GP Mutschellen: Die 9. Austragung – die erste seit 2018 – lässt Geschichte aufleben
Von Formel-Rennwagen über bestens restaurierte Autos aus der Vorkriegszeit bis hin zu seltenen Motorrädern: Der GP Mutschellen und seine Schätze aus ...
GP Mutschellen: Die 9. Austragung – die erste seit 2018 – lässt Geschichte aufleben
Von Formel-Rennwagen über bestens restaurierte Autos aus der Vorkriegszeit bis hin zu seltenen Motorrädern: Der GP Mutschellen und seine Schätze aus über 100 Jahren Automobiltradition. Hier können Liebhaber eintauchen in eine Welt, die es oft nur noch in Museen zu sehen gibt.
Simon Huwiler
So viel «Formel» auf einmal gibts selten zu sehen – und zu hören. Ernst Sigg fährt im zweiten je von Peter Sauber gebauten Rennwagen – einem von nur zwei Exemplaren, dem C2 von 1971. Bergkönig Fredy Amweg braust in seiner Eigenkonstruktion von 1976 den Friedlisberg hoch. Daniel Mauerhofer zeigt den seltenen kurkumafarbenen Reynard von 1989, mit dem einst Alex Zanardi fuhr.
Sauber C2: Die Dernière von Ernst Sigg?
Und dann all die seltenen Vorkriegsklassiker, die Motorräder, die geschmeidigen Engländer. 300 Teilnehmende zeigen am GP Mutschellen, den über 10 000 Zuschauenden, Autogeschichte so vieler Jahrzehnte. Gleich zwei La France von 1915 fahren mit, die ältesten Fahrzeuge am GP Mutschellen. Eines davon fährt der Murianer Ernst Meier. Auch die Feuerwehr Rudolfstetten ist mit einem Oldtimer vor Ort. «Wir zeigen uns gerne, sind mit Spass heute dabei», sagt Kommandant Felix Hüsser. Einen Ernstfall gabs glücklicherweise am GP nicht – dafür vielleicht Oldtimer-Fans, die nun auch auf die Feuerwehr aufmerksam wurden. Der Wider Ernst Sigg und sein Sauber C2, ein Top-Highlight an diesem Grand Prix. Eines, das man wohl zum letzten Mal in dieser Kombination am Friedlisberg gesehen hat. Sigg hat stets betont, dass er nicht zur Karikatur in seinem Rennwagen werden will.
Noch hat er seinen C2 bestens im Griff. Doch mit 77 Jahren ist es langsam an der Zeit, Abschied zu nehmen, über einen Verkauf konkreter nachzudenken. «Ich bin rundum total zufrieden. Ich hatte so viele gute Jahre. Und ich habe immer noch meine Werkstatt. Doch heute gehe ich im Sauber C2 nochmals mit Freude an die Sache», sagt Sigg. Die vielen Zuschauer danken es ihm.
Die Amwegs und ihre Formel-Fahrzeuge
Einer, der die Berge wie kein Zweiter kennt, ist Fredy Amweg. Über 500 Rennen ist er in seiner Karriere gefahren. Gewonnen hat er wohl die Hälfte davon, wie er einst sagte. Nun geht auch er es etwas ruhiger an als zu den Spitzenzeiten. «Spass haben und keinen Unfall bauen», das sind seine Wünsche. Er erfüllt sich beide. Sohn Thomas fährt ebenfalls mit: Und zwar mit dem jüngst präsentierten roten Formel-3000-Rennwagen, mit dem er die bald startende Saison bestreitet.
Die ganze Palette der Briten
Neben all der Formel-Power zeigen sich am GP Mutschellen viele weitere Raritäten. Britische Klassiker aus den 50ern und 60ern sind hoch im Kurs. Aber nicht nur Audrey Hepburn, Petticoat-Unterröcke, Perlonhemden oder das Chanel-Kostüm. Auch die Rennwagen aus dieser Zeit: Wo kann man schon einen grünen Aston Martin DB2 bewundern? Oder einen silbernen MGA Racing? Oder einen Jaguar E-Type – der Inbegriff britischer Automobil-Geschichte schlechthin?
Einer, der schon zu Zeiten dieser britischen Klassiker Autofan war, ist der Sarmenstorfer Bernhard Taeschler. Seit der ersten Stunde ist er OK-Mitglied. Doch eine Premiere gibts 2023 auch für ihn: «Ich fahre zum ersten Mal am GP mit.» Taeschler reiht sich mit seinem Jensen-Healey von 1973 bestens in die wunderbar klassische Auswahl an britischen Fahrzeugen ein – und ist dennoch topmodern unterwegs. «Der Jensen-Healey fährt mit E-Fuel, eine Premiere. Das ist die Alternative, um auch künftig Verbrennungsmotoren betreiben zu können.»
Taeschler ist ebenfalls seit der ersten Stunde als OK-Präsident des internationalen Microcar-Treffens in Wohlen engagiert. Gut möglich, dass wir 2026 beim 50-Jahr-Jubiläum auch den einen oder anderen kleinen Flitzer mit E-Fuel sehen werden. Weil die Microcars ihr grosses Treffen letztes Jahr hatten, fuhren sie für einmal nicht am GP Mutschellen vor. Dafür zeigten sich dieses Jahr erstmals zehn Hot Rods, die Kultautos aus Kalifornien. «Dem Publikum gefiels», freut sich Taeschler.