Vom Finkli bis zur grossen Mauer
25.10.2022 JonenDie Ausstellung «Kunst & Hobby» brachte vielseitige Talente ans Licht
Kunsthandwerkliche Bereicherung in der Mehrzweckhalle und kulinarische Freuden unter milder Herbstsonne konnten die Gäste am Wochenende in Jonen geniessen. Dank der weitsichtigen ...
Die Ausstellung «Kunst & Hobby» brachte vielseitige Talente ans Licht
Kunsthandwerkliche Bereicherung in der Mehrzweckhalle und kulinarische Freuden unter milder Herbstsonne konnten die Gäste am Wochenende in Jonen geniessen. Dank der weitsichtigen Initiative von Marguerite Weber Bless empfing die Besucher eine verlockend inszenierte, nicht überladene Ausstellung mit 20 Ständen.
Beim entspannten Flanieren entdeckte man verblüfft manches Werk, das vor Augen führte, dass die Grenzen zwischen Hobby und Professionalität durchaus fliessend sind. «Vielleicht finde ich ja schon hier ein passendes Weihnachtsgeschenk», meinte Gret Allaert aus Jonen angesichts der breiten Palette an Kunst und Handwerk. Natürlich wollten die Standbetreibenden einerseits ihr Können zeigen, aber anderseits ihre Produkte auch gerne verkaufen. Sie hatten ja auch einen Beitrag entrichtet, um Organisationskosten und Spesen zu decken. Erfreuliche Abwechslung bei den Ständen war gegeben, indessen auch die Qual der Wahl, bevor man etwas erstand und mitnehmen durfte.
Joner Pappelholz ist kunsttauglich
Nicht so einfach zum Mitnehmen war «die grosse Mauer» von Ruedi Roth, eine Holzskulptur aus der im März bei der Reuss gefällten kolossalen Joner Pappel, welche der Künstler zusammen mit anderen beachtlichen Werken auf dem Vorplatz ausstellte. Mit seiner Kettensäge demonstrierte Roth den Besuchern gleich vor Ort, wie er ein Stück Holz, und mag es noch so gross sein, auf die von ihm angestrebte Skulpturbotschaft reduziert. Gesucht wird übrigens ein Standort für «die grosse Mauer» im öffentlichen oder halböffentlichen Bereich, auch als Leihgabe.
Ebenfalls mit Holz arbeiten seit ihrer Seuzacher Jugendzeit die beiden Freunde Peter Bless und Urs Rutishauser, welche damals entdeckten, dass ihr gemeinsames Hobby Drechseln war. Kerzenständer, Pfeffermühlen, Holzschalen und vieles mehr waren in der Auslage zu bestaunen. «So einen Anlass muss man einfach unterstützen», erklärte Loredana Wüthrich aus Muri.
Sprossenwände können nicht nur sportlich genützt werden. Nelly Tester benutzte sie geschickt als Blickfang zum Aufhängen ihrer eindrücklichen Patchworkdecken und -wandbehänge, in der Auslage standen selbst modellierte zauberhafte Puppen, bis in die Fingerspitzen detailliert ausgestaltet. Auch Susanne Hochuli präsentierte an den Sprossen sehr augenfällig ihre Seidenmalerei, Schals und gestrickten Loops, ergänzt am Stand durch attraktiven Modeschmuck und Bébé-Finkli. In der Ecke der Halle stiess gerade eine fröhliche Gruppe von Freunden auf die Malerin Brigitte Haerle an. 19 Jahre lebte sie in County Cork in Irland, und ihre Ölbilder bannten irische Meeresstimmungen und Landschaften auf Leinwand. Andersartige Bilder waren bei Marianne Braun zu bestaunen – Naturstudien und Stillleben in Aquarellmanier in auffälligen Formaten. Neben ihr zeigte Patricia Graf ihre farbenstarken Tierbilder und fantasievollen Bildkompositionen mit zum Beispiel Schmetterlingen. Organisatorisch sinnvoll war es, draussen Gelegenheit zur Verpf legung anzubieten. Genügend Festbänke standen bereit, wo man sich für eine Pause zu Speis und Trank an der Sonne gesellig niederlassen und über Kunst, Handwerk und Geschmack fachsimpeln konnte. Vom Turnverein gab es Raclette-Cubes, ein Grillstand wurde von extern geführt. Getränke servierte die Jugi Jonen. Die Landfrauen und die Frauenriege Jonen schliesslich offerierten Kaffee und selbst gebackenen Kuchen, zum Wohle der Gäste und der Vereinskassen. Auch der Musikverein Jonen gab am Sonntag ein Ständchen und machte Werbung in eigener Sache.
Gehäkelter Kuscheltierzoo
Der Stand von Ruth Terraz war ein Hingucker. Links ein liebevoll naturnah dekoriertes «Aquarium» mit gefilzten Fischen, rechts eine filzige Voliere mit Eisvogel, Gebirgsstelze und Stieglitz. Vis-à-vis standen als Kontrast von Nelly Stutz-Jakob gestaltete abstrakte und informative Bilder, augenzwinkernde Textspielereien auf ausgestaubten Buchumschlägen und Ordnerdeckeln. Eine Augenweide für Tierfreunde und Kinder war der gehäkelte Kuscheltierzoo mit Giraffe, Pandabär und Einhorn von Susanne Stierli. Auch Brigitte Schönbächler-Ferrat hielt versierte Häkel- und Strickwaren feil, dazu Eingemachtes. Ein weiterer Mosaikstein im breiten Angebot waren die Mosaikarbeiten von Silvia Fedrizzi, als Tischchen oder als Untersetzer ansprechend gestaltet.
Wer Seide mag, war bei Sonja Hess genau richtig: Bilder auf Seide, Seiden-Schals, -Kissen, -Tischsets. Acrylbilder und Auf hänger mit verschiedenen Motiven waren bei Sandra Notz zu bewundern. Liebhabern von Ton fielen bestimmt Jolanda Michels eigenständige handmodellierte Tiere wie Vögel, Frösche, Vasen und grössere verspielte Skulpturen wie «die schnatternden Krähen» auf.
Selbst interaktive Stände waren im Angebot. Bei Elisabeth Huber konnte man Styroporformen selber bemalen oder fertige farbenfrohe Objekte, zum Beispiel äusserst fantasievolle 3D-Geburtstagswünsche, erstehen. Ebenfalls aktiv werden konnten Besucher beim Textildruck am Stand von Esther & Markus Aebi Jaggy, wo auch Glas- und Keramikschalen zum Kaufe lockten. Auch die Organisatorin Marguerite Weber hatte selbstredend ihren Stand, wo sie eine breite stilvolle Auswahl an Kunstkarten für verschiedene Anlässe präsentierte.
Letzte Ausstellung liegt lange zurück
Nach einem eher ruhigen Samstagmorgen nahm der Zustrom der Besucher dann deutlich zu. Der Flyer, der in die Briefkästen verteilt worden war, zeigte Wirkung, wie man von einzelnen Interessierten erfuhr. Der Anklang bei der Öffentlichkeit war wohltuend auch für die rundum geschätzte Organisatorin, zumal diese Veranstaltung in Jonen keine eigentliche Tradition hat. In diesem Sinne kann man den Anlass sowohl bezüglich Planung wie Durchführung als gelungen und wiederholenswert bezeichnen. --as