Unnötige Mehrarbeit

  24.10.2025 Nesselnbach, Region Unterfreiamt

Probleme beim Grüngut

Die Firma Hufschmid in Nesselnbach kompostiert einen grossen Teil des Freiämter Grünguts. Weil sich aber immer mehr Fremdmaterial in der angelieferten Ware befindet, muss sie einen grossen Aufwand betreiben, um dieses vor dem Kompostieren zu entfernen. Bei einer Besichtigung erzählt Geschäftsführer Fabian Wurz, warum dies nötig ist. Und wieso ihn das ärgert. --chh


Hufschmid Grüngutverwertung kämpft gegen Verunreinigungen im angelieferten Grüngut

Eigentlich ist es eine gute Sache. Bei der Firma Hufschmid wird aus Pflanzen- und Essensresten wertvoller Kompost. Doch leider ist das angelieferte Grüngut immer häufiger verschmutzt. Die Fremdpartikel müssen von Hand aussortiert werden. «Es liegt an den Verbrauchern», ärgert sich Fabian Wurz.

Chregi Hansen

Der Frust ist verständlich. «Wir haben schon alles probiert. Die Vertreter der Gemeinde eingeladen. Mit den Transportfirmen den Dialog gesucht. Flyer in den Dörfern verteilt. Hinweiskleber an die Container gemacht. Haben in den Schulen Aufklärung betrieben. Aber es nützt nichts», sagt Fabian Wurz. Der Anteil an Fremdmaterial im Grüngut, speziell Plastik, ist noch immer zu hoch. Viel zu hoch. Von den jährlich angelieferten 25 000 Tonnen gehen rund 1000 Tonnen in die Müllverbrennung. Das sind 4 Prozent. «Das zahlt uns niemand», sagt Wurz.

Der Geschäftsführer der Hufschmid Grüngutverwertung GmbH steht auf dem Vorplatz. Ein Trax breitet das angelieferte Grüngut aus, auf den ersten Blick sieht es sauber aus. Doch als zwei Mitarbeiter mit grossen Greifzangen darin herumstochern, stossen sie schnell auf Fremdmaterial. Kaffeekapseln, Alubüchsen, Plastiksäcke, Hausmüll. Einer zieht gar zwei Autonummernschilder aus den Pflanzenresten. «Mit der Zeit entwickelt man einen Blick dafür», sagt der Geschäftsführer und holt selber einen Robidog-Sack aus dem Grüngut. Es sei keine lustige Arbeit. Aber sie muss eben gemacht werden. «Am besten denkt man nicht zu viel nach und schaltet den Kopf ab», erklärt Wurz.

Mittwoch ist Grosskampftag

Es ist Mittwoch – an diesem Tag wird das meiste Grüngut angeliefert. «Dann wird in den grossen Gemeinden gesammelt, etwa Wohlen, Villmergen und Bremgarten», erklärt Wurz. 25 Gemeinden und etliche Garten- und Unterhaltsbetriebe bringen ihr Grüngut nach Nesselnbach, damit gehört Hufschmid zu den grössten Verwertern im Kanton. Seit 1994 werden hier die Garten- und Küchenabfälle zu Kompost verarbeitet. Dazu muss das Grüngut aber frei von Fremdmaterial sein. Sonst landen diese über den Kompost in der Natur. Also muss die angelieferte Ware kontrolliert werden. Nicht einmal. Nicht zweimal. Sondern gleich dreimal. Das erste Mal bei der Anlieferung. Dann beim Shreddern. Und später nochmals beim Sieben. Alles in Handarbeit. Und am Schluss muss vieles weg, was eigentlich kompostierbar ist. Gerade an Holzresten bleiben oft kleine Plastikfetzen hängen und lassen sich nicht mehr entfernen.

Die grossen Gemeinden sind die grössten Sünder

Der Aufwand, den die Hufschmid Grüngutverwertung GmbH betreibt, ist gross. Drei Personen sind an den Anlieferungstagen im Einsatz. «Wir könnten unsere Leute auch an anderen Orten einsetzen», betont Fabian Wurz. Mit dem Wachstum in der Region nimmt auch das angelieferte Grüngut zu. Und damit auch die Verschmutzung. Wurz stellt dabei einen Unterschied zwischen den kleinen und ländlichen Gemeinden und den eher städtischen Orten fest. «Da ist alles viel anonymer. Da merkt niemand, wenn man Hausmüll in den Grüncontainer schmeisst. Es gibt ja in den meisten Überbauungen auch keinen Hauswart mehr, der ein Auge darauf hat.» Nicht immer sind die betroffenen Haushalte selber schuld. Es gibt eben auch Passanten, die ihren Dreck schnell im bereitstehenden Container entsorgen.

