Tombola

  10.05.2022 Meinungen

Annemarie Keusch, Redaktorin.

304, 249 und noch eine Zahl, die ich nicht mehr weiss. Drei Treffer? Bei elf gekauften Losen eine brutale Quote – für mich zumindest. In der Vergangenheit war ich nie bekannt dafür, bei Verlosungen besonders viel Glück zu haben. Natürlich, ich habe auch schon bei einer Tombola etwas gewonnen. Aber eher so in der Kategorie WC-Bürste als im Bereich von Helikopterrundflügen. Aufgeben ist aber keine Option. Und so kaufe ich an diesem Unterhaltungsabend in einer Oberfreiämter Turnhalle erneut Lose. Diesmal wähle ich mit Bedacht, mit System aus und greife nicht einfach wahllos in den Behälter mit bunten, zusammengerollten Losen. Ich nehme elf orange. Warum? Keine Ahnung. Im Nachhinein kann ich sagen: weibliche Intuition.

Tombolas, per Definition eine Verlosung von Geschenkartikeln bei Festlichkeiten, gibt es schon seit vielen Jahrzehnten. Die gleichen Röllchenlose mit Kartonringli, die heute noch in vielen Hallen verkauft werden, gab es schon während des Zweiten Weltkriegs. Die Beliebtheit ist ungebrochen. Auch an diesem Abend zückt kaum jemand nicht das Portemonnaie, wenn die Verkäufer durch die Reihen gehen. Warum dem so ist? Schwierig zu sagen. In erster Linie sicher, um den durchführenden Verein zu unterstützen. Dass solche Tombolas lukrativ sind, zeigt ein Blick ins Internet. 100 Nieten kosten 3.30 Franken. Fett ist geschrieben: «Trefferlose müssen separat bestellt werden.»

Trefferlose waren bestellt. Und ich zog gleich drei davon. Mit einer relativ geringen Erwartungshaltung stehe ich bei der Preisausgabe und suche verzweifelt meine Nummern. Die erste finde ich schnell: ein Thermoskrug. So einer fehlt noch im Haushalt. Nicht, dass ich ihn schon x-mal vermisst hätte, aber wir haben eben keinen – oder hatten. Mein Blick schweift weiter durch die vielen Preise und bleibt bei einer flachen Schachtel hängen. 249 – mein zweiter Preis. Was es ist, erkenne ich erst, als mir die Schachtel in die Hand gedrückt wird und ich lesen kann, was draufsteht: Schlagbohrmaschine. Die Leute um mich herum grinsen. Die denken wohl, ich hätte zwei linke Hände. Sollen sie. Beim dritten Preis grinse ich. Eine Flasche mit klarem Inhalt. «Träsch» steht auf der Etikette. Auch wenn die Temperaturen wieder wärmer werden: «Kafi Luz» geht immer. Ausgerüstet bin ich.


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