«Respekt ist uns wichtig»

  17.12.2021 Kampfsport

Die Brüder Arben und Albert Shtufi führen das Reunion Jiu Jitsu in Wohlen

Die Kampfsportart Brazilian Jiu Jitsu gewinnt immer mehr Popularität. Nicht zuletzt, weil viele Mixed-Martial-Arts-Grössen wie Conor McGregor sich ihre Bodenkampf-Fähigkeiten im Brazilian Jiu Jitsu angeeignet haben. Die Wohler Brüder Arben und Albert Shtufi führen einen Verein in diesem Kampfsport.

Albert Shtufi muss das Gespräch mit dieser Zeitung beim Besuch im Reunion-Jiu-Jitsu-Dojo in Wohlen immer wieder unterbrechen. Gemeinsam mit seinem älteren Bruder Arben zeigt er den Trainingsteilnehmern die nächste Übung vor. Er verbeugt sich jedes Mal, wenn er die Trainingsfläche betritt und wieder verlässt.

Brazilian Jiu Jitsu ist die südamerikanische Weiterentwicklung der japanischen Kampfkünste Judo und Jiu Jitsu. Der Schwerpunkt liegt auf dem Bodenkampf, wobei auch Wurftechniken aus dem Stand trainiert werden. Viele der fernöstlichen Traditionen hat sich der Sport bewahrt. Das Gurtsystem, die Hierarchien und die Regeln des Anstands und Respekts beim gemeinsamen Training. «Das ist uns sehr wichtig», sagt der 27-jährige Albert Shtufi. «Brazilian Jiu Jitsu ist für uns so viel mehr als nur Kampfsport. Es stärkt einen mental, es fördert den Respekt und die Umgangsformen untereinander, man trainiert Motorik, Kraft und baut Selbstvertrauen auf.»

Vom Fussball zum Kampfsport

Arben und Albert Shtufi sind in jüngeren Jahren zwei verheissungsvolle Fussballtalente. Sie durchlaufen die Juniorenabteilungen des FC Wohlen. Arben, der Ältere der beiden, kommt in der Saison 2010/2011 sogar zu einem Teileinsatz in einem Challenge-League-Spiel des Fanionteams.

Fussball gibt ihnen irgendwann nicht mehr das, was sie suchen. «Mit 18 Jahren habe ich mich entschlossen, aufzuhören», sagt Albert Shtufi. «Ein Kollege hat mich dann 2013 in Wohlen in ein Trainingslokal mitgenommen, wo ich einen ersten Einblick in die Sportart bekommen habe. Danach haben wir jahrelang mit einem Team in Zürich trainiert und uns 2020 entschlossen, nach Wohlen zurückzukehren. Deshalb auch der Vereinsname ‹Reunion›. Ich wohne jetzt zwar in Waltenschwil und Arben in Othmarsingen. Aber wir sind in Wohlen aufgewachsen und haben auch hier mit Kampfsport begonnen. Der Verein ist eine Wiedervereinigung mit unseren Wurzeln.» Allerdings ist Wohlen mit je zwei Judound Karate-Clubs sowie Kickboxing Wohlen eine Kampfsporthochburg. Und wenn man den Blick auf das erweiterte Freiamt richtet, kommen zahlreiche weitere Kampfsportarten und -vereine hinzu. Ist es da für den jungen Verein nicht schwierig, Mitglieder für sich zu gewinnen? «Nein. Brazilian Jiu Jitsu ist ein Kampfsport, der in den letzten Jahren viel Zuwachs bekommen hat», erklärt Arben Shtufi. «In der Region sind wir aber die Einzigen. Der nächste Verein ist in Aarau. Wir haben jetzt rund 20 Mitglieder und hoffen, dass es weiterhin mehr werden.»

Hoffnung auf mehr Wettkämpfe

«Das grössere Problem für uns war die Pandemie», fügt Albert Shtufi lachend an. «Man muss sich das mal vorstellen. Wir haben unser Dojo im Februar 2020 eröffnet. Kurze Zeit später durften wir wieder schliessen.» Ein Problem während der Pandemie war auch der Mangel an Wettkämpfen. Die Brüder, beide Träger des braunen Gurtes, sind kompetitiv orientiert. Europaweit haben sie jeweils über 50 Kämpfe absolviert und diverse Erfolge feiern können. Arben Shtufi: «Unser Ziel ist, im nächsten Jahr ein Anfängertraining anbieten zu können, um neue Mitglieder für uns zu gewinnen, und ein zusätzliches Training für Kämpfer, die sich auf Turniere vorbereiten.» Er ergänzt: «Auch wenn wir wettkampforientiert sind, soll alles fair und mit Respekt ablaufen. Es gibt nach wie vor noch das Klischee, dass Kampfsportler irgendwelche Schlägertypen sind. Das sind wir nicht und wollen wir nicht sein. Wenn jemand mit dieser Einstellung zu uns ins Training will, ist er am falschen Ort.»

Das Training ist zu Ende. Alle stellen sich diszipliniert auf. Man verabschiedet sich voneinander, bedankt sich gegenseitig fürs Training und für den Einsatz. Die Brüder leben ihre Werte. Arben Shtufi: «Mir haben die Dinge, die ich gelernt habe, sehr viel im Alltag gebracht. Brazilian Jiu Jitsu ist eine Lebensschule.» Eine Lebensschule, die das Duo gern an andere weitergeben möchte. --jl

Infos über Trainingsort und -zeiten: www.reunionjiujitsu.ch


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