Stürze in der Freizeit sind vielfältig
14.03.2023 BaugewerbeEinfach und kostengünstig kann die Prävention sein
Der Sturz ist schweizweit die häufigste Unfallursache in der Freizeit, zu Hause und unterwegs. Wie kann man sich gegen Stürze und weitere Unfallgefahren wappnen?
Einkäufe erledigen, auf ...
Einfach und kostengünstig kann die Prävention sein
Der Sturz ist schweizweit die häufigste Unfallursache in der Freizeit, zu Hause und unterwegs. Wie kann man sich gegen Stürze und weitere Unfallgefahren wappnen?
Einkäufe erledigen, auf einer Leiter eine Glühbirne auswechseln, die Treppe hoch- und runtergehen: Wer denkt schon darüber nach? Es hat ja Hunderte, wenn nicht Tausende Male problemlos geklappt. Aber gerade bei alltäglichen und selbstverständlichen Tätigkeiten passieren Unfälle. Genau dann, wenn man es nicht erwartet.
Nach einer Hochrechnung der BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung, verletzen sich mehr als 127 000 Erwachsene im erwerbsfähigen Alter in ihrer Freizeit durch einen Sturz. Man rutscht aus, stolpert oder strauchelt. Meist ebenerdig, auf dem Parkettboden, Trottoir, Garagenvorplatz oder auf dem Wohnzimmerteppich. Ein Sturz auf der Treppe oder von einer Trittleiter kann schon schmerzhafter für die Betroffenen sein.
Die gebauten Elemente
Stürze haben unterschiedlichste Ursachen, die meist noch zusammenspielen. Sie können grob in zwei Hauptgruppen eingeteilt werden. Einerseits spielen die gebauten Elemente wie der Boden, auf dem wir uns bewegen, eine Rolle. Anderseits ist auch das menschliche Verhalten oft als Ursache für Stürze mitbeteiligt.
Um Sturzunfällen vorzubeugen, sollten Gebäude und deren Zugänge möglichst fehlerverzeihend gebaut sein. Das bedeutet unter anderem, keine Stolperfallen wie einzelne Tritte oder Stufen. Eine Türschwelle oder ein Versatz im Bodenbelag kann besonders für Personen, die mit der Örtlichkeit nicht vertraut sind, zur Stolperfalle werden. Schadhafte Bodenbeläge – eine wackelige Gartenplatte, ein fehlendes Teil im Parkett, eine Wölbung im Teppich oder eine lose Bodenleiste – sind ebenso gefährlich. Heikel ist auch ein rutschiger Boden im Nassbereich. Hier wird der Boden in Kombination mit nassen Füssen zur Rutschpartie.
Auch bei Treppen kann ein rutschiger Tritt dieselbe Wirkung haben wie eine beschädigte Trittkante. Dort verliert man das Gleichgewicht und stürzt. Ebenso führen Abweichungen in der Höhe der Tritte zum Stolpern. Meist betrifft das den ersten oder letzten Tritt einer Treppe, weil der anschliessende Boden nachträglich erhöht wurde.
Eine schummrige oder fehlende Beleuchtung im Treppenbereich kann fatal sein, genauso wie zu viel Licht, das blendet oder Spiegelungen hervorruft. Fehlt noch ein Handlauf, kann ein Sturz auch nicht mehr abgefangen werden. Geländer sind Schutzelemente und verhindern einen Sturz aus der Höhe. Fehlende oder fehlerhafte Geländer können zur Falle werden, ganz besonders für kleine Kinder.
Multitasking ist Alltag. Wir Menschen wollen häufig mehrere Dinge gleichzeitig tun. Beim Gehen schielen wir nur zu gern auf den Bildschirm des Smartphones, anstatt auf den Boden zu achten.
Menschliches Verhalten
Dadurch nehmen wir die Umgebung und ihre möglichen Stolperfallen nicht mehr vollständig wahr. Abgelegte Post oder ein zwischengelagerter Gegenstand für den Keller sind gerade auf Treppen fehl am Platz.
