Sich und den Hund fordern
18.07.2023 Beinwil/Freiamt, Region OberfreiamtAlles mit dem Hund
Beinwilerin an Fährtenhunde-WM in Finnland
Mit ihrem Hund Oluska vertrat die Beinwilerin Nicole Schrijver die Schweiz an der Fährtenhunde-WM in Finnland.
Allein die Qualifikation war für Nicole ...
Alles mit dem Hund
Beinwilerin an Fährtenhunde-WM in Finnland
Mit ihrem Hund Oluska vertrat die Beinwilerin Nicole Schrijver die Schweiz an der Fährtenhunde-WM in Finnland.
Allein die Qualifikation war für Nicole Schrijver eine Überraschung. «Das war nicht das Ziel», sagt sie. Aber es war die Folge ihrer intensiven Arbeit mit ihrer Vizsla-Hündin Oluska. Zeit mit ihren Hunden zu verbringen, das macht der Beinwilerin ganz viel Spass. «Ich liebe es, sie und gleichzeitig auch mich zu fordern», sagt sie. Nun baut sie eine ganz junge Hündin auf und geht den ganzen Weg nochmals von vorne. --ake
Nicole Schrijver aus Beinwil nahm an der Weltmeisterschaft für Fährtenhunde teil
Hunde sind ihre ganz grosse Leidenschaft. Ob Fährten-, Sanitäts-, Begleit- oder Therapiehund – sie investiert viel in die Ausbildung ihrer Vizslas. Kürzlich nahm sie mit Oluska an der Fährtenhunde-Weltmeisterschaft in Finnland teil. Nicole Schrijver sagt: «Es ist ein zeitintensives Hobby. Aber wenn es Spass macht, ist die Zeit weniger wichtig.»
Annemarie Keusch
Es geht ihr um den Spass. Nicole Schrijver sagt es immer wieder. Um ihren Spass und um jenen der Hündin. «Ich möchte ihr die Chance geben, zu zeigen, was sie kann», sagt die Beinwilerin. Und das wurde in den letzten Jahren und Monaten immer mehr. Kürzlich nahm Schrijver mit ihrer Hündin Oluska an den Fährtenhunde-Weltmeisterschaften in Finnland teil. «Eine grosse Bühne, entsprechend gross war die Nervosität», sagt Schrijver. Obwohl sie sagt, keine Ambitionen zu haben, will sie ihr Bestes zeigen. «Für mich war die Qualifikation für die WM schon eine Überraschung, aber natürlich, wir wollten das Beste herausholen.» Rang 16 war es am Schluss. «Mehr als zufrieden.»
Denn Schrijver und Oluska sind Exoten, so wurden sie von der Jury betitelt. Die Beinwilerin ist die Einzige, die an diesem internationalen Wettkampf mit einem Hund der Rasse Drahthaar-Vizsla antritt. Die meisten anderen sind Schäferhunde. «Warum? Ich weiss es nicht genau. Vielleicht weil Schäfer als Hunde mit sehr guter Nase und Gehorsam gelten.» Schrijver vermutet, dass sie die Erste war, die mit einem Drahthaar-Vizsla an einem solchen Wettkampf teilnahm.
Nicht nur Optik ist entscheidend
Nicole Schrijver ist mit Hunden aufgewachsen. «Mit Dalmatinern.» Tiere mochte sie immer gerne. Sie absolvierte ein Universitätsstudium zum Thema Tierverhalten. Als sie zusammen mit ihrem Mann vor 19 Jahren nach Beinwil zog, erfüllte sich der Traum des eigenen Hundes. «Wir fanden den Vizsla, den ungarischen Vorstehhund, optisch beide schön.» Ihr ist aber nicht nur die Optik wichtig, sondern auch der Charakter und das Wesen. «Ich weiss, dass der Vizsla sehr aktiv, lebhaft ist und viel Bewegung braucht. Das sagte mir zu», erinnert sie sich. Schon mit dem ersten eigenen Hund landete sie im Hundesport. «Ich bin überzeugt, dass solchen Hunden eine Runde ums Quartier nicht reicht. Sie wollen auch im Kopf gefordert sein.»
