Seit 35 Jahren auf Pikett
17.09.2024 Aristau, Region OberfreiamtEr hat es mit allen gut
Kurt Käslin feiert sein 35-Jahr-Arbeitsjubiläum
Im Rahmen seiner Tätigkeit für den Werkhof der Gemeinde Aristau ist Kurt Käslin auch für die Abfuhr des Abfalls und das Recycling ...
Er hat es mit allen gut
Kurt Käslin feiert sein 35-Jahr-Arbeitsjubiläum
Im Rahmen seiner Tätigkeit für den Werkhof der Gemeinde Aristau ist Kurt Käslin auch für die Abfuhr des Abfalls und das Recycling zuständig.
Ob heiss im Sommer oder eisig kalt im Winter, Woche für Woche, jahrein, jahraus steht Käslin hinten auf dem Wagen, wenn die Abfuhr ihre Runde durch die Gemeinde macht. Egal ob sie gerade Abfall oder Grünzeug einsammeln. In all den Jahren hat er einiges erlebt. So gibt es schöne Geschichten, welche Käslin da hinten auf dem Wagen erlebt.
Einwohner, die sich um die Gemeindemitarbeiter sorgen
Im Dorfteil Birri wohnte eine Familie, bei der klar war: Wenn der Abfuhrwagen ins Quartier einfuhr, stand das Familienoberhaupt mit einem grossen Glas Ovomaltine bereit, um dieses Käslin zu offerieren. --vaw
Kurt Käslin, der Gemeindeangestellte «Werkhof» in Aristau, feiert 35-Jahr-Arbeitsjubiläum
Er hat fünf Gemeindeammänner erlebt. Viermal wechselte seine Ansprechperson im Gemeinderat. Nach einem überraschenden Arbeitsstart hat er sich wohlgefühlt in seinem Amt. Mit den Einwohnern von Aristau hat sich Kurt Käslin immer gut verstanden, das freut ihn.
Seit 35 Jahren ist er für die Wasserversorgung in der Gemeinde zuständig. Dafür verantwortlich, dass das Wasser läuft und der Turm genügend Nachschub liefert. Genauso lange ist er auf Pikett. Zu allen Tages- und Nachtzeiten kann es passieren, dass der Alarm abgeht und er schauen muss, wo sich der Vorfall befindet, um sich vor Ort ein Bild zu machen.
Dies geschah auch vor Jahren nachts um ein Uhr. Der Alarm kam rein, Käslin erwachte und schaute nach, wo etwas passiert ist. Von seinem Wohnort in Birri machte er sich auf den Weg an die Dorfstrasse in Aristau. Intuitiv entschied er sich durch die Käsereistrasse zu fahren. Auf der Höhe des Mooswegs kamen ihm schon Wassermassen entgegen und eine Fontäne spritzte in den Nachthimmel. Als Erstes schloss er den Schieber der Hauptleitung. Denn der 600 Kubikliter umfassende Wasserturm im Heinwald war schon beinahe leer. «Am Morgen hatten die Bewohner des Quartiers kein Wasser zum Duschen oder Spülen. Doch sie nahmen es gelassen», erinnert sich der Wassermeister von Aristau. «Der Wasserturm war fast leer.»
«Er ist so etwas wie ein Mädchen für alles»
Bei seiner Arbeit auf den Flurstrassen, beim Schneeräumen oder der Grünflächenbearbeitung der Gemeinde kommt er häufig mit den Einwohnern des Dorfes in Kontakt. Da erfährt er vieles und manch einer ist froh, hat Kurt Käslin ein offenes Ohr für ihn. «Manchmal bin ich Seelsorger oder Psychologe», schmunzelt der zweifache Vater und Grossvater.
Seine Arbeit erleichtere ihm der 2013 neu erstellte Bau des Werkhofs. Da wurden die Entsorgungsstelle und der Werkhof zentral zusammengeführt. So musste er nicht mehr so oft hin und her fahren, um Termine wahrzunehmen und Arbeiten auszuführen. Auch als die Gemeinde einen Traktor anschuf, war es für ihn eine Erleichterung. «In den ersten beiden Jahren habe ich die Schubkarre und die Geräte in mein Privatauto gepackt, um Arbeit im Dorf zu erledigen.»
