Viel Geld in den Boden geflossen
14.02.2023 Benzenschwil, Region OberfreiamtDie Baumeisterarbeiten an der Zentrumsüberbauung in Benzenschwil sind in vollem Gange
An der Bahnhofstrasse in Benzenschwil entstehen fünf Mehrfamilienhäuser mit 36 Mietwohnungen. Der Baustart war im Mai 2022. Vermietet sollen die Wohnungen ab Mitte 2024 ...
Die Baumeisterarbeiten an der Zentrumsüberbauung in Benzenschwil sind in vollem Gange
An der Bahnhofstrasse in Benzenschwil entstehen fünf Mehrfamilienhäuser mit 36 Mietwohnungen. Der Baustart war im Mai 2022. Vermietet sollen die Wohnungen ab Mitte 2024 werden können.
Susanne Schild
«Es gibt bereits erste Interessenten für die neu entstehenden Wohnungen im Zentrum von Benzenschwil», sagt Hannes Küng, Leiter Abteilung Liegenschaften der Gemeinde Merenschwand. Er ist für die Realisierung des Projekts vonseiten der Ortsbürgergemeinde zuständig. Einziehen können diese dann voraussichtlich Mitte 2024. Aktuell sind die Baumeisterarbeiten in vollem Gange. Das Fundament ist gelegt. Gearbeitet wird am Untergeschoss. Danach soll Haus für Haus hochgezogen werden.
An der Bahnhofstrasse in Benzenschwil realisiert die Ortsbürgergemeinde Merenschwand zusammen mit der Familie Bär eine Zentrumsüberbauung mit fünf Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 36 Mietwohnungen und einer gemeinsamen Tiefgarage. «Die Zentrumszone wird zum Quartier mit bezahlbarem Wohnraum», so Küng. Mit der Überbauung soll die Einwohnerzahl des Dorfteils Benzenschwil erhöht werden. Die Anbindung durch den öffentlichen Verkehr an die Zentren Zug, Luzern und Aarau sei gut und die Mieten im Gegensatz zu dejenigen des Kantons Zug in Benzenschwil noch erschwinglich.
Schulstandort festigen
Natürlich lasse es sich nicht ausschliessen, dass sich Benzenschwil eventuell zu einem «Schlafdorf» entwickeln könnte, räumt Küng ein. «Aber in der Gemeinde herrscht ein intensives Vereinsleben. Man kann sich an vielen Orten integrieren, wenn man das möchte.» Auch die Tatsache, dass es in Benzenschwil abgesehen vom Hof laden «Lindenhof» keinen weiteren Dorfladen und kein Restaurant mehr gibt, stellt für Küng kein Kriterium dar, warum sich der Ortsteil zu einem «Schlafdorf» entwickeln sollte. «Ich weiss nicht, ob ein Laden oder ein Restaurant das verhindern würden. Es hängt immer von den Leuten ab, die hierher ziehen», ist er überzeugt.
Positiv sei, dass der Schulstandort Benzenschwil durch die Überbauung gefestigt werden könnte. «Obwohl der Schulstandort Benzenschwil aktuell stärker genutzt wird als auch schon, hofft die Gemeinde, diesen durch den Zuzug von Familien langfristig sichern zu können.»
Mit einem Risiko verbunden
Weiter soll ein neues finanzielles Standbein für die Ortsbürgergemeinde Merenschwand geschaffen werden. «Als der Bereich Baulandhandel sich immer mehr reduzierte, beschloss die Ortsbürgergemeinde, durch Liegenschaften und Mietobjekte neue Einnahmenquellen zu erschliessen. Von den Bereichen Wasser und Wald kann man heute nicht mehr existieren. Es braucht mehr Aktivitäten, um Mittel zu generieren», so Küng. Die Zentrumsüberbauung sei das erste Neubau-Objekt, wo man umfassend mit rund 30 Wohnungen diese Absicht in die Tat umsetze. «Natürlich ist eine Investition in dieser Grössenordnung auch mit gewissen Risiken verbunden. Wenn nur die Hälfte der Wohnungen vermietet werden könnte, hätte die Ortsbürgergemeinde ein Problem», ist sich Küng bewusst. Doch in die Zukunft schauen könne niemand.