Transportfirmen fehlt die Zeit für die Kontrolle

Eigentlich liegt es an den Transportfirmen, diese beim Einsammeln zu kontrollieren und sie nur dann zu leeren, wenn sie auch den Vorgaben entsprechen. In einigen Gemeinden passiert das auch, bleiben die Grünkübel auch mal voll stehen und werden mit einem Hinweis versehen, warum sie nicht geleert wurden. «Aber gerade in grossen Gemeinden fehlt die Zeit dafür», hat Wurz ein gewisses Verständnis. Zudem zeigt ein Blick in den Container nicht unbedingt, ob weiter unten nicht doch was drin liegt, was da nicht reingehört. Letztlich liegt es in der Verantwortung der Verbraucher, korrekt zu handeln. «Genau da liegt das Problem», sagt Wurz. «Vielen ist es egal. Dabei haben wir in der Schweiz doch vorbildliche Voraussetzungen, alle Abfälle korrekt zu entsorgen.»

Und so bleibt dem Unternehmen nichts anderes übrig, als das gelieferte Grüngut aufwendig zu kontrollieren, «Wir sind das unseren Kunden schuldig. Sie haben Anrecht auf einwandfreien Kompost», so der Geschäftsführer. 80 bis 85 Prozent gehen in die Landwirtschaft, der Rest an Private. Deren Kompost benötigt drei bis vier Monate, während der Landwirtschaftskompost bereits nach sechs bis sieben Wochen bereit ist. Mit all den Mengen, die hier verarbeitet werden, wird es langsam eng auf dem Firmengelände. Wie die Nachbarbetriebe möchte auch die Hufschmid gerne erweitern. Das Problem: Die vier Firmen in Nesselnbach befinden sich in einer Spezialzone ohne jeden Anschluss an eine Bauzone. Darum sei eine Erweiterung nicht möglich, wird argumentiert. «Was sollen wir machen? Wir sind bewusst ausserhalb, weil es eben Emissionen gibt», so Wurz.

Gerade an den Anlieferungstagen des Grünguts wird es richtig eng, da alles auf dem Vorplatz ausgebreitet werden muss. Trotzdem fahren Lieferwagen und Lastwagen zu, laden ab und fahren wieder weg. Es kommt auch schon mal vor, dass ein Chauffeur mit voller Ladung weggeschickt wird, wenn auf den ersten Blick klar ist, dass er zu viel Fremdmaterial bringt. «Aber meistens sehen wir das erst nach dem Abladen», berichtet Fabian Wurz. Mit den Gemeinden sei man deswegen regelmässig im Kontakt. Habe sie auch schon eingeladen und ihnen das Problem vor Ort gezeigt. «Aber auch sie haben nur beschränkt Möglichkeiten, etwas zu tun. Letztlich bleibt uns höchstens die Möglichkeit, die Preise zu erhöhen.»

Kompostierbare Materialien: Gut gemeint, wenig Nutzen

Das Problem habe sich in den letzten Jahren verschärft. Und das hat ausgerechnet damit zu tun, dass es mehr kompostierbare Materialien gibt. Etwa Kaffeekapseln, Geschirr oder auch die Kompostsäckchen. Das sei ja alles gut gemeint, so Wurz, würde ihnen aber die Arbeit erschweren. «Denn wir könnten nur mit grossem Aufwand erkennen, ob es eine kompostierbare Kaffeekapsel ist oder eine normale. Die Zeit haben wir meist nicht», macht er deutlich. Darum werden auch diese Materialien aussortiert und anschliessend in die Müllverbrennung gebracht. Das sorgt für Aufwand. Und Kosten.

Die Bürger erhalten sauberen Kompost geschenkt

Bei allem Frust, Fabian Wurz mag seine Arbeit. Seit 6,5 Jahren ist er hier tätig. «Die Natur schätzt es, wenn Rückstände und Abfälle verwertet und in den Kreislauf zurückgeführt werden», heisst es auf der Homepage der Gemeinde. Und dafür setzt sich Wurz ein. Der Kompost, der hier verkauft wird, ist dank der Kontrolle von guter Qualität. Ein Teil davon wird an bestimmten Tagen gratis an die Bewohner der angeschlossenen Gemeinden abgegeben. «Es ist immer wieder schön zu sehen, wie gross das Interesse ist und wie sich die Menschen freuen darüber», erzählt der Geschäftsführer. Dann wisse man, dass sich der Aufwand lohnt, das entschädige für den Stress bei der Anlieferung.


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