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20.12.2022 WohlenTobias Rohner, der neue Verwaltungsratspräsident der Sportpark Bünzmatt AG
Die «United School of Sports» in Zürich ist sein beruflicher Mittelpunkt. Als Mitinhaber und Direktor wäre er eigentlich genügend ausgelastet. Trotzdem: Tobias ...
Tobias Rohner, der neue Verwaltungsratspräsident der Sportpark Bünzmatt AG
Die «United School of Sports» in Zürich ist sein beruflicher Mittelpunkt. Als Mitinhaber und Direktor wäre er eigentlich genügend ausgelastet. Trotzdem: Tobias Rohner will mithelfen, den Schüwo-Park noch stärker zu positionieren. Als neuer Verwaltungsratspräsident geht er voran.
Daniel Marti
«Das ist vor allem für die jungen Menschen eine coole Anlage. Sie bietet viele Alternativen, und rein deshalb ist jeder investierte Franken gerechtfertigt.» Dies sagt Tobias Rohner, neuer VR-Präsident der Sportpark Bünzmatt AG. Rund 29 Millionen Franken kosteten die Sanierung der Badi und die neue Eishalle. «Das ist es wert gewesen», fügt er noch an. «Die alten Anlageteile waren an ihrem Lebensende.» Und nun sei die Gemeinde Wohlen im Besitz einer kompletten und kompakten Anlage. «Wer hat das schon?», fragt er noch. Nur wenige. Vor ein paar Jahren habe man von einem solchen Park nur träumen können. Stimmt. Die Ausgangslage könnte für ihn als neuen VR-Präsidenten also kaum besser sein. Trotzdem gibt es Probleme zu lösen.
Die Unterstützung angeboten
Das Geschehen rund um die Sportpark Bünzmatt AG, rund um den Schüwo-Park, verfolgte er immer mit Interesse. Und vor dem Hintergrund, dass irgendwelche Probleme – ob Strom im Wasser, Corona oder finanzielle Auswirkungen – die Anlage fast immer begleiteten, beschäftigte sich Rohner noch stärker mit dem Schüwo-Park. Deshalb deponierte er sein Interesse vorsorglich bei Gemeindeammann Arsène Perroud. Vielleicht könnte er ja helfen oder Unterstützung leisten.
Die Folge: Tobias Rohner wurde neuer Verwaltungsratspräsident der Sportpark Bünzmatt AG. Und um ihn herum kristallisierte sich gleich ein neues Team heraus. Mit dem bisherigen Vizepräsidenten Urs Meier als Brückenbauer. Weiter zählen Alex Meyer (bisher), Michèle Bächli und Nadja Koch (beide neu) zum Verwaltungsrat. «Wir sind ein neues Team, haben neue Ideen und arbeiten hervorragend zusammen», so Rohner, der Wohler, der schon als Jugendlicher die ehemaligen Anlagen bestens gekannt hat.
Ob Badi oder Eisbahn – beide Anlagen begleiten ihn seit Jahrzehnten. Auch diese lange Bindung spielt heute eine Rolle, um beim Schüwo-Park nun Verantwortung zu übernehmen. Und er kann bestens vergleichen, wie die Gesamtsituation mit der sanierten Badi und der neuen Eishalle wesentlich verbessert wurde. «Der Schüwo-Park ist eine schöne Anlage.» Gewiss, fügt er noch an, man merke schon, dass es bei der Realisation ein paar Einsparungen gegeben habe. «Darum ist es nicht unbedingt eine grosszügige, sondern eher eine zweckmässige Anlage.» Dies ganz sachlich betrachtet. Aber für die Gemeinde Wohlen stellt die gesamte Sport- und Freizeitstätte auch nach seiner Einschätzung einen grossen Gewinn dar.
Mit dem Minusgeschäft die Balance finden
Tobias Rohner ist Mitinhaber und Direktor der «United School of Sports». Dort gehen über 350 Lernende aus mehr als 38 Sportarten zur Schule. Damit ist die «United School of Sports» die grösste Berufsschule für Sporttalente in der Schweiz. Rein schon mit den Kenntnissen und Erfahrungen aus seiner Schule – ob betriebswirtschaftlich oder sportlich – kann Rohner einiges in den Schüwo-Park einf liessen lassen. Führungserfahrung bringt er mit. Und den Willen, die immer noch neue Anlage positiv in Wohlens Bewusstsein zu verankern, ebenfalls. «Wir müssen die Wohler Politik wieder ins Boot holen», sagt Rohner. Denn eines ist klar: «Die Anlage ist ein Minusgeschäft. Das öffentliche Interesse, eine Badi und eine Eisbahn mit moderaten Eintrittspreisen zu haben, steht im Vordergrund. Unter diesem Aspekt ist es klar, dass die Gemeinde dahinterstehen muss.»
Deshalb braucht es nicht nur ideelle Unterstützung. Sondern auch finanzielle. Eine Defizitgarantie oder Covid-Ausgleichszahlungen sind unumgänglich. «Und da gehört der politische Prozess einfach dazu.» Die Gemeinde Wohlen muss also die Anlage laufend finanziell stützen und die Politik muss das letztlich einsehen – und auch unterstützen. «Aber hier», glaubt der neue VR-Präsident, «gibt es zurzeit keine Balance.» Und es sei das erste Ziel des neuen VR, genau diese Balance herzustellen.