Gastfreundschaft, die fordert
«Am Anfang musste ich mich fast gegen einen Kaffee wehren», erinnert sich Käslin. Jeder wollte ihn einladen. Doch heute sind das weitaus weniger, erzählt er. «Die alten Leute, die mich eingeladen haben, sind mittlerweile verstorben und heute ist die mittlere Generation die alte», erzählt er. «Das Dorf hat sich verändert. Früher war es kleiner und lebendiger. Die Bauern und die Kinder waren im Dorf unterwegs. Heute ist es viel stiller.»
In Erinnerung bleibt ihm auch Gemeinderat Josef Widler. Dieser war viele Jahre Gemeinderat. Zwar nicht sein Chef. Doch jeden Monat gingen sie einen Kaffee trinken und sprachen miteinander. Das beeindruckt Käslin bis heute.
Als Totengräber sollte man die Gemeinde wechseln
In seiner Arbeit ist er auch Totengräber. Dieses Amt findet er schwierig. «Für all deine Kollegen und Verwandten hebst du das Grab aus.» Das findet er sehr belastend und schwierig. Daher meinte er, «man sollte rotieren, und immer im nächsten Dorf Totengräber sein.» In dieser Funktion hat er sich oft gefordert oder überfordert gefühlt, wenn er ein Grab für einen Kollegen oder Verwandten auszuheben hatte. Zum Beginn seiner Tätigkeit hat er das mit dem ehemaligen Schulhausabwart und Sigrist Sepp Lang von Hand getan. Mit der Zeit gab es einen Bagger, dieser erleichterte die körperlich anstrengende Arbeit. Doch die emotionale Belastung ist geblieben.
Der erste Gemeindeangestellte für den Werkhof
Kurt Käslin hat nach der Schule sofort angefangen zu arbeiten. Er war bei der Firma Eichhorn und bei der Firma Spross tätig. Auch bei seinem Vater im Pneuhandel hat er gearbeitet. Eine Lehre stand nicht zur Debatte. Als er die Stelle in Aristau ausgeschrieben sah, bewarb er sich darum. Käslin erhielt die Zusage. Dabei war er schon etwas erstaunt darüber, dass er neben namhaften anderen Kandidaten die Stelle erhielt. Einer davon, Ueli Küng, wurde später sein Chef. Was Käslin als Glücksfall bezeichnet. Am Tag, als er seine Stelle antrat, war die Gemeindekanzlei vorübergehend im Schulhaus untergebracht, da zu dieser Zeit das Gemeindehaus umgebaut wurde. An seinem ersten Arbeitstag meldete er sich in der provisorischen Kanzlei im Schulhaus. Da wurde er mit «Was sind Sie für einer?» vom damaligen Gemeindeschreiber und der Finanzverantwortlichen begrüsst. Da der zuständige Gemeinderat gerade auf dem Feld bei seinen Tieren war und niemand Bescheid wusste, dass er an diesem Tag startete und wo er das tun sollte, verliess er die Kanzlei wieder. Auf dem Weg aus der Kanzlei traf er den langjährigen Schulhausabwart Sepp Lang. Dieser gab ihm Hinweise, wo er starten könne.
Früher war er auch noch für das Mehrzweckgebäude beim Gemeindehaus zuständig. Im Laufe der Zeit und mit den wachsenden Aufgaben hat sich sein Einsatzbereich verändert, die Gemeinde auch. «Ich bin immer froh gewesen, dass ich selbstständig arbeiten konnte.» Das gefällt dem ersten Gemeindearbeiter vom Werkhof in Aristau an seiner Aufgabe. Auf die Frage, ob er sich je überlegt habe, die Stelle zu wechseln, sagt Käslin: «Nach 20 Jahren wollte ich die Stelle wechseln. Doch dann war die Wirtschaftslage gerade schlecht und so blieb ich. Es ist streng, doch es gefällt mir.»
Über die Zeit wuchs die Gemeinde um das Anderthalbfache und seine Aufgaben fokussieren sich heute auf die Bereiche Abfuhrwesen, Wasserversorgung, Flurstrassen, Grünflächen der Gemeinde, Schneeräumung, Totengräber und seit Neustem ist er auch zuständig für das neue Haltestellenhäuschen im Dorf. «Wenn ich gesund bleibe, gehe ich in einem Jahr in Pension.» Darauf freut sich der 62-Jährige und auch darauf, dass er dann den Pikettdienst abgeben darf. --vaw



