Vom Freiamt nach New York
08.04.2025 WohlenDie Wohlerin Angela Santana ist international als Künstlerin tätig und stellt ihre Werke auf der ganzen Welt aus
Eine Wohlerin erobert die Kunstwelt. Die 38-jährige Angela Santana lebt seit Jahren in Brooklyn. Ihre Kunstwerke stellt sie auf der ganzen Welt ...
Die Wohlerin Angela Santana ist international als Künstlerin tätig und stellt ihre Werke auf der ganzen Welt aus
Eine Wohlerin erobert die Kunstwelt. Die 38-jährige Angela Santana lebt seit Jahren in Brooklyn. Ihre Kunstwerke stellt sie auf der ganzen Welt aus. Wie zuletzt in London. Ihre Heimat in Wohlen besucht sie regelmässig.
Stefan Sprenger
Im Bünzmatt ging sie in die Primarschule. Im Halde in die Bezirksschule. Damals hiess sie Angela Bolliger. Mittlerweile ist sie verheiratet, heisst Santana und lebt mit ihrem Mann in New York. Ihr Studio befindet sich in Brooklyn «wo ich täglich meine kreative Arbeit und künstlerische Vision umsetze», wie die 38-Jährige sagt. «Brooklyn hat für mich eine besondere Energie, die mich inspiriert und meine Arbeit auf vielfältige Weise prägt», sagt Santana, die als Künstlerin auf der ganzen Welt tätig ist. Sie erzählt von ihrem Werdegang, von ihren Werken und wieso Wohlen für sie ihre Heimat bleibt.
Wie schafft man es, von der Bezirksschule in Wohlen ein Art Director in Paris zu werden?
Angela Santana: (Lacht) Schon immer habe ich mich intensiv dem Malen und Zeichnen gewidmet und die Kunst war von klein auf meine Leidenschaft. Nach der Bezirksschule entschloss ich mich, meine kreative Ader weiter zu verfolgen. Zunächst besuchte ich den Gestalterischen Vorkurs an der Kunstschule Zürich und schloss anschliessend die Ausbildung im Grafikdesign mit Diplom ab. Diese fundierte Ausbildung eröffnete mir die Möglichkeit, internationale Berufserfahrungen zu sammeln und in verschiedenen Sprachen und Kulturen zu arbeiten. Als Art Director hatte ich das Privileg, in Paris an weltweiten Kampagnen zu arbeiten, später zog es mich nach Hamburg und London, wo ich als Creative Director in verschiedenen renommierten Agenturen tätig war und mit vielen talentierten Menschen zusammenarbeitete.
Haben Sie einfach mal gemacht oder gab es in ihrem Leben einen Plan?
Ich bin stets voller Inspiration und verfolge meine klare Vision mit Fokus und Entschlossenheit. Dabei bleibe ich flexibel, um Chancen und neue Impulse aufzunehmen. Meine Leidenschaft, Freude und Kreativität haben mich immer geleitet, und ich habe neue Möglichkeiten offen und mit Neugier ergriffen. Mein beruflicher Werdegang war daher eher eine organische Entwicklung. Ich bin überzeugt, dass es viele Wege gibt, um ans Ziel zu gelangen.
Ihre Werke werden von den Kunstexperten gelobt und finden Anklang. Sie stellen oft den weiblichen Körper dar. Wie würden Sie Ihre Werke beschreiben?
Schon immer hatte ich eine besondere Affinität zur weiblichen Form, doch ihre Darstellung folgt oft gesellschaftlich geprägten Stereotypen und ist oft vorhersehbar. Daher suchte ich die Herausforderung, über diese Grenzen hinauszugehen und das Unerwartete zu erschaffen. Um meine eigene, unverwechselbare visuelle Sprache zu entwickeln, experimentiere ich mit der Verbindung von Technologie und Ölfarben.
Wie gehen Sie vor?