Auch in einem Eingangsbereich sollte der Gehweg frei von Hindernissen sein. Insbesondere Familien kennen die Situation bestens. Vor einer Sekunde lag hier noch nichts und beim Zurückkommen stolpert man über ein liegen gelassenes Spielzeug. Das lose Kabel von der Bügelstation oder ein temporär aufgestellter Ventilator werden schnell zu Stolperfallen. Eile ist keine gute Idee. Rasche Schritte verkürzen die Zeit, um etwa auf einen Ausrutscher richtig zu reagieren und sich wieder aufzufangen. Eine höhere Geschwindigkeit verlangt grössere Konzentration auf den Gehbereich. Sind die Gedanken aber schon am Ziel, wird die nasse Stelle auf dem Küchenboden zu spät wahrgenommen und wir können nicht mehr ausweichen. Der Effekt ist der gleiche wie im Winter das Ausrutschen auf einer eisigen Stelle draussen.
Einfache Rezepte mit grosser Wirkung
Stürze sind unspektakulär und wer richtig analysiert, erkennt rasch die Ursache. Dementsprechend einfach und kostengünstig kann die Sturzprävention sein. Es hilft, den privaten Wohnbereich immer wieder zu überprüfen und mögliche Unfallursachen zu beseitigen.
Haltemöglichkeiten wie Handläufe an Treppen, Griffe bei Badewanne, Dusche und WC beugen einem Ausrutschen und Stürzen vor – nicht nur wenn sie vorhanden sind, sondern wenn man sie auch benützt.
Kontrastreiche Markierung und die richtige Beleuchtung machen Hindernisse erkennbar. Beim Feucht-Aufnehmen des Treppenhauses im Mehrfamilienhaus macht ein Warnständer auf die temporäre Gefahrenstelle aufmerksam. Rutschhemmende Matten unter dem Teppich verhindern das Verrutschen beim Betreten. Auch ins Bad und in die Dusche gehören Gleitschutzstreifen. Und wenn es in die Höhe gehen soll, ist eine stabile Trittleiter sicherer als ein Küchenstuhl.
Auch die eigene, körperliche und mentale Einstellung hilft, Sturzunfälle zu vermeiden. Kraft und Gleichgewicht kann und soll man trainieren – auch schon in jüngeren Jahren. Das geht auch mit einfachen Mitteln wie beim Zähneputzen nur auf einem Bein zu stehen oder, wenn immer möglich, die Treppe zu benützen, natürlich mit der Hand am Handlauf.
Ordnung halten hilft ebenso: Stolperfallen entfernen, Laufwege freihalten und Wasser und Fett am Boden sofort aufwischen.
Hilfreich ist es auch, genügend Zeit für Aufgaben oder Gehstrecken einzuplanen, damit man sich nicht beeilen muss. Wer sich bewusst aufs Gehen konzentriert, reduziert ausserdem die Ablenkung und hat bessere Chancen, mögliche Hindernisse auf dem Weg zu erkennen.
Weitere Tipps, um Unfälle im Haushalt zu vermeiden, gibt es auf bfu.ch/haushalt. Besonders lesenswert ist die «Checkliste für ein sicheres Zuhause», die zeigt, wie man sich zu Hause gegen Stürze und viele weitere Unfallgefahren wappnen kann.
Quelle: Mitteilungsblatt EKAS, Eidg. Koordinationskommission für Arbeitssicherheit.
Unfallverhütung im Haushalt
Drei der fünf wichtigsten Tipps der BFU, Beratungsstelle für Unfallverhütung, zielen auf Stolper- und Sturzunfälle.
Stolperfallen beseitigen
Nasse Böden immer sofort trocknen
Hellere Leuchtmittel in Lampen einsetzen
Regale an den Wänden fixieren
Gifte und Medikamente wegschliessen