«S ganz Johr Chilbi»
27.10.2020 RottenschwilBeim ehemaligen Dorfladen werden neu Produkte von «Werners Backstube» verkauft
Eine wechselhafte Geschichte hat der Rottenschwiler Dorfladen hinter sich. Nach unzähligen Pächterwechseln will nun Werner Furrer mit seinem Marktstand und dem Verkauf der hier produzierten Süssigkeiten eine Konstanz aufbauen. Die einheimische Bevölkerung soll stolz auf «ihr» Magenbrot werden.
Roger Wetli
Drei Pächter gaben sich in den letzten Jahren die Klinke des Rottenschwiler Dorfladens in die Hand. Sie mussten jeweils nach wenigen Jahren ihr Geschäft aufgeben. Ein Shop mit Alltagsprodukten scheint an diesem Standort nicht zu funktionieren. Jetzt nimmt Werner Furrer die Zügel in die Hand. Seit einigen Jahren produziert er in einem Nachbarhaus Magenbrot und andere Marktprodukte, die den Weg unter anderem in die Coop- und Migros-Filialen finden. «Einen Verkauf ab Fabrik gab es schon immer», erklärt er. «Allerdings musste man uns finden und wir boten nur Magenbrot an. Jetzt haben wir die ganze Palette plus Produkte von Dritten, die zum eigenen Sortiment passen.»
Durchgangsverkehr als Vorteil
Das eigentliche Ladenlokal ist für den Verkauf allerdings zu gross. Die Produkte verkauft Werner Furrer deshalb aus einem Marktwagen, der direkt vor dem Dorfladen steht. «Das schafft eine Atmosphäre, die zu unseren Produkten passt», ist er überzeugt. In der ehemaligen Ladenfläche produzieren seine Angestellten «Nidletäfeli». Eine Anlage ermöglicht das Einpacken von einzelnen Magenbroten als Kaffeebeilage in Restaurants. Zudem werden im Gebäude Kleinbestellungen bereitgestellt.
Für den Produktverkauf vor dem Gebäude sind diese Aktivitäten ein grosser Vorteil. «Somit muss sich im Marktstand niemand die Füsse wundstehen, wenn keine Kundschaft vorbeikommt. Wer etwas kaufen will, läutet und die Verkäuferin unterbricht kurz ihre Arbeit im Gebäudeinnern.» Als grossen Standortvorteil sieht Werner Furrer die viel befahrene Dorfstrasse. «Das ermöglicht uns eine grosse Laufkundschaft. Leute sind zum Beispiel bereits beim ersten Einräumen des Verkaufsstandes zugefahren und haben gekauft», freut er sich.
Das ganze Jahr über erhältlich
In den Grossverteilern sind Werners Markt-Artikel ausschliesslich in den typischen Marktmonaten August, September und Oktober erhältlich. Produziert und anschliessend eingelagert werden sie aber das ganze Jahr. «In Rottenschwil haben wir jetzt das Motto ‹S ganz Johr Chilbi›», erklärt Furrer. Bisher setzte er hier über die Gasse über das ganze Jahr verteilt 300 bis 400 Kilogramm Magenbrot ab. «Das hat mir gezeigt, dass es hier ein Bedürfnis gibt. Zudem wurden wir immer wieder nach unseren anderen Produkten wie Nougatwürfeln oder gebrannten Mandeln gefragt, konnten diese aber hier nicht verkaufen.»
Um den Kunden ein noch breiteres Sortiment anzubieten, arbeitet Werner Furrer mit anderen Kleinunternehmern zusammen. So sind zum Beispiel auch Bündner Spezialitäten oder Dubler-Mohrenköpfe in Rottenschwil erhältlich. «Im Gegenzug nehmen sie meine Süssigkeiten in ihren Fabrikläden auf», ist er begeistert.
In Rottenschwil verfolgt der Unternehmer eine ähnliche Strategie wie Robert Dubler in Waltenschwil. «Seine Mohrenköpfe verbinden die Einwohner mit ihrem Dorf. Es wäre schön, wenn wir etwas Ähnliches in Rottenschwil mit unserem Magenbrot erreichen könnten.» Die Rückmeldungen der Reussdörfler seien bisher immer positiv gewesen. «Die Nachbarn unseres Produktionsstandortes schätzen den Lebkuchenduft, der sich jeweils morgens in der Gemeinde verbreitet. Sie sagen, er würde zu einer heimeligen Atmosphäre beitragen», weiss Furrer. Der Fabrikladen könnte diese Verbundenheit jetzt noch verstärken, ist er überzeugt.
Direkte Rückmeldungen
Der Geschäftsmann möchte den Marktstand aber auch nutzen, um neue Produkte auszuprobieren. «In den Regalen der Grossverteiler erhalten wir keine direkten Rückmeldungen der Kunden. In Rottenschwil sind wir viel näher an ihnen dran. Funktionieren hier unsere neuen Kreationen und Erweiterungen der bestehenden Produkte, können wir einen weiteren Schritt wagen oder bei Nichtgefallen weiter daran tüfteln oder sie fallen lassen», so Furrer. Ideen hat der Patron noch viele. «Nichts ist unmöglich», erklärt der erfolgreiche Geschäftsmann mit Inbrunst.