Tradition trifft Temperament
02.12.2025 Boswil, Musik, Region OberfreiamtJodlerobig Boswil
Jodlerclub Echo vom Lindenberg, Boswil
Warme und harmonische Klänge waren angesagt am Jodlerobig des gastgebenden Jodlerclubs Echo vom Lindenberg in Boswil. Denn auch schnelle Rhythmen und die Tänzerinnen und Tänzer des ...
Jodlerobig Boswil
Jodlerclub Echo vom Lindenberg, Boswil
Warme und harmonische Klänge waren angesagt am Jodlerobig des gastgebenden Jodlerclubs Echo vom Lindenberg in Boswil. Denn auch schnelle Rhythmen und die Tänzerinnen und Tänzer des Rock-’n’-Roll-Clubs Teddybären aus Unterkulm erfreuten die Besucher am diesjährigen Jodlerabend. Die volle Mehrzweckhalle Boswil wurde am Freitagabend gut unterhalten, was für Begeisterung sorgte. --red
«Mi schönschti Melodie»: Jodlerabend in Boswil vom Echo vom Lindenberg mit überraschender Rock-’n’-Roll-Einlage
Mit einem ebenso traditionellen wie unerwartet schwungvollen Programm hat der diesjährige Jodlerabend vom Echo vom Lindenberg in der Mehrzweckhalle Boswil am Freitagabend für Begeisterung gesorgt.
Der voll besetzte Saal, bereits im Vorverkauf zu 90 Prozent ausgebucht, erlebte eine musikalische Reise, die von klassischen Naturjodeln bis hin zu einer mitreissenden Rock-’n’-Roll-Einlage vom Rock’n’Roll Club Teddybären aus Unterkulm reichte. Die mit viel energiegeladene Stimmung für Wirbel sorgte. Der Jive ist ja ohnehin ein Tanz, der voller Tempo und Dynamik steckt – und wenn dann noch Akrobatik dazukommt, wird es zu einer Show, die nicht nur die Füsse, sondern auch die Augen auf Trab hält.
Vom «Streichel-Händy» bis zum «Nebelmeer»
Der gastgebende Jodlerklub Boswil eröffnete den Abend mit warmen, harmonischen Jodlerklängen, die sofort für eine heimelige Atmosphäre sorgten. In der ersten Reihe jodelt Hans alias «Long John» und seinen Valtra-Traktor parkt er jeweils auch draussen in der ersten Reihe. Präsentierten die Jodler und Jodlerinnen traditionelle aber auch neuzeitliche Stücke. Die Lieder sind immer in Freiämter Dialekt gesungen, auch das in unsere heutige Zeit passende Lied «Händyfieber»: «Jedi Frau und jedes Männli, treid im Sack sis Streichel-Händy ...» Wenn die Jodler den «Nebelmeer-Juiz» anstimmen, dann entfaltet sich der Nebel wie eine magische Wand aus Dampf und Licht, die die Sänger und Sängerinnen umhüllt. Der Nebel wirkt fast wie ein mystisches Wesen, das die Musik noch intensiver macht.
Ein weiterer Höhepunkt war die Ansagerin Sue Bachmann. Sie hat im Rahmen ihrer Dirigentenausbildung ein Praktikum und ihre Abschlussprüfung mit dem Echo vom Lindenberg erfolgreich absolviert. Mit dabei ihre lustige, etwas vorwitzige, fast freche Ziegenbock-Handpuppe. Der Ziegenbock wollte anfänglich auch jodeln lernen, aber das mit der Kopf- und Bauchstimme war nicht sein Ding. Das wiederum hat für einige Lacher gesorgt bis hin in die hintersten Reihen.
Auch der Nachwuchs zeigte, dass die Zukunft des Jodelns in der Region gesichert ist. Neue Jung-Jodler sind trotzdem herzlich willkommen, jeweils am Dienstagabend um 20.15 Uhr.
Wichtiges Miteinander
Was ist denn das Schwierigste beim Jodeln? «Dass ich neben dem musikalischen Leiter Stephan Schüpbach stehen muss», sagt der 18-jährige Noah Stadelmann, der noch im Probejahr ist. Weiter erzählt er von etlichen lustigen Momenten und von nicht ganz jugendfreien Schnupfsprüchen. Um diese weitererzählen zu können, werde im Verein viel und gerne geschnupft, allerdings ohne den Präsidenten Geri Bütler. Der schnupft nie. Ausser am diesjährigen Jodlerweekend im Bisisthal. Da habe Geri geschnupft und nur noch sehr grosse Augen gemacht. «Das Gelächter der ‹Vereinsgspänli› war gross.»
«Wenn das ‹Zwischenmenschliche› untereinander nicht stimmt, kann man nicht zusammen singen», findet Jodlerin Ruth. Aber beim Echo vom Lindenberg stimmt alles. Von der weihnachtlichen Tischdekoration, der feinen Verköstigung, das persönliche Begrüssen der Gäste, die Liederwahl, das Gesangsniveau und die Spezialeffekte mit der Nebelmaschine. Selbst bei der Tombola hat sich der Verein etwas Besonderes einfallen lassen. Wer einen Preis gewonnen hat, durfte diesen auf einem Tauschtisch gegen einen anderen Preis tauschen. Und alle «Nieten», also die nicht gewonnenen Lose, werden in eine grosse Milchkanne gelegt und kommen so in eine zweite Verlosung. Das sorgt für eine zusätzliche Portion Spannung und Spass. Gewonnen hat «Franz mit den schönen Augen». Genau so stand es auf dem Nietenzettel. Dieser Franz hat offenbar auch noch gute Ohren, somit konnte er einen reichbestückten Früchtekorb sein Eigen nennen.
Gemeinsam mit dem Rock’n’Roll Club wagte der Jodlerklub eine ungewöhnliche, aber äusserst gelungene Stilfusion. Die überraschende Kombination funktionierte verblüffend gut und wurde mit rhythmischem Klatschen, Zwischenapplaus und Fotoblitzgewitter gefeiert. Das Tanzbein durfte man zum Ländlertrio Echo vom Schnäggeberg schwingen. Der Jodlerabend in Boswil zeigte eindrücklich, wie lebendig und vielseitig Brauchtum heute sein kann – und dass zwischen Naturjodel und Rock’n’Roll oft nur ein mutiger Taktwechsel liegt. --mm



