«Repol-System ist richtige Lösung»
01.09.2023 Zufikon, Region Bremgarten«Auf ein Mineral …» mit Christian Baumann, ehemaliger Gemeindeammann von Zufikon
Er war drei volle Amtszeiten Gemeindeammann von Zufikon. Nun tritt Christian Baumann seit 20 Monaten kürzer. Er war stets der Ammann der klaren Worte. Dieser Haltung ist ...
«Auf ein Mineral …» mit Christian Baumann, ehemaliger Gemeindeammann von Zufikon
Er war drei volle Amtszeiten Gemeindeammann von Zufikon. Nun tritt Christian Baumann seit 20 Monaten kürzer. Er war stets der Ammann der klaren Worte. Dieser Haltung ist er treu geblieben. Dies gilt für Zufikon, für die Erneuerung der Kreuzung Bibenlos und für das System der Regionalpolizei.
Daniel Marti
Vom engagierten Gemeindeammann in Zufikon zum Polit-Pensionär. Wie fühlt sich dieser Wechsel an? Und haben Sie vor zwei Jahren richtig entschieden, nicht mehr zur Wiederwahl anzutreten?
Christian Baumann: Ich habe mit Bestimmtheit richtig entschieden, keine weitere Amtszeit anzustreben. Damals wurde die Arbeit als Gemeindeammann zur Routine. Das bedeutet dann schnell Stillstand und somit Rückschritt. Und der Wechsel fühlt sich hervorragend an. Ich kann meinen Alltag frei gestalten und das ist bereichernd. Zwei Mandate habe ich dagegen gerne behalten. Die Arbeiten als Baukommissionspräsident des Gemeindeverbandes Regionale Alterszentren und als Funktionär des A bwasserverbandes Bremgarten Mutschellen bereiten mir viel Spass.
Nun mit Distanz: Sind Sie zufrieden mit der Entwicklung von Zufikon und mit der regionalen Zusammenarbeit?
Das ist ein heikles Thema. Von aussen sieht man viele Sachen anders, als wenn man selbst als Akteur auf dem Platz steht. Und selbstverständlich sieht man dann auch Themen, bei denen es Handlungsbedarf gibt.
Ein Beispiel bitte.
Die Entwicklung des Strompreises. Die verlangt Anpassungen auf der Gemeindeebene. Das ist ein schwieriges Metier, das vor allem Professionalität benötigt. Es braucht auch Gespür und Know-how, um den Strompreis festzulegen. Das beste Beispiel ist die Gemeinde Oberlunkhofen, die dann mit einer massiven Strompreiserhöhung reagieren musste.
Was empfehlen Sie denn?
Es ist wichtig, dass ein Umdenken stattfindet, nicht nur auf regionaler, sondern mindestens auf kantonaler Ebene. Der Strom wird heute wie eine Ware an der Börse täglich, stündlich, ja minütlich gehandelt. Wie will da eine Elektra-Kommission auf Gemeindeebene den richtigen Zeitpunkt für einen Kontrakt, für einen Stromkauf für eine längere Zeitphase erwischen? Ein Ding der Unmöglichkeit. Die verantwortlichen Kommissionsmitglieder sind in unserem Milizsystem privat täglich im Berufsleben absorbiert. Ein kurzfristiges Reagieren an den Strombörsen ist daher schlicht nicht möglich beziehungsweise ausgeschlossen. Ein Delegieren an die grossen Stromeinkäufer, wie zum Beispiel BKW oder AEW, erachte ich, nicht zuletzt aus Abhängigkeitsüberlegung, als problematisch. Also nicht nur die Frage, wann, sondern auch bei wem kaufe ich den Strom preisgünstig ein, steht im Raum. Der Stromkunde darf nicht zum Spielball der Spekulation avancieren.
Ihre Gemeinde hat ein treffendes Motto. «Zufikon – einfach lebenswert». Warum stimmt dieses Motto immer noch?
Das stimmt tatsächlich so. Zufikon ist die Perle der Schweiz. Dafür gibt es drei Gründe. Von Zufikon aus bin ich in einer halben Stunde am Flughafen und wir haben trotzdem keinen Fluglärm. Mit dem öffentlichen Verkehr ist man im Nu in Zürich oder mit dem Auto in zehn Minuten auf der Autobahn, dagegen haben wir keinen Stau und keinen Autobahnlärm. Und mit dem Flachsee liegt ein schönes Naherholungsgebiet gleich am Dorfrand. Ebenso haben wir eine grüne Lunge fast mitten im Dorf. Ich kenne kein Dorf, das dies alles toppen kann. Weiter verfügen wir über hervorragende Schulen, gute Einkaufsmöglichkeiten an der Ortsgrenze. Und der Steuerfuss ist mit 85 Prozent attraktiv.
Sie sind stets ein kritischer Betrachter gewesen. Beispiel Kreuzung Bibenlos. Da haben Sie sich stets eingebracht, obwohl der Knoten auf Bremgarter Boden ist. Wie sind Sie nun mit dem Projekt und dem Zeitplan (Start 2025) zufrieden?
