Sie brachte ganz viel Farbe ins Spiel

  03.12.2021 Rottenschwil

Nach sechs Jahren im Amt als Gemeindeammann verlässt Giordana Huonder Rottenschwil

Sie wohnte rund ein Jahr im Dorf, als sie für den Gemeinderat kandidierte. In sechs Jahren hat Giordana Huonder so manches lanciert. Die RottiPoscht oder der runde Tisch sind zwei Beispiele. Dass sie Stabilität in die Verwaltung brachte, ist ihr grösster Verdienst. Nun verlässt Huonder den Gemeinderat und das Dorf in Richtung Surselva.

Annemarie Keusch

Sie ist ein spontaner Mensch. «Lange überlege ich nicht, bevor ich Entscheide fälle», sagt Giordana Huonder und lacht. Nachdem sie im Herbst innerhalb des Gremiums noch über die Zukunft des Gemeinderates diskutierte, verkündete Giordana Huonder im Februar ihre Entscheidung. Sie verlässt Rottenschwil, zieht per Ende Jahr nach Cumpadials, in ein kleines Dorf, das politisch zu Sumvitg gehört. «Ich sitze hier, umgeben von Holzhäusern und viel Schnee. Der Entscheid war richtig», sagt Huonder am Telefon. Noch bis Ende Jahr steht sie Rottenschwil als Gemeindeammann vor. Jetzt schon verbringt sie viel Zeit in der Surselva.

Es ist rund sieben Jahre her, dass Giordana Huonder mit ihrem Mann nach Rottenschwil zog. Dass sie ein Jahr später für den Gemeinderat und gleich als Gemeindeammann kandidierte, war der schwierigen Lage damals auf der Verwaltung geschuldet. «Ich habe mitbekommen, dass die Organisation nicht wirklich gut ist», erinnert sich Huonder. Zudem fehlten dem Gemeinderat Mitglieder. Es könne doch nicht sein, dass niemand im Dorf dieses Amt übernehmen wolle. Daran dachte Huonder mehrmals und irgendeinmal kam der Moment, als sie sich eingestand, dass sie auch selber kandidieren könne.

Erstes politisches Amt und doch mit Erfahrung

Seither sind über sechs Jahre vergangen. «Ob ich meinen Entscheid je bereut habe? Selbstverständlich. Mehrfach», sagt sie und lacht. Es habe viele kleine Momente gegeben, in denen sie sich fragte, warum sie sich das antue. «Aber natürlich bereue ich im Grossen und Ganzen gar nichts.» Die schönen Momente, sie seien deutlich in der Überzahl. Sie spricht von lehrreichen Jahren, von vielen Begegnungen, von der Auseinandersetzung mit Themen, mit denen sie sich sonst nicht befasst hätte. «Es war eine hochinteressante Zeit.»

Dass sie überhaupt einmal in die Politik einsteigen würde, das hätte Giordana Huonder nicht gedacht. Und das, obwohl ihr die politische Arbeit alles andere als fremd war. Jahrelang arbeitete sie eng an der Seite von Regierungsräten – im Kanton Schwyz und im Aargau beim damaligen SVP-Regierungsrat Ernst Hasler. Dass sie wusste, wie Sitzungen zu leiten sind, wie Kompromisse gefunden werden, wie der politische Alltag aussieht, das hat ihr in den sechs Jahren im Reussdorf Rottenschwil im Gemeinderat ganz sicher nicht geschadet.

«Ein perfekter Moment, um zu gehen»

Einfach war die Situation im Dorf nicht, als Huonder neu in den Gemeinderat kam. Vieles sei nicht wirklich strukturiert gewesen, auf der Verwaltung lag manches im Argen. Stolz sagt sie: «Dass die Verwaltung nun derart stabil ist und aus hochmotivierten Leuten besteht, ist mein grösster Verdienst.» Das entsprechende Personalreglement hat sie ausgearbeitet und damit Ordnung reingebracht. Dass dies nun so gut funktioniere, sei mit ein Grund, weshalb sie sich ohne schlechtes Gewissen und schnell dafür entscheiden konnte, Rottenschwil zu verlassen. «Ich übergebe ein intaktes Dorf, die Pendenzen sind aufgearbeitet. Es ist quasi ein perfekter Moment, um zu gehen.»

Die Stabilität auf der Verwaltung ist das eine, aber auch sonst hat Giordana Huonder einiges angepackt. Die RottiPoscht entstand auf ihre Initiative, der runde Tisch ebenso. «Wir haben Umfragen durchgeführt, basierend darauf Ziele formuliert und diese auch erreicht», sagt sie. Die Meinung der Bevölkerung einholen, das habe sich wie ein roter Faden durch ihre Zeit im Gemeinderat gezogen. Zudem versuchte Huonder auf verschiedene Arten, das Zusammenleben im Dorf anzukurbeln.

In der Surselva zur Ruhe kommen

Dass viele nicht teilhaben am Leben im Dorf und sich nicht daran beteiligen, das ist das Einzige, was Giordana Huonder an Rottenschwil nicht gefällt. «Das ist aber nicht nur ein Problem unseres Dorfes.» Dass die Gemeinden im Grossraum von Zürich zu Schlafdörfern verkommen, sei eine grosse Herausforderung. «Aber Rottenschwil ist sonst einfach wunderschön. Die Landschaft, die Reuss. Wir haben fast täglich in ihr gebadet, im Sommer und im Winter.» Auch die vielen positiven Mitbewohnerinnen und Mitbewohner, die sie kennengelernt hat, werden ihr fehlen. Entsprechend wichtig war es ihr, die Arbeit im Gemeinderat gut zu machen. «So bin ich. Wenn, dann richtig», sagt sie. Zudem beschreibt sich Huonder als ungeduldig und hyperaktiv und sagt über sich: «Ich bin eine Macherin geworden.» Eine, die sich freut, nun ein wenig zur Ruhe zu kommen. «Jeden Abend unterwegs zu sein, das brauche ich nicht mehr unbedingt», sagt sie.

In der Surselva will sie sich wieder vermehrt ihrer Leidenschaft für Kunst widmen. «Mich auch hier politisch zu engagieren – das suche ich nicht.» «Ihrem» Rottenschwil wünscht sie nur das Beste. «Mehr Engagement und mehr positive Leute, die sich engagieren und einbringen, das wäre schön.»


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