Stift schreit auf Papier
04.10.2024 WohlenMusik, Buch, Liebe: Beim Wohler Soulsänger Jan Seven Dettwyler ist vieles anders
«Schwarz auf Grün» heisst das neue Album. Die Live-Show ist beeindruckend. «Ja, das ist definitiv die beste Show, die ich je auf die Beine gestellt habe», ...
Musik, Buch, Liebe: Beim Wohler Soulsänger Jan Seven Dettwyler ist vieles anders
«Schwarz auf Grün» heisst das neue Album. Die Live-Show ist beeindruckend. «Ja, das ist definitiv die beste Show, die ich je auf die Beine gestellt habe», erzählt Jan Seven Dettwyler. Er erzählt von seinem neuen Leben in Berlin und von Asterix und Obelix, die dank dem Soulsänger in Wohlen vorbeikommen.
Stefan Sprenger
Seine Konstanz ist der stete Wandel. Jan Seven Dettwyler hat Veränderungen hinter sich. Es gibt viele Dinge zu besprechen. Nicht nur, was seine Musik angeht.
Vor drei Jahren zügelte er mit seiner Familie nach Berlin. Vor rund 1,5 Jahren folgt die Trennung nach 17 Ehejahren – und zwei gemeinsamen Söhnen (14 und 7 Jahre alt) von seiner Frau Zahra Abdalla. Der Wohler erklärt: «Nach einer schwierigen Zeit durch Corona und dem Beziehen einer Familienwohnung in Berlin, mit allem Aufwand, der dazugehört, erfolgte die Trennung zu einem Zeitpunkt, an welchem ich bereits sehr müde war. Ich musste zum ersten Mal in meinem Leben wirklich auf den Stopp-Knopf drücken und alles frisch aufsetzen.»
An zwei Orten zu Hause
Es sei eine wilde Zeit gewesen. Ein Umbruch mit vielen Baustellen. Mit der Ex-Frau und Mutter seiner Kinder hat er eine freundschaftliche Beziehung und sie haben Lösungen gefunden, die für die Kinder das Beste sind. Er lebt nach wie vor in Berlin, in Gehdistanz zur Ex-Frau und den Kids. Sie teilen sich die Betreuung. Jan Seven Dettwyler ist aber dennoch ab und an in der Schweiz, hat in Dietikon eine Zweitwohnung, nahe bei seiner Familie in Wohlen. Und er hat auch eine neue Liebe gefunden.
Die vielen Baustellen sind aufgeräumt. Er erklärt: «Ich bin sehr froh, haben wir das alles so geschafft, und das neue Leben ist installiert. Es macht Sinn, so wie es ist. Aber so einfach, wie es jetzt klingt, war es natürlich nicht. Und der Stift hat oft aufs Papier geschrien. Somit ist wie bei jedem autobiografischen Schreiberling die Zeit, die hinter einem liegt, sehr spürbar im aktuellen Werk.»
Wie eine Art Tagebuch
Das aktuelle Werk. Schwarz auf Grün. Vor wenigen Wochen ist sein vierzehntes Studioalbum erschienen, sein drittes auf Hochdeutsch. Deutschpop mit einer Prise Soul und Funk. Wieso ist dieses Album besonders? «Das Album beginnt mit dem Song «Kurz auf Stop» – und begleitete mich ab dem Zeitpunkt, als mein Leben einen Neustart erlebte.» Es ist also auch eine Art Tagebuch. Jan Seven Dettwyler meint: «Ja. Dieses Tagebuch ist aber in meinem Fall sehr nah am Wasser gesungen und somit für immer eine Erinnerung an eine Zeit und ein Kapitel in meinem Leben, das aus der Dunkelheit zurück in die Hoffnung führte. Denn unter jedem Schwarz ist irgendwo wieder Grün.» Weiter sagt er: «Es ist ein Album, das sehr zu mir geführt hat, viel Selbsttherapie enthält, aber auch Hoffnung.» Denn aus all den Veränderungen der vergangenen Jahre ist eine neue Welt entstanden.
