Weitergeben statt wegwerfen

  17.10.2020 Rudolfstetten

Seit 45 Jahren betreibt die Frauengemeinschaft eine Kinderkleiderbörse

Kaum angeschafft, sind Kinder den Kleidern entwachsen. Statt die noch fast neuen Stücke wegzuwerfen, können sie an der Kinderkleiderbörse in Rudolfstetten an andere Familien weitergegeben werden.

Erika Obrist

Viele Eltern kennen das: Kaum sind die Kinder neu eingekleidet, sind die Schuhe zu klein, die Jackenärmel zu kurz und die Hose zu eng. Wohin dann mit dem modischen Teil, das noch immer wie neu aussieht? «Es ist sinnvoller, die Kinderkleider weiterzugeben, statt sie zu entsorgen», sagt Charlotte Hüsser aus Rudolfstetten. Sie ist im Vorstand der Frauengemeinschaft und sie gehört seit über zwanzig Jahren zum Team, das die permanente Kinderkleiderbörse an der Steinhüslistrasse führt. «Wir sind überzeugt, dass die Weiterverwendung von gebrauchten, aber noch schönen Kinderkleidern und Spielsachen auch heute noch einem Bedürfnis entspricht – und sie schont die Umwelt und die Rohstoffe», weiss Charlotte Hüsser.

Von der Saisonbörse zu festen Öffnungszeiten

Ins Leben gerufen wurde die Börse vor 45 Jahren von der Frauengemeinschaft. «Junge Mütter hatten das Bedürfnis, ihre Kinderkleider anderen Müttern zur Verfügung zu stellen. Auch gab es damals noch keine Einkaufsmöglichkeiten für Kinderkleider in der Nähe. Zudem waren die Mütter nicht mobil», erinnert sich Charlotte Hüsser.

Anfänglich wurden im Frühjahr und Herbst Saisonbörsen angeboten. Untergebracht waren diese erst im Kindergarten Steinhüsli, dann in Räumen der Schule. «Die Kleider wurden auf Schulbänke drapiert.» Eher spärlich, aber ordentlich eingerichtet. 1980 ging es zurück in den Kindergarten Steinhüsli mit der Börse, die nun jeden zweiten Donnerstag geöffnet hatte. Viel Platz sei nicht vorhanden gewesen. Mit jeder Kundin seien Preisverhandlungen geführt worden, was zu langen Wartezeiten geführt habe. «Aber damals hatte Frau noch Zeit.»

Neues Konzept erstellt

Das Angebot der Kleiderbörse wurde rege genutzt. «Am höchsten war der Umsatz zwischen 1984 und 1994», so Charlotte Hüsser. Danach sei dieser markant zurückgegangen. Deshalb ging das Team der Frauengemeinschaft im Jahr 2006 über die Bücher. Es wurde ein neues Konzept erstellt und eine neue Leitung bestimmt. In Eigenregie und mit Unterstützung der Gemeinde wurden die Räume im Kindergarten renoviert. Im September 2006 wurde die Börse unter dem Namen «Calimero Secondhandshop» wieder eröffnet. Seither hat sie zweimal in der Woche geöffnet. Das Angebot wurde erweitert: Neben Kleidern wurden nun auch Spielsachen angenommen und Kinderartikel fast aller Art. Neu wurden die Kleider nach Grössen sortiert, Kundennummern vergeben und eine Kartei geführt.

Heute gehören Petra Corte (Leitung), Daniela Eilingsfeld, Anita Venzin, Susanne Nabholz und Charlotte Hüsser zum Leitungsteam.

Erlös wird gespendet

Die Kinderkleiderbörse Calimero ist eine gemeinnützige Organisation. Sie nimmt Kinderkleider in Kommission. Vom Verkaufserlös werden 40 Prozent einbehalten. Seit der Gründung im Jahr 1975 wird der Erlös an karitative Organisationen, die sich für die Belange von Frauen und Kindern einsetzen, sowie an Ortsvereine von Rusolfstetten-Friedlisberg gespendet. Das sind Jahr für Jahr zwischen 2000 und 3500 Franken.

Über dreissig Ehrenamtliche

Das Verkaufsteam besteht aus gut einem Dutzend Frauen, die sich zweimal wöchentlich im Shop abwechseln. Beim Saisonwechsel arbeiten 15 weitere Frauen mit. Dazu kommen fünf Vorstandsfrauen, die sich um die administrativen Belange kümmern und den Saisonwechsel organisieren. «Als Entschädigung werden alle Freiwilligen einmal im Jahr zu einem feinen Essen mit viel Geselligkeit eingeladen.»

Die Börse entspreche noch immer einem Bedürfnis, so Charlotte Hüsser. Man merke jedoch, dass sich das Kaufverhalten der Familien verändert habe: Es werde mehr online eingekauft. Zudem war dieses Jahr ein ganz spezielles: Die Börse musste im Frühjahr wegen der Pandemie schliessen. «Wir setzten alles daran, sie möglichst rasch wieder öffnen zu können.» Am 9. Juni war es so weit. «Die Kundschaft dankte es uns von Herzen.»

Weitere Infos und Öffnungszeiten unter www.kids-secondhand.ch.


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