Teurer als gedacht
In der Tat sind die Investitionen, die die Ortsbürgergemeinde Merenschwand mit dem Projekt tätigt, gross. Insgesamt 14,05 Millionen Franken sind bisher an Ortsbürgergemeinde-Versammlungen für dieses Vorhaben bewilligt worden. Aufgrund von unvorhergesehenen Massnahmen sowie der teilweise stark gestiegenen Materialpreise dürfte die Endabrechnung sogar noch etwas höher ausfallen.
2011, im Zuge der Vorbereitungen für die Fusion Merenschwand-Benzenschwil ist das jetzt bebaute Areal in Bahnhofsnähe im Siedlungsentwicklungskonzept als Entwicklungsgebiet für Wohnbebauung definiert worden. Das Konzept diente als Planungsgrundlage unabhängig von den bestehenden Eigentumsverhältnissen. Mit dem Siedlungskonzept im Hinterkopf hat der damalige Gemeinderat die Möglichkeit erkannt, planerische Vorstellungen der Dorfentwicklung in die Tat umzusetzen und hat die Angebote verschiedener privater Eigentümer angenommen und ihre Areale erworben.
Schlussendlich haben zwei private Parteien und die Ortsbürgergemeinde Merenschwand das Baugesuch für eine Bebauung mit fünf Mehrfamilienhäusern lanciert. Unter anderem aufgrund der Lage in der Dorfzone, deren Kriterien die nach wie vor gültige Bauordnung der ehemaligen Gemeinde Benzenschwil definiert, musste das Projekt hohen Anforderungen genügen. So müssen die geplanten Mehrfamilienhäuser beispielsweise zwingend ins Landschafts- und ins Ortsbild von Benzenschwil passen. Auf das unter Schutz stehende Haus an der Dorfstrasse 33 musste selbstverständlich auch Rücksicht genommen werden. «Das Projekt entspricht den heutigen Grundsätzen der Raumplanung und stellt verdichtetes Bauen von hoher Qualität dar», sagt Hannes Küng.
Es lief nicht mehr rund
Die Realisierung eines Vorhabens mit drei Bauherrschaften ist kein einfaches Unterfangen. Aufgrund unterschiedlicher Auffassung in der Vorgehensweise hat sich eine der privaten Eigentümerschaften entschlossen, ihren Anteil am Areal der Ortsbürgergemeinde Merenschwand anzubieten. Die Ortsbürgergemeinde Merenschwand hat in der Folge dem Antrag von Ortsbürgerkommission und Gemeinderat zugestimmt, dieses Angebot anzunehmen. Bei der Arealüberbauung «Zentrum Benzenschwil» realisiert die Ortsbürgergemeinde nun vier Häuser und die private Partei ein Haus.
Durch den aufwendigen Baugrund haben die Arbeiten an der Baugrube länger gedauert, als ursprünglich angenommen. Auch auf die Kosten wird sich die aufwendige Baugrube auswirken. «Der Untergrund des ganzen Bauvorhabens ist mit einer grossen Anzahl von Pfählen zur Fundation und zur Verhinderung des Auftriebs versehen worden. Es ist einiges an finanziellen Mitteln in den Boden geflossen, was man später nicht sehen kann», erklärt Küng. An der Versammlung im November 2022 hiess dann die Ortsbürgergemeinde nochmals einen Kredit über 750 000 Franken gut für die Realisierung einer Photovoltaikanlage auf den Dächern der Überbauung. Mit einer sogenannten «Indach-Anlage» wird den hohen Anforderungen des Ortes Rechnung getragen werden. «Die finanziellen Verhältnisse der Ortsbürgergemeinde Merenschwand haben die Realisierung dieses Projekts ermöglicht. Der Einsatz von Steuergeldern der Einwohnergemeinde wäre für ein solches Vorhaben kaum zu rechtfertigen», sagt Küng.