Mein Prozess startet mit digitaler Malerei, die ich in Hunderten von Schichten erschaffe. Jede Schicht male ich digital von Hand, verschiebe und drehe sie, um Komposition und Farbgebung zu erkunden. Diese Arbeitsweise ist für mich befreiend, da in dieser intensiven Skizzierphase alles möglich ist. So bewegt sich die Figur zunehmend in Richtung Abstraktion. Mit jedem Schritt entsteht etwas Neues, Unvorhergesehenes. Anschliessend übertrage ich die endgültige Komposition mit Ölfarben auf grossformatige Leinwände. Der Wechsel vom flüchtigen Digitalen zur taktilen Beständigkeit der Ölfarbe schafft einen spannenden Kontrast und betont die Vergänglichkeit digitaler Bilder gegenüber der Dauerhaftigkeit der Kunstwerke.
Was macht Ihre Werke so besonders?
Durch diese Technik habe ich eine neue Perspektive auf die Darstellung des weiblichen Körpers entwickelt und gleichzeitig die traditionellen Kunstnormen herausgefordert.
Sie stelle Ihre Werke auf der ganzen Welt aus. Was waren Ihre bislang erfolgreichsten Projekte?
Ein bedeutendes Highlight in meiner Karriere waren sicherlich meine zwei Solo-Ausstellungen im Herzen von London, zu denen sogar ein Buch über meine Werke erschienen ist. Ich hatte ausserdem das Privileg, in derselben Galerie an einer Ausstellung teilzunehmen, neben Grössen wie Picasso, Rodin und Henry Taylor. Dessen Titel «Bathers» – Die Badenden – ist ein Thema, das tief in der Kunstgeschichte verwurzelt ist, und schuf einen faszinierenden Dialog zwischen historischer Kunst und zeitgenössischer Interpretation. Jede Ausstellung, sei es in New York oder Shanghai, ist für mich eine grosse Freude und eine wertvolle Gelegenheit, meine Werke einem neuen Publikum zu präsentieren. Doch eines der grössten Highlights bleibt für mich die kreative Arbeit in meinem Studio – am Ort, an dem meine Ideen Gestalt annehmen und neue Werke entstehen.
Ihre letzte Ausstellung war im renommierten Kunsthaus «Saatchi Yates» in London vor wenigen Wochen.
Die aktuelle Ausstellung in London ist eine besondere Gelegenheit, meine Werke in einem so renommierten Umfeld zu zeigen. Die Arbeiten widerspiegeln eine tiefere Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Themen und eröffnen einen Dialog, der sowohl mit der Geschichte der Kunst als auch mit aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen in Verbindung steht.
Wie erlebten Sie die Ausstellung? Wie waren die Reaktionen?
Besonders berührend war, wie viele der Besucher eine persönliche Verbindung zu meinen Werken herstellen konnten. Es ist wundervoll zu erleben, dass Kunst nicht nur als ästhetisches Erlebnis wahrgenommen wird, sondern auch als Katalysator für Gespräche dient. Gleichzeitig ist es nach monatelanger intensiver Arbeit im Studio ein wunderschönes Gefühl, die Bilder im neuen, lebhaften Kontext der Galerie wahrzunehmen. Ich war überwältigt von der Resonanz – sowohl von den Besuchern als auch von den Medien.
Ihre Familie lebt nach wie vor hier. Vermissen Sie Ihre Heimat?
Da ich eine enge Verbindung zu meiner Familie und meinen Freunden in der Heimat habe und stets in Kontakt mit Ihnen bin, fühle ich mich nie wirklich weit weg. Meine Heimat bedeutet für mich meine Familie – die ich hiermit alle ganz herzlich grüssen möchte. Da ich einen vollen Terminkalender habe, versuche ich, meine Besuche mit künstlerischen Research Trips, Art Basel oder dem Zurich Art Weekend zu verknüpfen. Wenn ich zu Besuch bin, geniesse ich besonders das entschleunigte Leben, das einen schönen Kontrast zu der Dynamik von New York bildet. Am liebsten besuche ich die Schweiz im Sommer, wenn man in den Seen baden kann und die Natur in vollen Zügen geniessen darf.
Was hat die Heimat Wohlen mit Ihrer Kunst zu tun?
Meine Heimat im Freiamt erinnert mich stark an meine ersten künstlerischen Prägungen, was natürlich sehr schön ist.