Vielseitiges Talent am Werk
01.10.2024 WohlenAutor Urs Habegger sorgte mit seiner Lesung im übervollen Schlössli für beste Stimmung
Sein Buch «Am Rande mittendrin – Erlebnisse eines ‹Surprise›-Verkäufers» ist unterdessen ein ...
Autor Urs Habegger sorgte mit seiner Lesung im übervollen Schlössli für beste Stimmung
Sein Buch «Am Rande mittendrin – Erlebnisse eines ‹Surprise›-Verkäufers» ist unterdessen ein Bestseller. Das Publikum bekam daraus Heiteres, Ernstes und Berührendes zu hören – und das alles humorvoll und beeindruckend vorgetragen. inklusiv Livemusik.
Bernadette Oswald
Bereits bei den ersten Passagen, die Urs Habegger vorlas, gab es viel zum Lachen. Etwa als er erzählte, wie er immer der Auserwählte sei bei den Missionierenden. Oder auch, wie ihm zu seiner Freude der Pöstler eines Tages eine Postkarte brachte mit der Adresse «Surprise»-Verkäufer, Bahnhofunterführung, 8640 Rapperswil. Denn genau da verkauft Urs Habegger seit über 16 Jahren das Strassenmagazin. Er werde oft gefragt: «Wo wohnen Sie?» Dann zeige er einfach jeweils schelmisch diese Postkarte.
Seinen Verkaufsstandort baute Urs Habegger auch in seine Lesung mit einem amüsanten Spiel ein. Nach jedem vorgetragenen Buchausschnitt fragte er: «Und wo ist das passiert?» Dann dirigierte er das Publikum, welches fröhlich mitmachte und ihm die Antwort gab: «In der Bahnhofunterführung von Rapperswil.» Das erste selbst komponiertes Lied, das Urs Habegger vorsang und mit seiner Gitarre begleitete, hiess «Casting». Er hat es in der Zeit geschrieben, als er nach einer missglückten Augenoperation seinen Beruf aufgeben musste. Vor seinem zweiten Lied erklärte der 68-Jährige, dass die Redaktion von «Surprise» immer wieder das Thema Flüchtlinge aufgreife. Das «Surprise»-Magazin erscheine jeden zweiten Freitag mit Berichten über Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kultur. Es werde ausschliesslich auf der Strasse verkauft. Zum Thema Flüchtlinge habe er ein Lied geschrieben mit dem Titel «Gartenzwärg». Er sang es vor und eine Besucherin sagte nach der Lesung: «Mich haben seine Lieder sehr berührt mit den ernsten Themen und feinen Klängen.»
Peinlichkeiten und Vorurteile
Anschliessend las Urs Habegger Diverses zum Thema Peinlichkeiten vor. Peinlich sei ihm auch sein «Ränzli», gestand er. «Warum es so weit gekommen ist, dafür gibt es eine ganz einfache Erklärung. Es sind die vielen Weihnachtsguetsli, die ich erfreulicherweise geschenkt bekomme», sagte er und las die humorvolle Geschichte dazu vor. «Humor ist mir sehr wichtig, deshalb habe ich in meinem Buch auch lustige Fantasiegeschichten eingebaut», wie «Ferien im Stau am Gotthard» oder «Brutto vier Franken».
Nachdem das Publikum daraus einige Passagen zu hören bekommen hatte, wechselte Urs Habegger das Thema. «Oft rechnet man mit dem Schlimmsten und nichts davon geschieht. Im Gegenteil, es wird einfach gut», stellte er fest. In seinem Erlebnis dazu ging es um einen Betrunkenen, der torkelnd auf ihn zukam. Er habe sich auf Pöbeleien der übelsten Sorte gefasst gemacht. Stattdessen hat ihn der Mann lallend gefragt, was ein Heft kostet und ihm eine Zehnernote gegeben. Stimmt so, habe er gesagt und sei weiter geschwankt. Das sei für ihn eine Lehre gewesen, wie sehr man sich täuschen kann.
Ein echtes Bühnentalent
Zum gelungenen Anlass hatten der Claro-Weltladen Wohlen und die Bibliothek Wohlen gemeinsam eingeladen. Besucherinnen und Besucher sagten nach der Lesung: «Bei diesem Mann kommt alles von Herzen und er hat echtes Bühnentalent.» – «Das ist ein totaler Menschenfreund.» – «Er bringt mich zum Nachdenken und besonders schön ist, dass auch das ‹Surprise›-Magazin geehrt wird.»
Bei einem feinen Apéro klang der Abend aus und Urs Habegger verriet noch, dass er aus dem Publikum zwei Anfragen für weitere Lesungen bekommen hat.