gemeinsam mit den Sängerinnen «Wir winden dir den Jungfernkranz» aus «Der Freischütz», von Carl Maria von Weber. Am Piano begleitet von Utako Washio. Stefanie Braun bedankte sich beim Publikum für den grossen Applaus. «Wir haben heute Abend eine schillernde Seifenblase kreiert. Und alle sind mitgeflogen.» Jetzt könnten aus der grossen Seifenblase viele kleine Kugeln entstehen, die jeder einstecken und mit nach Hause nehmen könne. «Diese sollen dann schillern, wenn es einem einmal nicht so gut geht.» Sie seien eine Erinnerung an einen unvergesslichen Abend. «Wir haben musikalisch einen Tisch gedeckt, an dem dann gemeinsam gegessen, gelacht und getrunken werden konnte, das war die Idee», so Braun.

Nach dem Konzert, als das Publikum gegangen war, wurde dann tatsächlich an dem Tisch gegessen und gelacht. «Alle Kursteilnehmer sassen zusammen und reflektierten über die Tage im Künstlerhaus.» Stefanie Braun ist zuversichtlich, dass das nicht die erste und letzte Ausgabe des «Opernlabors» war. «Das Konzept passt in die Ausbildungsformate des Künstlerhauses, die das Opernlabor nun durch Gesang noch ergänzt.»


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