Gelungener Tourstart
Produziert hat der Freiämter Soulstar das neue Album «so aufwendig, wie ich noch selten an Musik operiert habe», wie er sagt. So gab es Orchesteraufnahmen im Abbey Road in London. Berlin, Ermatingen, Los Angeles, Köln, Bern und Zürich waren die Arbeitsstätten für dieses Werk. Massimo Buonanno, Rose Ann Dimalanta und Ben Mühlethaler waren wiederum sehr eng involviert. Mit den Künstlern Nksn, Johannes Oerding, Toni-L und Jalil durfte er Songs aufnehmen. «Traumfeatures», wie es der Musiker ausdrückt.
Die Tour zum neuen Album ist bereits gestartet. Ende September war die Schweiz dran, Anfang Oktober sind Konzerte in den grössten Städten in Deutschland. Wie erlebt Jan Seven Dettwyler – der am 18. Oktober 46 Jahre alt wird – die Konzertabende? «Sehr emotional. Mein Publikum empfängt mich mit offenen Armen. Da ich mich in den letzten Jahren doch sehr geöffnet habe und die neuen deutschen Texte viel Verbindung zulassen, ist jeder Abend sehr intim und ein grosses Miteinander. Die letzten Jahre waren eine Achterbahn der Gefühle und diese Achterbahn darf mein Publikum mitfahren an meinen Konzerten.»
Enorm viel geprobt und getestet für die Tour
Auf der Vorverkaufsseite heisst es zum Konzertbeschrieb: «Diese Show wird die beste, die dieser Mann je gespielt hat.» Stimmt das? «Ja. Das ist definitiv die beste Show, die ich je auf die Beine gestellt habe. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich so einen Satz nicht einfach so fallen lasse, weil mir die Konzerte das Allerwichtigste sind. Ich denke, die Klarheit, der grüne Faden und die Zusammenstellung des Sets sind so gut wie noch nie.»
Zudem wurde auch optisch – mit einer aufwendigen LED-Installation – eine ganz neue Dimension geöffnet. «So, wie ich es noch nie gemacht habe», sagt er. «Zudem haben wir noch nie so viel geprobt, getestet, geschraubt und geübt für eine Show. Und das sieht, hört und spürt man in jedem Ton und in jeder Minute.»
Jan Seven Dettwyler hat als Privatperson eine aufwühlende Zeit hinter sich. Als Musiker ist der Wohler mitten in der Tour, die sagenhaft gut sein soll.
«Römerkämpfe» rund um Wohlen
Die Dettwylers und «Asterix der Aargallier»
Was hat Wohlen mit Asterix und Obelix zu tun? Nun, bislang nicht sonderlich viel. Aber Jan Seven Dettwyler durfte nun – gemeinsam mit seiner Mutter Ruth – an einer besonderen Version des allerersten Bandes «Asterix der Gallier» mitwirken.
Zum ersten Mal seit fast 30 Jahren spricht der Comic-Held wieder Mundart. «Asterix der Aargallier», heisst das Werk, das Jan Seven Dettwyler geschrieben hat und das am 8. Oktober erscheint. Seine Mutter Ruth half ihm bei den Mundartausdrücken. Und natürlich hat sein Heimatdorf eine ganz besondere Rolle. Jan Seven Dettwyler erklärt: «Ich liebe Wohlen und so wird es immer bleiben. Im Buch habe ich die Gallier zu Aargalliern gemacht, das Dorf, in dem unsere Helden wohnen, heisst Wohlenum und die Römer sind Zürcher. Das ganze Buch ist voll mit Verbindungen zum Aargau und zum Freiamt.»
So heisst es beispielsweise im Buch: «Es voll müesams Kaff namens Wohlenum zmitzt in Aargallie hört eifach ned uf, sich z wehre. S Läbe für d Zürcher Legionäre isch voll ned easy i ihrne befeschtigte Lager Dottikum, Dintikum, Hendschikum und Dumdideldum.»
Jan Seven Dettwyler erklärt weiter: «Beim korrekten Übersetzen in die Freiämter Mundart habe ich sehr eng mit Mami gearbeitet.» Eine besondere Sache, auch für Mutter Ruth. «Es war sehr schön, mit ihm an diesem Werk zu arbeiten», sagt sie. Asterix-Bände in verschiedenen Dialekten gibt es seit 1987. Der neue Band ist nach «D Rose u ds Schwärt» (1990) und «Dr Asterix bi de Helvetier» (1998) der dritte in einer Schweizer Mundart und erscheint beim Ehapa-Verlag. --spr