Rund um die Uhr einsatzbereit

  29.07.2022 Aristau

Sommerserie «Mit dem Werkhof unterwegs»: Kurt Käslin ist der erste Gemeindearbeiter in Aristau

Die Gemeinde Aristau mit den Dorfteilen Althäusern, Aristau und Birri ist flächenmässig eine der grössten Gemeinden im Freiamt. Da hat der Gemeindearbeiter gleich mehrere Jobs unter einen Hut zu bringen.

Monica Rast

Momentan überwacht Kurt Käslin die Wasserversorgung sehr genau. Durch die herrschende Hitzewelle braucht es einiges mehr an Wasser. Damit das Wasser in der Gemeinde nicht knapp wird, fördert Käslin je nach Verbrauch mehr Wasser. «Bei einer Hitzewelle sollte der Wasserverbrauch gut überdacht sein», meinte er. Für ihn ist es wichtig, dass man die Einwohner in solchen Zeiten sensibilisiert und sie darauf aufmerksam macht, dass sie mit Trinkwasser ihre Autos waschen und Vorplätze abspritzen. Wasser, das anderswo dringender benötigt wird.

Interessante Aufgabe

Einzigartig in der Umgebung ist der Wasserturm im Heiniwald. Er wurde in den Jahren 1975 bis 1976 erbaut und dient zur Wasserversorgung der ganzen Gemeinde. Mit einer Höhe von fast 17 Metern fasst er 800 Kubikmeter Wasser.

Als Brunnenmeister obliegen Käslin die Kontrolle und Reinigung des Wasserturms und des Pumpwerks, Schieber- und Hydrantenkontrollen und das Durchspülen von Leitungen. Ein Teil seines Jobs, der ihn fasziniert. Bei seinem Stellenantritt gab es noch 35 Bauernhöfe und zwei Käsereien. Häuser wurden an dieselben Leitungen angehängt und es herrschte Uneinigkeit darüber, wer bei einem Schadensfall für die Kosten aufkommen muss. Zudem gab es viele Privatleitungen. Inzwischen sind die Leitungen in einem Plan aufgezeichnet, dies auch dank der unermüdlichen Arbeit von Kurt Käslin, der mithalf, die Leitungen festzuhalten.

Käslin kam vor 36 Jahren von Muri nach Aristau. Bei seinem Amtsantritt vor 33 Jahren als Gemeindearbeiter sah vieles noch ganz anders aus. Die offene Entsorgungsstelle wurde vom Schützenplatz zum Neubau beim Gemeindehaus mit festen Zeiten verlegt. Ein neuer Kindergarten wurde gebaut, neue Häuser sind entstanden und sein Büro fand schliesslich nach langem Hin und Her im Feuerwehrgebäude Platz. Früher verbrachte er wenig Zeit darin. «Ich bin eher der Handwerker», meinte Käslin lachend. «Heute wird viel mehr an Berichten und Kontrollen vom Kanton verlangt», bemerkte er anschliessend. Doch der bald 60-Jährige ist viel lieber in der Natur als in seinem Büro. Über 20 Kilometer Flurwege sind instand zu halten. «Da hört man die Vögel zwitschern und sieht auch mal ein Reh», erzählte der Gemeindearbeiter. Anhand der Fläche ist Aristau eine der grössten Gemeinden im Freiamt. Viel Arbeit für eine einzelne Person. Kurt Käslin geniesst die Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen. «Es muss nicht immer perfekt sein, aber die Arbeit muss gemacht werden», meinte er bestimmt. Bis auf die Entsorgungstage von Kehricht und Grünabfuhr, bei denen er die extern beauftragte Firma als Helfer unterstützt, kann er seine Zeit selber einteilen.

Er ist Angestellter und Chef zugleich und lobt die gute Zusammenarbeit mit dem Ressortleiter und dem Gemeindeschreiber. In den Ferien wird Käslin von Schulhausabwart Marcel Lang in der Gemeindearbeit vertreten und Viktor Strebel aus Muri ist für das Wasser zuständig. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und nicht immer sind die Tage leicht.

Einen Tag Arbeit

Zu seinem Job gehört es auch, Gräber auszuheben. «Früher schaufelte man schon mal einen Tag für eine Sargbestattung», erzählt Käslin über seine Arbeit als Totengräber. Heute macht er nur noch den Aushub für die Urnenbestattungen, die anstrengendere Arbeit übernimmt nun ein Bagger. Eine Bestattung im eigenen Dorf ist nicht leicht: «Man kennt die Verstorbenen und stand ihnen vielleicht auch nahe.»

Eine Schattenseite, die der Beruf im eigenen Dorf mit sich bringt. Wenig erfreulich sind auch die Abfallentsorgungen im Wald. Im Grossen und Ganzen gebe es aber nicht viel zu beanstanden.

In Aristau ist er allen ein Begriff

Kurt Käslin ist allen in Aristau ein Begriff. Man kennt ihn. Nicht nur die ältere Generation. Durch die Papiersammlung ist er auch bei den Schulkindern bekannt. Zu gerne gehen sie mit ihm mit, denn dann wird das gesammelte Altpapier mit Traktor und Anhänger zum Sammelcontainer gefahren. Den Gemeindearbeiter trifft man aber auch zu anderen Gelegenheiten auf der Strasse. Sei es, wenn er die Wiesen mäht, Bäume schneidet, Strassen wischt oder die 25 Robidog-Kästen leert. Zweimal im Jahr fährt er die Gärten ab und bietet einen Häckseldienst an. Im Winter sorgt er für eis- und schneefreie Strassen. Was schon mal heisst, um halb vier aufzustehen. Schliesslich soll ja auch der Veloweg nach Muri und Merenschwand für die Schüler befahrbar sein.

Käslin ist erreichbar, wenn irgendein Problem zu lösen ist, und wird für dies geschätzt. Im Gegenzug geniesst er die Gespräche, die während seiner Arbeit entstehen. Es ist ein vielseitiger Job für die Gemeinde und deren Einwohner, den er gerne ausführt, auch wenn er bedeutet, rund um die Uhr einsatzbereit zu sein.

Erholung findet er bei der Familie und seinen Vögeln. Seit 55 Jahren züchtet er mit viel Leidenschaft Wellen- und Nymphensittiche. Sein Nachfolger wird es in ein paar Jahren einiges leichter haben, seine Arbeit zu erledigen, da vieles dokumentiert wurde. Auch dank dem Einsatz des Gemeindearbeiters, der mit der Gemeinde mitgewachsen ist.


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