Superhappy am Unspunnen
29.08.2023 Schwingen, SportDas Beste zum Schluss
Zwei Freiämter Schwinger waren beim Saisonhöhepunkt mit dabei. Die beiden Eidgenossen Joel Strebel (Aristau) und Andreas Döbeli (Sarmenstorf ) zeigten am Unspunnen-Schwinget unterschiedliche Leistungen. Strebel kam nicht in Fahrt, ...
Das Beste zum Schluss
Zwei Freiämter Schwinger waren beim Saisonhöhepunkt mit dabei. Die beiden Eidgenossen Joel Strebel (Aristau) und Andreas Döbeli (Sarmenstorf ) zeigten am Unspunnen-Schwinget unterschiedliche Leistungen. Strebel kam nicht in Fahrt, dafür Döbeli, der nur drei Wochen nach seinem Comeback nach einjähriger Verletzungspause so richtig zeigt, was in ihm steckt. --spr
Dem Sarmenstorfer Andreas Döbeli gelingt beim Saisonhöhepunkt – dem Unspunnen-Schwinget – eine Topleistung
Rang 6e am Unspunnen. Wer hätte das gedacht? «Ich sicher nicht», lacht Andreas Döbeli. Der 25-Jährige ist beim Saisonhighlight der beste Nordwestschweizer. Und das, obwohl er in dieser Saison eigentlich gar nicht mehr schwingen wollte. «Ich bin superhappy», meint er.
Stefan Sprenger
Er hatte allen Grund zu feiern. Erst am Unspunnen, dann gemeinsam mit ganz vielen Schwingern in einer Bar in Interlaken. Die Party nach dem eidgenössischen Schwinganlass Ende August markiert jeweils auch das Ende einer langen Saison. Und da dürfen die Schwinger auch mal mehr als ein Bier zischen. Morgens um 3 Uhr ist Andreas Döbeli zu Hause angekommen, seine Freundin fuhr ihn sicher nach Hause. «Die sechs Gänge waren schon anstrengend, der Abend und die Nacht dann auch», lacht der Eidgenosse aus Sarmenstorf. Er hat sich das Feiern mehr als verdient.
Comeback, Kranz, Enttäuschung und jetzt Topleistung
Denn am Unspunnen, dem Saisonhöhepunkt im Berner Oberland, erwischt er einen Sahnetag. Seinen persönlich grössten Wurf schafft er im fünften Gang. Mike Müllestein heisst sein Gegner, 34 Jahre alt, dreifacher Eidgenosse. Döbeli gewinnt mit Maximalnote 10. Da staunen die 16 000 Fans in der Arena. «Gegen solch einen erfahrenen Schwinger zu gewinnen, gibt enorm Mut», so Döbeli. Und plötzlich hat er nach fünf Gängen vier Siege auf dem Notenblatt – und das beim härtesten und grössten Schwingfest der Saison. «Das hätte ich nicht gedacht», sagt Döbeli.
Und das hat ihm auch kaum einer zugetraut. Denn erst vor drei Wochen gab er sein Comeback nach einjähriger Verletzungspause. Am Nordwestschweizerischen holt er gleich bei seinem Wiedereinstieg den Kranz, eine Woche später am Schwägalp-Schwinget läuft es nicht mehr rund – und jetzt ist er wieder im siebten Schwingerhimmel. «So schnell kann es gehen», meint er. «Ich habe am Unspunnen sicher mehr geschafft, als ich jemals hätte erwarten dürfen.»
Gegen Reichmuth und Staudenmann nicht chancenlos
Döbeli kriegt die Bestätigung, dass er trotz der langen Verletzung wieder ganz vorne mitschwingen kann. Nebst Müllestein bezwingt er mit Stefan Gäumann einen weiteren Eidgenossen. Hinzu kommen Siege gegen die unbequemen Teilverbandskranzer Andrin Poltera und Lorenz Berger. Und Döbeli kann auch aus den beiden Niederlagen positive Dinge mitnehmen. «Ich war nicht chancenlos, sondern konnte phasenweise gut mithalten», sagt er. Doch die Gegner waren dann doch übermächtig. Saisondominator Fabian Staudenmann und Topschwinger Pirmin Reichmuth drücken ihn ins Sägemehl. Reichmuth landet am Ende auf dem 2. Rang, Staudenmann auf dem 3. Platz. «Gegen Reichmuth erlaubte ich mir einen dummen Fehler. Gegen Staudenmann habe ich mich bei der Verteidigung ungeschickt angestellt», sagt Döbeli und fügt an: «Ich werde jetzt im Winter hart trainieren, damit ich nächste Saison auch gegen solche Topschwinger bestehen kann.»
Am letzten Unspunnen reichte es nur für vier Gänge
Döbeli weiss, dass er auch das nötige Wettkampfglück hatte. «Wenns läuft, dann läufts», sagt er. Dass schnell das Gegenteil der Fall sein kann, weiss er aus eigener Erfahrung. Am Unspunnen 2017 musste er nach vier Gängen unter die Dusche. Damals war er 19 Jahre jung. Genauso an einem weiteren eidgenössischen Grossanlass, dem «Kilchberger» 2021. Auch da war nach vier Gängen Schluss. «Das war noch im Hinterkopf. Aber jetzt ist das Gegenteil der Fall gewesen und ich konnte wohl nahezu meine Bestleistung abrufen.» In der Rangliste landet er auf dem starken Rang 6e, das wäre der 11. Platz nach Laufnummer.
Am Unspunnen gibt es keine Kränze zu gewinnen – und dennoch ist dieser Auftritt für ihn viel wert. «Ein tolles Resultat, ich bin superhappy. Für mich ist es eine Bestätigung, dass ich vorne dabei sein kann. Nach meiner langen Verletzung ist es auch eine Genugtuung. Es war die richtige Entscheidung, mein Comeback zu geben und nicht zu warten bis nächstes Jahr. Und diese Leistung am Unspunnen macht auch Mut und gibt Motivation für die Vorbereitung für die Saison 2024.» Dann will er wieder Vollgas geben. Vorher startet Döbeli noch an zwei Rangschwinget (darunter der Homberg-Schwinget am 10. September).
«Es wollte nicht»
Rang 16g. Joel Strebel erlebt am Unspunnen-Schwinget eine Enttäuschung. Gegen Eidgenosse Benjamin Gaspany und Teilverbandskranzer Christoph Baeriswyl verliert er die ersten beiden Gänge. «Ich habe mich gut gefühlt, hatte eine gesunde Anspannung wie immer», sagt er. «In den ersten beiden Duellen hatte ich meine Chance, doch ich nutzte sie nicht.» Dann war die Luft draussen. Gegen Teilverbandskranzer Reto Thöni gibt es einen Gestellten. Immerhin bezwingt er dann Simon Graf und Michael Bernold (beides Teilverbandskranzer) – und verliert im letzten Gang gegen Eidgenosse Dominik Gasser. «Ich habe mit der Brechstange geschwungen. Es wollte einfach nicht.» Auch wenn das Unspunnen in die Hose ging, so darf Strebel nach seiner starken Saison zufrieden sein. --spr