Tausend Laptops sind verteilt

  20.11.2020 Merenschwand

Merenschwand: Projekt «Wir lernen weiter» von Tobias Schär

Tobias Schär blickt auf über 1000 verteilte Laptops in ehrenamtlicher Arbeit mit seinem Projekt «Wir lernen weiter» zurück. Es ist eine Geschichte, die aktueller nicht sein könnte.

Anfang April mit einer Einzelinitiative gestartet, verschrieb sich Tobias Schär dazu, die Digitalisierung für alle zu ermöglichen. Alte Laptops sammeln, neu aufbereiten und danach an jene weiterzuverteilen, die keine Mittel haben, um diese anzuschaffen. Implikationen haben fehlende Geräte viele: So werden gemäss Schär einfachste Dinge, wie das Distance Learning, das Schreiben von Bewerbungen oder auch nur grundlegendste Integrationsmassnahmen, massivst erschwert.

Klein hat alles angefangen: Im Elternhaus in Merenschwand wurden stapelweise Laptops gehortet. Der massive Zugang an Occasionsgeräten, die sonst oftmals auf dem Elektroschrott gelandet wären, füllten mehrere Zimmer im Einfamilienhaus der Familie Schär. Tobias Schär, selbsternannter «digitaler Robin Hood», wusste, dass dies kein Zustand ist – und Anfang August erbot sich der Auszug in das ehemalige Pfarrhaus. Nun zählt der mittlerweile gegründete Verein schon neun Mitwirkende und verzeichnet Partnerschaften mit über hundert Gemeinden in der Deutschschweiz.

Jede Gemeinde sollte Interesse haben

Am Samstag wurde das tausendste Gerät über den Tisch gegeben. Alles in ehrenamtlicher Arbeit und im Bewusstsein, dass viele sonst keine Hilfe erhalten würden. So etwa bei Sozialämtern, die zurückhaltend mit Investitionen in diesem Bereich sind. «Wir müssen schauen, dass wir allen Leuten ermöglichen, an der digitalen Transformation teilzunehmen. Wir vergessen, dass in vielen Haushalten Geräte fehlen.»

Die Arbeit, die Schär und sein Team leisten, ist aber nicht nur rein sozialer Natur. Gemäss dem Gründer und Präsidenten sollte «jede Gemeinde daran Interesse haben, möglichst allen IT-Ausrüstung zur Verfügung zu stellen». Schär argumentiert in wenigen Sätzen: Wenn beispielsweise Stellensuchende aufgrund fehlender Geräte keine Bewerbungen schreiben könnten und somit längere Zeit arbeitslos bleiben, bestehe eine reale Gefahr für Mehrausgaben im Sozialbereich. Ein Hauptproblem identifiziert er hierbei bei den aktuellen SKOS-Richtlinien, die die Grundlagen für die kantonalen Sozialhilfegesetzgebungen bilden. Diese gehen genau auf diese Punkte nicht ein und so entstehen Mehrausgaben, die eigentlich einfach zu verhindern wären.

Hoffen auf Recyclingverbände

«Wenn man einen Laptop inklusive Ladegerät nimmt, hat man etwa drei Kilogramm – mal Faktor Tausend ergibt rund drei Tonnen, die wir so bereits an Elektroschrott ansparen konnten.» Er hofft, dass nun auch Unternehmen einsehen, dass viele Geräte auch in der Schweiz Mehrwerte stiften können. Seitens Recyclingverbände kann aktuell noch mit keiner Unterstützung gerechnet werden. Schär meint, dass dies aber auch damit zu tun hat, dass das Projekt noch von sehr junger Natur ist.

Sicher sei, dass das Team um Tobias Schär täglich weiterhin das Beste versuchen werde, um mehr Geräte in der Schweiz wiederzuverwerten, um denen eine Stimme zu geben, die sonst keine haben. --red


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