Wenn ein Kran allein nicht reicht
04.10.2024 Dintikon, Region UnterfreiamtSpezieller Grossauftrag für die Metallbaufirma S Combi AG in Dintikon
In den Werkhallen in Dintikon wurden schon etliche spezielle Kundenwünsche erfüllt. Doch dieser verlangte der Belegschaft quasi alles ab. Die zwei riesigen Trocknungstrommeln für ...
Spezieller Grossauftrag für die Metallbaufirma S Combi AG in Dintikon
In den Werkhallen in Dintikon wurden schon etliche spezielle Kundenwünsche erfüllt. Doch dieser verlangte der Belegschaft quasi alles ab. Die zwei riesigen Trocknungstrommeln für einen französischen Kunden waren von Grösse und Gewicht her eine enorme Herausforderung.
Chregi Hansen
Nun also stehen sie auf dem Platz vor der Werkhalle und warten auf den Abtransport. Zwei Trocknungstrommeln, jede fast 16 Meter lang und 4,6 Meter im Durchmesser. Wie Elemente einer Mondrakete wirken sie aufgrund von Grösse und Form. Doch die Ausmasse waren nicht die einzige Herausforderung bei der Herstellung. Noch eindrücklicher ist das Gewicht. Jede Trommel bringt 48 Tonnen auf die Waage. «Das brachte beim Rangieren in der Werkstatt doch einige Probleme mit sich», schmunzelt Geschäftsleiter Dominik Seiler.
Das Gewicht ist auch der Grund, warum die beiden Teile noch immer in Dintikon stehen. Denn für den Transport nach Frankreich braucht es eine Spezialbewilligung. «Diejenige für die Schweiz liegt bereits länger vor, aber jene aus Frankreich fehlt leider noch», erklärt Seiler.
Ganz viel Erfahrung mit Trocknungsanlagen
Abgesehen von den Laufringen an den Seiten wurde die gesamte Trommel durch die S Combi AG in Dintikon gefertigt. Die Aussenhülle wurde aus 16 Meter langem Blech geformt, welches in der Firma gebogen und geschweisst wurde. Sehr komplex ist auch der Innenausbau. Die Trommel wird in Frankreich genutzt, um die Reste bei der Herstellung von Bioethanol zu trocken und anschliessend zu eiweissreichem Tierfutter zu verarbeiten. «Bei uns kennt man Bioethanol kaum. In Deutschland und Frankreich wird es aber genutzt als Treibstoff für Autos», weiss Seiler. Dank der Trocknungsanlage lassen sich auch die Reste noch nutzen. Dass ein Endkunde direkt bei der S Combi AG bestellt, ist eher die Ausnahme, viele Aufträge kommen über Ingenieurbüros zur Firma. «Aber wir haben schon andere Trocknungstrommeln hergestellt und sind bekannt als Spezialist für nicht alltägliche Aufgaben», so der Geschäftsleiter.
Mit Trocknungsanlagen hat das Unternehmen Erfahrung. Die S Combi AG entstand durch ein Management-Buyout aus der Firma W. Kunz AG, welche ab 1959 Grastrocknungsanlagen fertigte – erst in Lenzburg, später in Dintikon. 1998 kommt es zu einer Umstrukturierung. Der Produktionsteil wird als eigenständiges Unternehmen abgespalten und heisst neu S Combi AG. Das Engineering-Unternehmen wird als W. Kunz dryTec AG weitergeführt, die Schlüsselkomponenten der Trockner werden aber weiterhin bei der S Combi AG gefertigt. «Wir arbeiten noch heute eng zusammen», sagt Dominik Seiler, der die neue Firma in zweiter Generation führt, nachdem sein Vater diese 1998 mit weiteren Partnern gründete.
Heute verfügt das Unternehmen über ein grosses Know-how in Sachen Anlage- und Apparatebau sowie die mechanische Fertigung von Dreh- und Frästeilen. Die moderne Infrastruktur und die gut ausgebildeten Mitarbeitenden ermöglichen es, rasch und zuverlässig anspruchsvolle Lösungen von der Entwicklung bis zu fachgerechten Ausführungen in Normal- und Chromstahl zu realisieren.
Produkte aus Dintikon kommen weltweit zum Einsatz
«Wir sind heute vor allem ein Spezialist für Prototypen, Einzelteile und kleine Serien. Wenn wir einen Auftrag über 30 Stück erhalten, ist das für uns schon viel», erklärt Seiler lachend. Dafür kann das Unternehmen alles aus einer Hand anbieten: vom Bohren, Fräsen und Drehen über Rohr- oder Profilbearbeitungen bis hin zu Schlosserarbeiten oder Oberflächenbehandlungen. Tätig ist das Unternehmen für Kunden aus der Lebensmittel-, der Pharma-, der Robotik- und Agrartechnikbranche sowie aus der Gummiindustrie. Was in Dintikon produziert wird, findet auf der ganzen Welt seinen Einsatz.
Gute Auftragslage
Die Firma ist sich spezielle Arbeiten gewohnt. Die beiden Trommeln für Frankreich waren trotzdem für alle Beteiligten im wahrsten Sinne des Wortes eine grosse Herausforderung. «Es brauchte schon etwas Mut, den Auftrag anzunehmen. Wir mussten uns ganz genau überlegen, wie wir vorgehen, damit der Platz reicht.» Und es braucht gute Leute, welche ihr Handwerk beherrschen. Darüber verfüge man zum Glück, sagt Seiler. Rund vier Monate hat der Auftrag gedauert und einen Grossteil der Kapazitäten beansprucht. Jetzt, wo die Trommeln die Halle verlassen haben, wirkt diese fast schon leer. «Aber die nächsten Aufträge warten schon», so der Geschäftsführer.
Dominik Seiler ist stolz auf das Team, welches rund 40 Mitarbeitende umfasst. Denn sein Unternehmen liefert auch Apparate für die Medizinal- und Chemiebranche. Und diese müssen höchsten Standards genügen und ein strenges Abnahmeprotokoll überstehen. So produziert die S Combi AG seit Jahren Reinigungsanlagen für die pharmazeutische Produktion. «Wir können den Kunden Komplettlösungen anbieten bis hin zur Integration der Steuerungstechnik», berichtet Seiler. Und die Firma hat Erfolg, die Auftragsbücher sind voll. «Wir sind zwar in einer kleinen Nische tätig, aber da gehören wir mit zu den Besten», erklärt der Geschäftsleiter stolz. Mit den beiden riesigen Trommeln für Frankreich hat die S Combi AG dies erneut unter Beweis gestellt.