Wie die Nauer Weine AG in der Corona-Pandemie auf ihre Kunden zuging und Stärken nutzte

«Trübsal hilft niemandem», sagt Patrik Nauer und beschreibt seinen Weg durch die lang andauernde Krise. Nauer Weine AG erinnerte sich an ihre Anfänge als Distillerie, feierten interne Innovationen und stellten sich ihren Kunden zur Verfügung.

«Was willst du machen, wenn dir von einem Tag auf den andern 60% Gastronomie wegbrechen, wenn sämtliche Events, die intensiv aufgegleist sind, nicht stattfinden können, wenn nur noch etwas Hotellerie bleibt?» Patrik Nauer fragt das mit fröhlichem Fatalismus, aber doch mit Zuversicht. Und beginnt zu erzählen.

Es begann mit den Zahnärzten

In den Ursprüngen 1893 hat Jakob Nauer in Bremgarten-West einen Weinkeller mit einer Fassung von fünfzigtausend Litern gebaut. Darüber erstellten er und sein Bruder Emil ein riesiges Holzhaus und begannen mit dem Handel von Wein, Baumaterialien und Getreide. Schon damals waren «feine Spirituosen» im Angebot. Was hat das mit Corona und mit dem heute zu tun? Es begann im Februar 2020 mit den Zahnärzten. Ihnen wurden die Desinfektionsmittel knapp. Patrik Nauer reagierte schnell, denn Nauer war ja ursprünglich auch eine Destillerie. Patrick baute in einem Netzwerk von Destillerien in der Region sehr rasch eine taugliche Zusammenarbeit auf, übernahm die Vermarktung und Feinverteilung. Allerlei Schnäpse wurden umgebrannt, und so schmecken die Desinfektionsmittel sympathisch mal nach Kirsch, Whisky, Kernobst, Williams, Gravensteiner usw. Nauer Weine AG konnte eine weitere attraktive Distributionslinie fahren. Zum Glück ist man seit Jahren stark im Onlinehandel engagiert und aktiv in allen sozialen Kanälen. «Das ist der beste Weg für gute Ideen», resümiert Patrik Nauer. Firmen und Private nutzen das Angebot stark.

«Auf einen Familienbetrieb soll man sich verlassen können»

«Trübsal hilft niemandem», nomoll. Nauer Weine AG hat – ohne öffentliches Aufhebens – seine Gastronomiekunden aktiv unterstützt. Konkret: Administration übernommen bezüglich Anlaufstellen und ist im Umgang mit allerlei Ämtern in die Bresche gesprungen, auch bei Fragen von Kurzarbeit und Ergänzungsleistungen. Es gab viele verzweifelte existenzbedrohte administrativ überforderte Einzelbetriebe, die – bei Abstrafung – keine mangelhaften Gesuche stellen durften, man hätte ihnen Leistungen gestrichen. Die Weinverkäufer von Nauer wurden zu zuhörenden Beratern und konnten Tipps geben, administrativ half der Hauptbetrieb.

«Eine Krise soll dich vorwärtsbringen und uns zusammenschweissen», sagt Patrik Nauer. Da spricht auch der Bankfachmann. Er pflegt seine Philosophie konsequent: «Wer mit einem bewährten Familienunternehmen arbeitet, darf viel mehr erwarten als eine nüchterne Kundenbeziehung», sagt er, «und gegenseitige Hilfe.» Patrik Nauer hat neue Kontakte mit Gastro-nahen Lieferanten weiterer Branchen gesucht und Abholmöglichkeiten mit anderen Produkten kombiniert, daraus resultierten neue nachhaltige und vielversprechende Kundenbeziehungen. Beispiel: Der Gmüesler hat nebenbei Nauer-Weine im Angebot - sympatisch lokal ist das.

Es gehört zur Geschäftsphilosophie: Patrik Nauer will im Weinbereich – und möglichst darüber hinaus – auch international nur mit Familien-geführten Betrieben zusammenarbeiten, die er persönlich kennt. Von Grossverteilern hält er sich fern.

«Nur den Humor nicht verlieren»

Patrik Nauer startet mit seinen Nauer-Weinen zuversichtlich in die Nach-Corona-Zeit. Intern wurden vielversprechende Projekte entwickelt und realisiert und neue Produkte lanciert, die jetzt greifen. Eine neue Dienstleistung sind interessante Degustationsboxen für zu Hause in unterschiedlichen Preisverhältnissen.

Die Weinfachleute haben indes die Zeit sehr gut genutzt, echte Trouvaillen zu entwickeln: ein fünfjähriger Portwein, ein reiner Weissburgunder, ein reiner Pinot gris, ein weisser Ripasso (so etwas gibt es nicht einmal in Italien!), der weisse Portwein kommt erst 2022 im Sommer auf den Markt – er ist für coole kühle frische Drinks. Man darf sich darauf freuen. --rts