Schluss mit Wegwerfen
24.01.2023 Hägglingen, Region UnterfreiamtInformativer Film- und Diskussionsabend zum Thema «Plastik-Recycling»
Seit eineinhalb Jahren gibt es die IG «Aktion Häggligrüen». Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energiefragen zu thematisieren. Mit Markus Tonner, ...
Informativer Film- und Diskussionsabend zum Thema «Plastik-Recycling»
Seit eineinhalb Jahren gibt es die IG «Aktion Häggligrüen». Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, Nachhaltigkeit, Umwelt- und Energiefragen zu thematisieren. Mit Markus Tonner, Geschäftsleiter der InnoRecycling, konnte eine kompetente Person für einen Vortrag gewonnen werden.
Überall fällt heute Plastikabfall an – und dies in immer grösseren Mengen. Wohl die wenigsten Verbraucherinnen und Verbraucher wissen allerdings, dass mit Plastikabfall weltweit gar Milliarden-Geschäfte getätigt werden. Die Konsumenten stellen sich einen Kreislauf der Wiederverwertung als neue Umweltschutz-Arena vor. Während eines Jahres gelangen rund 150Millionen Tonnen Plastik in den Abfall.
Im ersten Teil des Themenabends präsentierten die Veranstalter einen eindrucksvollen SRF-Filmbeitrag, welcher es verstand, einen Blick hinter die Abfallkulissen zu werfen. In Europa gelangen 70Prozent des alten Plastiks auf eine Deponie oder werden verbrannt. Ein deutsches Sortierwerk präsentierte die Reinigung und Sortierung von Altstoffen nach Farben, was für die Wiederverwertung von Wichtigkeit ist. In Dänemark befindet sich eine unterirdische Verbrennungsanlage, welche jährlich 400 000 Tonnen Abfall für die Energiegewinnung zu verarbeiten vermag. Rund 80 Prozent des Endproduktes ermöglichen neue Energien, während 20 Prozent als Schlacken für die Herstellung von Baumaterialien verwendet werden. Damit können Öl, Kohle und Gas ersetzt werden, was aktuell von Bedeutung ist.
Blühender Plastik-Schwarzmarkt
Andererseits wurde informiert, dass bis 2018 Plastikmüll massenweise nach China und weiteren Ländern im Fernen Osten exportiert wurde, wo keine sachgerechte Verarbeitung, sondern umweltschädigende Massendeponien anzutreffen waren. Altstoffhändler auf der ganzen Welt fanden hier ein «wildes Betätigungsfeld» auf dem Schwarzmarkt und tätigten illegale Einfuhren, welche von den betroffenen Regierungen allmählich unterbunden wurden. Bis 2020 war auch die Türkei Zielort solcher Ablagerungen mit umweltfeindlichen Altstoffvergrabungen im Erdbereich, welche im Film dokumentiert wurden. Doch hier kamen die Behörden den illegalen Machenschaften «auf die Schliche» und «schoben den Riegel». Als weiteres Land, welches Devisen benötigte, wurde vom Altstoff-Schwarzmarkt Bulgarien ausfindig gemacht.
Aufschluss über die aktuelle Situation im Plastik-Recycling und die Altstoffentsorgung in der Schweiz erhielt die aufmerksame Zuhörerschaft durch das Gespräch zwischen Mario Roost, «Aktion Häggligrüen», und Markus Tonner, Geschäftsleiter von InnoRecycling in Eschlikon TG. Die Gesprächspartner zeigten sich wie auch das Publikum schockiert von den vorgängig erlebten Informationen über Missstände und den Schwarzmarkt auf dem Bereich der Altstoffentsorgung.
Entsorgung in der Schweiz unter Kontrolle
Seit dem 1. Januar 2021 ist der Export von gemischten Kunststoffabfällen von der Schweiz ins Ausland grundsätzlich bewilligungspf lichtig und nur unter strengen Bedingungen zulässig. Wie der Fachmann berichtete, liegt der Vollzug der gesetzlichen Bestimmungen hierüber beim Bundesamt für Umwelt in Zusammenarbeit mit der Grenzwache und der Polizei. In der Schweiz ist man bestrebt, von der Wegwerf- zur Kreislaufwirtschaft zu gelangen, wozu die Firma InnoRecycling AG ihre Dienste anbietet.
Geschäftsleiter Tonner erläuterte bei seinem Auftritt in Hägglingen anhand verschiedener Abfallgegenstände deren Beschaffung und die Art deren möglicher Behandlung im Recycling-Verfahren. Im Jahr 2020 hat die Unternehmung über 39 000 Tonnen Kunststoffabfälle verwertet, anstatt sie zu verbrennen. Derzeit besteht die Möglichkeit, die Sortierung der Abfälle behördlich bewilligt in Österreich vorzunehmen, doch werden Investitionen in Aussicht genommen, um auch diesen Schritt landesintern vorzunehmen.
Alles ist Rohstoff, kein Abfall
Wie Markus Tonner zu informieren wusste, sind 77 Prozent der in der Schweiz anfallenden Verpackungen rezyklierbar. Es ist wichtig, bei den Abfällen nicht verschiedene Sachen ineinander zu verschachteln, sondern sie einzeln der Entsorgung zu übergeben. «Wenn man alles als Rohstoff ansieht, kann eine Verarbeitung erfolgen», so der Entsorgungsfachmann. «Was man nicht brauchen kann, geht dann an die Zementindustrie.» Er stellte neue Technologien in Aussicht, mit welchen alter in einen neuen Rohstoff verwandelt werden kann. Es ist hierfür ein neues Recyclingwerk in der Schweiz in Planung.
Bevölkerung inspirieren
Während der Gesprächsrunde wie auch beim nachfolgenden Apéro bestand die Möglichkeit zu Fragen und Austausch, was vom Publikum rege genutzt wurde. Die «Aktion Häggligrüen» konnte sich eines bewegten Themenabends erfreuen. Bereits kündete die aktive Gemeinschaft weitere Anlässe an. An Themen dürfte es ihr wohl kaum fehlen.
Die Interessengemeinschaft «Aktion Häggligrüen» war mit einer Dreierdelegation, bestehend aus Susanne Nauer, Mario Roost und Colette Schwegler, vertreten. Sie unterstrich dabei ihre Absichten, zu informieren, zu inspirieren, zu motivieren und zu Diskussionen anzuregen. Seit Kurzem können Interessierte auf der Homepage www.haeggligruen.ch die neuesten Informationen der noch jungen, aber tatkräftig auftretenden Gemeinschaft erfahren, sieht diese ihr Engagement doch für eine «enkeltaugliche» Zukunft. Die Website wird noch ausgebaut. --tre