Schenken mit Herz
26.04.2022 MeisterschwandenDer Frauenverein Meisterschwanden feiert sein 120-Jahr-Jubiläum
Genau wie bei der Gründung im Jahr 1902 ist der Frauenverein Meisterschwanden auch heute noch grösstenteils im sozialen Bereich tätig. Zum Jubiläum beschenkt sich der Verein selbst mit einem Logo und einer Homepage.
Nadine Lang
«Der Frauenverein ist ein Zusammenschluss von Frauen, der den Dienst am Mitmenschen und an der Gemeinschaft in den Vordergrund stellt.» So beschreibt sich der Verein auf seinem aktuellen Flyer. «Der Zweck hat sich seit der Gründung am 23. Februar 1902 nicht gross verändert», erzählt Lucile Wipf, Präsidentin des Vereins. Damals schlossen sich 61 Frauen zusammen, um Bedürftige materiell und finanziell zu unterstützen. «Zu diesen Zeiten gab es ja noch keine sozialen Institutionen im Dorf.» Die Hilfe bestand damals aus selbst gestrickten Socken, zugekauften Kleidern/Schuhen oder Lebensmitteln, es wurde aber auch gemeinnützige Arbeit verrichtet.
So habe der Verein beispielsweise im Jahr 1947 einen Vater mit seinen drei Knaben unterstützt, die früh die Frau respektive Mutter verloren haben. Der Frauenverein kümmerte sich fortan um die Wäsche der Familie und half auch bei der Lehrstellensuche tatkräftig mit. «Einer dieser Knaben lebt noch heute als 91-Jähriger und ist unendlich dankbar für die Hilfe, die ihm und seiner Familie damals widerfahren ist», berichtet die aktuelle Präsidentin.
Anzahl der über 80-Jährigen steigt stetig
Der gemeinnützige Gedanke ist heute noch genauso spürbar wie damals, auch wenn sich die Aufgaben seither etwas verändert haben. «Inzwischen haben wir einen klaren Auftrag der Gemeinde, allen über 80-jährigen Einwohnerinnen und Einwohnern jedes Jahr persönlich zum Geburtstag zu gratulieren und ihnen ein Geschenk zu überbringen», so Lucile Wipf. Für 2022 bedeutet dies stolze 155 Besuche. Um diese grosse Anzahl stemmen zu können, sind nebst den vier Vorstandsmitgliedern auch sieben Helferinnen im Einsatz. «Ohne sie ginge es gar nicht, denn der Aufwand ist enorm.» Allen 80-Jährigen wird eine liebevoll von Hand geschriebene Gratulationskarte zugeschickt, damit diese wissen, dass sie ein Geschenk erhalten. Vor jedem Besuch wird telefonisch nachgefragt, ob und wann man vorbeikommen dürfe. Zudem gilt es vorgängig auch die Geschenktäschli vorzubereiten. «Mir ist es wichtig, dass es schön aussieht und der Text im Kärtli zur beschenkten Person passt», so die Präsidentin, die sich um diesen wichtigen Teil der Arbeit kümmert.
Da es in den letzten Jahren immer mehr Senioren über 80 Jahren gab, sind die Kosten für den Verein massiv gestiegen. «Zwar werden wir von der Gemeinde grosszügig unterstützt, trotzdem reichen die finanziellen Mittel nicht mehr aus, wenn es so weitergeht», erklärt Kassierin Priska Maeder. Auch bei den Mitgliedern, auf Seite der Helferinnen und im Vorstand hat man Mühe, Nachwuchs zu finden. «Viele Frauen sind heute berufstätig und wollen keine zusätzlichen Verpf lichtungen mehr eingehen», so der Tenor aus dem Gesamtvorstand. Als Helferin müsse man zudem sehr offen sein und es sei auch ein Vorteil, wenn man die Leute aus dem Dorf etwas kenne. «Unsere Arbeit wird sehr geschätzt und gibt enorm viel zurück. Wenn man unterwegs ist, dauert so ein Besuch sicherlich zwei Stunden», schmunzelt Lucile Wipf. Die Beschenkten wollen die Besucherinnen jeweils gar nicht mehr gehen lassen. «Dabei sind auch schon Freundschaften entstanden. Wir akzeptieren aber auch, wenn das jemand nicht will. Aufdrängen tun wir uns nicht.»
Mit selbst gestrickten Bébé-Finkli werden zudem alle Neugeborenen in der Gemeinde willkommen geheissen und in der Weihnachtszeit besuchen die Vorstandsmitglieder Mitmenschen, die in nahe gelegenen Altersund Pflegeheimen wohnen, und überreichen auch ihnen jeweils ein kleines Präsent.
Vielseitiges Jahresprogramm
Der Verein, der aktuell aus 153 Mitgliedern besteht, bietet auch regelmässig Freizeitaktivitäten an. Dieses Jahr stehen ein Ausflug zum Rheinfall und der Besuch des Chlausmärt in Schinznach auf dem Programm. Ausserdem ist im Oktober ein Fisch-Kochkurs inklusive Besichtigung des Militärmuseums Meisterschwanden geplant. Der traditionelle «Erdbeer-Schmaus» findet nicht wie üblich im Restaurant Hallwyl in Seengen, sondern am Mittwoch, 29. Juni, bei einer Schifffahrt auf dem Hallwilersee statt. «Dies ist unser eigentlicher Jubiläumsanlass. Daher wird es dieses Mal nicht nur Erdbeeren, sondern ein ganzes Dessertbuffet geben», blickt die Präsidentin freudig voraus.
Homepage und Logo ab 1. Mai
Der Verein selbst macht sich zum runden Geburtstag weitere Geschenke. «Bis jetzt hatten wir weder ein Logo noch eine Homepage. Dies soll sich ab 1. Mai ändern», erzählt Petra Müller, die fürs Marketing zuständig ist, stolz. Als Sujet für das Logo dient eine Hortensien-Blüte, deren Blätter die Vielfalt der Frauen widerspiegeln sollen. Auf der Internetseite www. frauen-meisterschwanden.ch werden künftig alle wichtigen Informationen und Termine rund um den Verein aufgeschaltet sein. So beispielsweise die Generalversammlung, die am Dienstag, 10. Mai, um 20 Uhr im Restaurant Löwen stattfindet.