Zusammen mit Bremgartens Stadtammann Raymond Tellenbach habe ich den Stein ins Rollen gebracht. Wir haben Regierungsrat Stefan Attiger klargemacht, dass es mit diesem Knotenpunkt so nicht weitergehen kann. Mit einer Verkehrszählung wurde dies untermauert. Und alle haben dann gemerkt, dass die Situation grauenhaft ist. Die erste Planung in Aarau war dann nicht akzeptabel. Und wir mussten erneut intervenieren. Wir zeigten auf, dass die Verbesserung des Knotens ohne Landenteignungen geschehen muss. Denn sonst dauert das ewig, vor 2030 wäre wohl nichts passiert.
Und jetzt sind Sie zufrieden?
Der aktuelle Stand ist okay. Sämtliches Land, das nun zusätzlich benötigt wird, gehört bereits dem Kanton Aargau. Das ist gut so. Und ein Modell zeigt auf, dass mit dem geplanten Ausbau der Verkehrsfluss verbessert wird. Allerdings müsste man auch jetzt weiterdenken, und zwar auf der gesamten Achse Mutschellen, Bremgarten, Wohlen. Das ist nötig wegen des Rückstaus, der jetzt schon fast nicht mehr erträglich ist. Bei diesen Überlegungen sollte man auch gleich die Südumfahrung in Wohlen einbeziehen.
Sie waren lange Zeit Kommissionsmitglied der Repol Bremgarten. Das System mit der Regionalpolizei liegt Ihnen also am Herzen.
Von meiner Tätigkeit her habe ich sowohl mit der Regionalpolizei als auch mit der Kantonspolizei zusammengearbeitet. Ich kann das also vergleichen. Das System mit der Regionalpolizei kommt der Bevölkerung zugute.
Wie sehen Sie denn die gegenwärtige Situation betreffend Dualsystem Repol/Kapo oder Einführung einer Einheitspolizei?
Wer über eine langjährige Erfahrung mit der Repol verfügt, wird diese niemals missen wollen. Bei anstehenden Parlamentswahlen lässt sich im Kanton Aargau ein solches Thema natürlich bestens bearbeiten. Selbst unter dem Aspekt der Finanzen gibt es keine Grundlage, das bestehende Dualsystem zu verlassen. Wenn dies der Fall wäre, darf die Sicherheit nicht leiden. Daher kann ich die anstehenden Diskussionen einer Einheitspolizei im Kanton Aargau beim besten Willen nicht nachvollziehen. Das Beispiel Wettingen zeigt unmissverständlich auf, dass es sich nicht um eine Systemproblematik, sondern um die Führung handelt.
Was meinen Sie damit?
Der Fall im Limmattal wurde medial gross ausgeschlachtet. Wenn ein relativ grosses Polizeikorps Hilferufe aussendet, scheint Handlungsbedarf vorhanden zu sein. In Wettingen bei der Repol sollen angeblich gegen 15 Stellen von total 40 unbesetzt beziehungsweise vakant sein; bei dieser prekären Situation müssen alle Ampeln auf Rot stehen, wenn die Repol ihren Dienst nicht mehr gemäss Pflichtenheft abdecken kann. Das Problem liegt meines Erachtens in der operativen Führung und eben nicht im System. Der Gemeinderat beziehungsweise Gemeindeammann als Vorgesetztenstelle der Repol Wettingen steht ebenfalls in der Verantwortung.
Bei vielen Repols gibt es immer wieder grössere Vakanzen, auch in unserer Region. Wo liegen die Gründe?
Auch wenn diverse Repol-Mitarbeitende in den Kanton Zürich gewechselt haben, da sie dort angeblich mehr verdienen können, ist das schwer nachvollziehbar. Als langjähriges Kommissions- und Ausschuss-Mitglied der Repol Bremgarten weiss ich, dass die Saläre bei der Repol mindestens vergleichbar mit denjenigen der Kapo sind. Die verbleibenden Mitarbeitenden leisten durch diese inakzeptable Situation einen Mehrdienst, was auf die Dauer nicht tragbar ist, und weitere Kündigungen könnten aus Resignation folgen.
Sie wollen also klar zum Ausdruck bringen, dass das gegenwärtige System das einzig richtige ist?
Ja. Eine Repol deckt in ihrer Region diverse Gemeinden mit polizeilichen, sicherheitsrelevanten Aufgaben ab. In der Regel wird pro Gemeinde jeweils ein Repolmitglied zugeteilt, welches dann als Ansprechpartner zum Beispiel für die Gemeindebehörde dient. Das kann eine Kapo nicht abdecken. Während meiner politischen Aktivität musste ich mehrmals feststellen, dass die Kapo für andere Aufgaben verantwortlich zeichnete. Die Repol hat mit ihrer Arbeit jedoch mehr Tiefe. Hotspots, Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern, Ortskenntnisse generell, Patrouillenfahrten usw. kann eine Kapo in dieser Intensität nicht abdecken. Kommt dazu, dass die Freundlichkeit und das Verständnis der Repol in der Regel bedeutend angenehmer sind, klar gilt auch hier keine Regel ohne Ausnahme.