Unbedingt neugierig bleiben
04.04.2025 WohlenFachmaturfeier an der Kantonsschule: Absolventen von drei Fachbereichen verabschiedet
Wunderbare Musik und gehaltvolle Ansprachen. An der Fachmaturfeier in der Kanti erhielten die Absolventen in den Bereichen Gesundheit, Soziale Arbeit und Pädagogik ihre Ausweise. ...
Fachmaturfeier an der Kantonsschule: Absolventen von drei Fachbereichen verabschiedet
Wunderbare Musik und gehaltvolle Ansprachen. An der Fachmaturfeier in der Kanti erhielten die Absolventen in den Bereichen Gesundheit, Soziale Arbeit und Pädagogik ihre Ausweise. Ein bedeutungsvoller Moment, wie Franziska Walti bei ihrer Ansprache betonte.
Daniel Marti
«Es ist ein kleiner, aber feiner Jahrgang», sagte Sara Folloni, Prorektorin und Gesamtverantwortliche Fachmittelschule. Dennoch haben die jungen Abgängerinnen und Abgänger die Fachmaturfeier in vollen Zügen genossen – chic gekleidet und voller Stolz. Und musikalisch bestens unterhalten von der Kanti-Band «Dice», oder auf gut Deutsch Würfel. «Und ja, die Würfel sind gefallen, sie alle haben die Fachmatur geschafft», nahm Kanti-Rektor Matthias Angst den Bandnamen in seiner Begrüssung auf.
«Mit den gewählten Berufsfeldern werden Sie einen Weg verfolgen, auf dem Sie stets mit Menschen zu tun haben werden», so Angst weiter. Er wünschte allen erfolgreichen Maturandinnen und Maturanden ein offenes und ein waches Auge in Zukunft. Damit die jungen Menschen künftig erkennen können, «wer vor ihnen steht», und damit es dem Gegenüber ebenfalls so ergeht.
Und er wünschte allen auch sechs Augen, dies auf den Würfel bezogen. «Das Quäntchen Glück», damit der Würfel auf der richtigen Stelle liegen bleiben mag. «Gehen Sie mit offenen Augen und Ohren durchs Leben und auf die Menschen zu», sagte der Rektor abschliessend.
Junge Menschen als Fiebermesser der Gesellschaft
Die festliche Ansprache hielt Franziska Walti, Schulleiterin Oberstufe Junkholz und Erziehungsrätin. «Ihnen stehen die Welt und die Türen offen, Sie müssen sie nur durchschreiten», gab sie den Absolventen der Bereiche Pädagogik, Gesundheit und Soziale Arbeit mit auf den Weg.
Ob es ihr tatsächlich zusteht, Ratschläge zu geben, das stellte Walti allerdings infrage. Schliesslich sei es ihre Generation, die Baustellen hinterlassen werde. In der Gesellschaft und in der Schule gebe es diese Baustellen.
Trotzdem gab sie gerne Ratschläge, denn als Schulleiterin verfügt sie über ganz viel Erfahrung.
Und Franziska Walti spürt an «ihrer» Schule den Puls der Jugend. «Es gibt Jugendliche, die verunsichert, häufig krank und überfordert sind und wenig Widerstandskraft haben», präzisierte sie. Für diese jungen Menschen, zwischen 13 und 16 Jahre alt, gebe es dann zwei Wege: Rückzug oder Angriff. «Rückzug in die eigene Welt, beispielsweise in jene der Sozialen Medien. Oder dann Angriff mit dominantem Auftreten bis hin zu Zerstörungswut.» Die Jugend sei eben auch ein Fiebermesser für die Gesellschaft, lautet ihre Erkenntnis. Leistungsgesellschaft, Individualisierung oder einfach die komplexe Weltlage seien die Gründe für diese Tendenzen. Viele Themen der Arbeiten an der Fachmittelschule gehen laut Walti in diese Richtung. «Das zeigt, viele von Ihnen haben ein Gespür für gesellschaftliche Seismografen.» Sie nehmen also die Schwingungen in der Gesellschaft auf.
Weiterhin zweifeln und hinterfragen
Die Abgängerinnen und Abgänger der Fachmittelschule sollen laut Walti vor allem eines spüren: «Wir sind Menschen, nicht Maschinen.» Und es brauche Menschen, die zweifeln. Gerade in einer Zeit, wo viele Menschen verunsichert sind, soll man zweifeln und hinterfragen. Vor allem in einer Zeit, wo es nur Schwarz oder Weiss gebe, wo komplexe Themen zu einfach erklärt werden. «Das Leben und die Welt sind komplex.»
In diese Welt hinaus treten die Absolventinnen und Absolventen der Bereiche Pädagogik, Gesundheit und Soziale Arbeit. Sie werden als Fachpersonen im Gesundheitswesen oder als Lehrpersonen tätig sein. Dort sollen sie weiterhin hinterfragen, was sie hören und sehen, so der Ratschlag von Franziska Walti. Zweifel soll seinen Raum erhalten. «Das ist notwendig, um neugierig zu bleiben», so die Erziehungsrätin. Franziska Walti gab doch noch einen weiteren Ratschlag. Das «kraftvollste Werkzeug» auf dem weiteren Lebensweg sei die Freundlichkeit. Das werden sich alle Absolventinnen und Absolventen sicher zu Herzen nehmen.
Nach der Übergabe der Ausweise durch die Verantwortlichen der Fachbereiche gab es keine Zweifel, sondern nur noch Freude. Erst spielte und sang «Dice» das Stück «See you again». Tatsächlich sahen sich alle rasch wieder: beim feierlichen Apéro, wo auf den Erfolg angestossen wurde.