Schrijver startete damals mit ihrem Hund die Ausbildung zum Begleithund, fand aber schnell den Weg zum Fährtenhundesport und zum Sanitätshund. «Die Disziplinen sind unterschiedlich, die Unterordnung ist aber Voraussetzung für alles», erklärt Schrijver. Ob sie im Wald fiktiv nach Verletzten sucht, oder Fährten aufnehmen will. «Der Hund muss das machen, was ich will. Entsprechend muss ich ihm gut erklären können, was ich will.»
Keine Ernsteinsätze
Schrijver und Oluska trainieren mehrmals wöchentlich, kommen aber nie bei Ernstfällen zum Einsatz. «Innert kürzester Zeit bereit zu sein, um beispielsweise in einem Erdbebengebiet nach Verschütteten zu suchen, das wäre nicht mit unserem Familienleben vereinbar gewesen», erklärt die Beinwilerin. Darum ist vieles Theorie – die Verletzten die es zu suchen gilt, sind Figuranten. Die Fährten, die der Hund aufnehmen soll, sind künstlich angelegt. «Es geht darum, dass sie Bodenverletzungen durch Fussabdrücke erkennen und kleine Gegenstände finden – Holzoder Lederstücke», erklärt sie. Um regelmässig üben zu können und die Fährten nicht immer gleich anlegen zu müssen, fragt sie jeweils Landwirte an, ob sie deren Land benutzen darf. «Ich bin dankbar für das Verständnis, das mir und meinem Hobby entgegengebracht wird.»
Ohne Erwartungen startete Nicole Schrijver an einer Prüfung. «Weil es sofort gut ging, machten wir immer weiter.» Bis eben kürzlich an die Fährtenhunde-WM im finnischen Pajulahti. Sie erzählt: «Keine Fährte ist gleich. Wie bei jeder anderen Sportart, die draussen stattfindet, kann man Glück oder Pech haben. Wenn es stark windet, ist es schwieriger und jeder Hund hat andere Vorzüge.»
Junge Julcsi ist in Startlöchern
Durchhaltewillen, Biss, ein klarer Kopf – Höchstleistungen sind beim Hundesport nicht nur vom Hund, sondern auch von Herrchen oder Frauchen gefragt. Vor allem aber will Nicole Schrijver mit ihren Hunden Spass haben. «Mit Druck und Zwang funktioniert es nicht – wie beim Menschen.» Um mit Oluska Fortschritte zu machen, brauchte es das auch nicht. Ob sie zusammen mit der elfjährigen Hündin nächste Saison noch an Prüfungen teilnimmt, lässt sie offen. Dass sie weiterhin trainieren, steht ausser Frage. «Ich habe auch mit Oluskas Mutter täglich trainiert, als sie alt war. Die Fährten wurden einfach immer kürzer», sagt Schrijver, die viel Zeit in Vereins- und Freiwilligenarbeit investiert.
Neben Oluska baut sie aktuell gleichzeitig eine junge Drahthaar-Vizsla-Hündin auf, Julcsi. «Wir trainieren aktuell altersangepasst, wie bei Kindern.» Parat, um an einer Schweizer Meisterschaft zu starten, sei die einjährige Hündin noch lange nicht. «Es braucht noch viel Übung und Erfahrung», weiss Schrijver. Aber sie habe Zeit, Energie und Ausdauer, um sich auch mit Julcsi auf den Weg zu machen.
Engagement im Vizsla Club
Die Drahthaar-Vizslas, sie haben es Nicole Schrijver angetan, der Hundesport allgemein. Sie engagiert sich als Vorstandmitglied und Zuchtwartin im Magyar Vizsla Club der Schweiz, ist jede Woche mit ihren Hunden als Therapiehunde-Team in einem Alters- und einem Pflegeheim unterwegs, ist Richterin im Hundesportbereich. «Es fing mit einem Ämtli an und wurde immer grösser», sagt sie und lacht. Ihr ist es wichtig, dass die Menschen in Hunden mehr sehen als ein schönes Tier. Aufklären, informieren – das will der Magyar Vizsla Club der Schweiz, das will Nicole Schrijver. Ihre Liebe zu Hunden, zu Vizslas im Speziellen, geht eben über ihre eigenen zwei Vierbeiner hinaus.