Top-Visitenkarte geht in Pension

  20.04.2022 Mutschellen

Thomas Steger arbeitete 50 Jahre in der Eichholzer Haustechnik

Auf 1834 ist der älteste bekannte Eintrag der heutigen Firma Eichholzer Haustechnik datiert. Thomas Steger hat als Servicemonteur die letzten 50 Jahre des Unternehmens mitgeprägt. Jetzt ging er in Pension.

Roger Wetli

«Teilweise wurde die Firma mit seinem Namen verbunden. ‹Wir möchten den Steger›, hiess es bei Anfragen, auch wenn sie allenfalls mal eine Woche auf ihn warten müssen», erklärt Peter Iten, Geschäftsführer der Eichholzer Haustechnik. Mitinhaber Urs Duc doppelt nach: «Thomas Steger war für unsere Firma eine wichtige Stütze und für andere Mitarbeiter ein Vorbild in den Bereichen Fachwissen, Zuverlässigkeit, Qualität und Freundlichkeit.» Ob so viel Lobes erklärt Frischpensionär Thomas Steger: «Ich habe meine Arbeit immer gerne gemacht und fühle mich sehr stark mit der Eichholzer Haustechnik verbunden. Auch wenn ich nicht Mitbesitzer bin, bedeutet sie mir sehr viel.» Das sei der Grund, weshalb er seit Lehrbeginn nie woanders gearbeitet hatte.

Lehrvertrag innert weniger Wochen

Wie oft spielte auch bei Thomas Steger eine Mischung aus Zufall und Beziehungsnetz die entscheidende Rolle bei seiner Berufswahl. «Mein Bruder absolvierte bei der Eichholzer Haustechnik eine Zusatzlehre als Sanitärinstallateur. Also ging ich da im März 1972 schnuppern. Es hat alles gepasst. Ein bis zwei Wochen später kam der Firmenpatron Josef Eichholzer bei uns zu Hause in Künten vorbei und wir haben den Lehrvertrag unterschrieben.» Bereits am 10. April begann Thomas Steger mit der Arbeit. «Damals musste man sich nicht bereits ein Jahr vorher bewerben. Es war alles noch viel spontaner.» Der Standort der Firma war noch in Oberlunkhofen und nicht wie heute in Oberwil-Lieli. Drei bis vier Monteure und zwei Lehrlinge waren angestellt, heute sind es rund 45 Angestellte.

Kurzlebigere Ersatzteile

«Es waren spannende drei Jahre Lehrzeit für Sanitär. Es gab noch ein Firmentöff lein. Mit diesem lieferte ich einmal auf einem kleinen Anhänger 6 Meter lange Rohre ins Säuliamt. So was wäre heute unvorstellbar», lacht Steger. Ab 1978 konzentrierte sich der Frischpensionär, der heute in Unterlunkhofen wohnt, auf Servicearbeiten. «Das machte in den letzten Jahren rund 90 bis 95 Prozent meiner Arbeitszeit aus. Ich bin sehr gerne bei den Kunden und finde dort Lösungen, die langfristig für Ruhe sorgen.»

Das Verhalten der Kundschaft habe sich in den 50 Jahren sehr stark geändert. «Früher vertrauten sie einfach meinen Analysen. Heute sind sie teilweise besser informiert als ich, wenn ich erscheine. Das erfordert immer wieder psychologisches Fingerspitzengefühl», weiss Thomas Steger. Verändert hätten sich aber auch die Materialien und die Vielfalt an verschiedenen Produkten. So ersetzte er einst noch Rohre aus Blei und das Material war deutlich robuster. «Dafür hat die Technik einen gewaltigen Sprung gemacht. Das ging aber auf Kosten der Qualität. Das Material ist heute deutlich kurzlebiger», gibt der Servicemonteur zu bedenken. «Früher reparierten wir Einzelteile. Heute ist das zu teuer, weil die Schweizer Arbeitskraft im Vergleich zu den Materialien massiv mehr kostet. Also nehmen wir beispielsweise ein ganzes Spülbecken-Ablauf-Set aus einem Karton, setzen die benötigten Teile ein und entsorgen die restlichen nicht gebrauchten Teile einfach. Mit dieser Wegwerfmentalität habe ich Mühe», gesteht er. Er begreife aber, dass die Sortierung der neuen noch intakten Teile zu teuer sei.

Wichtiger Ratgeber

Thomas Steger hat diesen Wandel in Küchen, Bad und Toiletten 50 Jahre hautnah miterlebt. Dies alles eingebettet in die Entwicklung der Eichholzer Haustechnik. Besonders nahe ging ihm 1997 der plötzliche Tod von Firmeninhaber Josef Eichholzer. «Er war für mich immer eine wichtige Stütze, Ratgeber und Ansprechperson – auch in privaten Dingen.» Es sei damals auch nicht klar gewesen, wie es mit der Firma weitergehen soll. Also übernahm der damals 22-jährige Andreas Eichholzer in siebter Generation die Firma, bis 2005 Urs Duc neuer Eigentümer wurde. Er führt das Unternehmen unter dem alten Namen weiter, wobei seit 2016 seine Söhne Marcel und Dominic Duc Mitinhaber sind. Urs Duc blickt zurück: «Mitarbeiter wie Thomas Steger machten mir den Einstieg deutlich einfacher. Sie waren und sind eine wichtige Stütze für das Unternehmen. Jeder trägt mit seiner Arbeit zum Erfolg der Eichholzer Haustechnik bei.»

Auch Thomas Steger lobt: «Ich konnte mich immer auf das Büro verlassen, das meine Termine koordinierte.» Dabei durfte er auf viele Freiheiten zählen. So organisierte er die Ordnung und das Material in seinem Servicefahrzeug immer selber. «Natürlich waren da Dinge drin, die ich selten brauchte. Aber beim Kunden vor Ort darf keine Zeit verloren gehen. Da lohnt es sich nicht, noch einmal ins Lager zurückzufahren.» Geholfen haben ihm die jahrelange Erfahrung und das Wissen, in welcher Liegenschaft ungefähr welche Haustechnik-Systeme eingebaut sind.

Extra verlängert

Die Eichholzer Haustechnik wird künftig auf diesen grossen Erfahrungsschatz im Team verzichten müssen. Wobei Thomas Steger jetzt extra noch drei Monate verlängert hat. «Pensioniert wurde ich bereits im Januar. Die 50 Jahre zu erreichen, reizte mich aber. Also habe ich in den letzten zwei Monaten noch mit einem 60-Prozent-Pensum gearbeitet.» Für ihn war dieses Vorgehen auch im Rückblick richtig. «So konnte ich langsam reduzieren. Denn nach einem halben Jahrhundert ist das Pensionärsleben doch eine sehr grosse Umstellung.» Er und seine Frau würden jetzt vermehrt campieren gehen. Der Eichholzer Haustechnik wird Thomas Steger weiterhin treu bleiben, und vielleicht bei dem ein oder anderen Firmenfest vorbeischauen.


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