Nur ein Miteinander funktioniert
«Hier müssen wir einen Mittelweg erreichen», betont er. Das geht vor allem über die Leistungsvereinbarung, die auch die jährlichen Beiträge der Gemeinde neu regelt. Die jetzigen rund 480 000 Franken pro Jahr reichen einfach nicht. Wo die neue Summe liegt, das will Rohner noch nicht verraten. «Aber sie wird um einiges höher sein. Wir müssen hier reinen Tisch machen, ehrlich sein zur Bevölkerung und klar sagen, was es kostet und wie hoch die Unterstützung durch die Gemeinde sein muss.»
Die Vorlage an den Gemeinderat wird dann wohl im kommenden Frühling Klarheit schaffen. Zur Diskussion stehen sicher auch die Eintrittspreise für Badi und Eishalle, lässt er durchblicken.
Tobias Rohner wird also nicht verlegen sein, die Probleme und die finanziellen Verhältnisse klar zu benennen. Vielleicht braucht es auch ein paar unpopuläre Entscheide zum Wohle des Schüwo-Parks. Diese will man aber gemeinsam mit der Eigentümerin fällen.
Betriebsleitung – ein wichtiger Entscheid
«Es ist halt ein Zusammenspiel, nur ein Miteinander funktioniert», sagt Rohner pragmatisch. «Die Anlage gehört der Gemeinde und somit der Bevölkerung, da ist die Mitsprache durch den Gemeinderat zwingend.» Ein Spannungsfeld, dessen ist sich der neue VR-Präsident bewusst, kann trotzdem entstehen. Darum sieht er die Neuformierung des Verwaltungsrates auch als Neustart. «Wir versuchen es mit viel Transparenz», erklärt der 58-Jährige. Zudem gibt es im Gemeinderat mit der neuen Ressortzuteilung auch eine neue Situation. Gemeinderat Roland Vogt ist der neue Ansprechpartner für den Verwaltungsrat. Das sei gut so, ist Rohner überzeugt. «Roland Vogt steht für uns hin, und er denkt wie wir. Nur miteinander führen wir den Schüwo-Park in eine erfolgreiche Zeit.»
Diese Haltung stellt Rohner mittlerweile auch beim Gesamtgemeinderat fest. «Beidseitig besteht doch ein Interesse, dass die Anlage positiv dasteht. Wir haben alle zusammen einen grossen Sport- und Freizeitpark. Und da kann es kein Gärtlidenken geben.»
Einen Neustart gab es auch in der Führung. Von der Geschäftsleitung zur Betriebsleitung. «Das war ein richtiger Entscheid», betont Rohner sofort, «die Betriebsleitung ist einfach näher am ganzen Team.» Und mit Fabian Zehnder sei der richtige Mann verpflichtet worden. «Fabian Zehnder ist draussen bei den Leuten und rund um ihn ist das Team praktisch komplett.» Für nächsten Sommer braucht es einzig noch einen weiteren Badmeister. «Das sind doch gute Zeichen.»
«Super-schöne Gedanken» – aber nicht mehr
Einziger Nachteil der Neuausrichtung: Die Belegung der Eishalle im Sommer ist ein typisches Betätigungsfeld für einen Geschäftsleiter. «Das», räumt Rohner ein, «müssen wir noch aufarbeiten. Hier können und müssen wir noch zulegen.»
Der neu zusammengestellte Verwaltungsrat hat zusammen mit der Betriebsleitung rund um den Schü- wo-Park genügend Arbeit und genug Herausforderungen vor sich. Und wer Schüwo-Park denkt, kommt Wohlen am benachbarten Sportzentrum Niedermatten nicht vorbei. So nahe, und so weit entfernt von einer Einheit sind die beiden Sport- und Freizeitstätten. «Ja», bestätigt Rohner, «es gibt bis jetzt keine Zusammenarbeit.» Das mag erstaunen. Eine Zusammenarbeit möge zwar ein Ziel sein, so der VR-Präsident, «aber sie geniesst keine Priorität. Denn wir müssen zuerst den Schüwo-Park voll zum Laufen bringen.»
Eine Einheit zu bilden, das seien «super-schöne Gedanken». Schliesslich gibt es auf ganz wenigen Metern unendlich viele Angebote. Eine Einheit von Sportzentrum und Schüwo-Park würde dem Standort Wohlen sicherlich gut anstehen, glaubt Rohner. Aber erst geht es darum, den Schüwo-Park richtig zu positionieren und in der Öffentlichkeit stets positive Aufmerksamkeit zu erlangen. Erst dann sollen die schönen Gedanken mit den Nachbarn angepackt werden.
Tobias Rohner hat seine eigene Prioritätenliste erarbeitet. «Das wichtigste Ziel ist die neue Leistungsvereinbarung mit effektiven Zahlen.» Das zweite Ziel betrifft die Imagepflege. «Der Schüwo-Park muss als coole Anlage wahrgenommen werden. Es ist ein guter Ort, um hinzugehen.» Drittens müsse man die Finanzen im Griff haben, und zwar längerfristig, über fünf oder gar zehn Jahre hinweg. «Und viertens müssen wir die Sympathie der Bevölkerung weiter gewinnen. Die Menschen von Wohlen müssen sagen können, jeder Franken im Schüwo-Park ist gut investiertes Geld.»