Wer wusste wann was?
14.11.2025 Einwohnerrat, TennisDer Rückzug der Tennisplatz-Vorlage im Einwohnerrat gibt noch immer zu reden
Die Vertreter des Tennisclubs sassen auf der Tribüne. Die Parteien hatten sich vorbereitet. Doch über die Sanierung der Tennisplätze wurde am Montag nicht diskutiert, der ...
Der Rückzug der Tennisplatz-Vorlage im Einwohnerrat gibt noch immer zu reden
Die Vertreter des Tennisclubs sassen auf der Tribüne. Die Parteien hatten sich vorbereitet. Doch über die Sanierung der Tennisplätze wurde am Montag nicht diskutiert, der Gemeinderat zog die Vorlage zurück. Er verteidigt sich im Nachgang. Doch es bleiben offene Fragen.
Chregi Hansen
Es war ein Paukenschlag, als Gemeinderat Roland Vogt am Montag ans Mikrofon trat und bekannt gab, dass der Gemeinderat die Vorlage zur Sanierung der Tennisplätze zurückziehe. Vor allem die vielen Vertreter des Vereins, welche die Debatte verfolgten, fühlten sich vor den Kopf gestossen. Noch lange wurde im Foyer lautstark diskutiert (siehe auch Artikel unten). Aber auch ein Teil der Parteien war aufgebracht, hatte man sich doch im Vorfeld um einen Kompromiss in diesem Geschäft bemüht und sich auf einen Änderungsantrag geeinigt. Und durfte diesen jetzt nicht präsentieren.
Der vom Gemeinderat vorgelegte Antrag für eine Sanierung aller neun Plätze inklusive einer Umrüstung auf Allwetterbeläge wäre chancenlos gewesen, das hat bereits die Diskussion in der FGPK gezeigt. Sie entspricht auch nicht dem Wunsch des Vereins. Dieser wünschte sich eine Sanierung von vier Plätzen und eine weitere Etappe für die übrigen fünf Plätze in fünf Jahren. Diese fünf sollen auch in Zukunft einen Sandbelag haben. Diesen Wunsch hat der Verein der Gemeinde im Frühling 2024 übermittelt, eine Kopie des Schreibens liegt vor. Und an der GV im April dieses Jahres haben die Mitglieder diesem Vorgehen auch zugestimmt.
Gemeinderat will vom Wunsch des Vereins nichts wissen
Davon will der Gemeinderat nichts wissen. Er sei bis zur Berichterstattung dieser Zeitung am letzten Freitag davon ausgegangen, dass der am 8. September verabschiedete Kreditantrag vom Tennisclub mitgetragen wird. In diesem Zeitungsbericht hatte sich Co-Präsidentin Maja Meier für eine Etappierung ausgesprochen und die Belagswahl kritisiert. «Aufgrund der Aussagen der Verantwortlichen des Tennisclubs, dass der Tennisclub mit dem vorgesehenen Antrag des Gemeinderats nicht einverstanden ist, hat der Gemeinderat anlässlich der Vorbesprechung der Einwohnerratssitzung an der unmittelbar vorhergehenden Gemeinderatssitzung am selben Tag beschlossen, das Geschäft zurückzuziehen und zu überarbeiten», heisst es auf Anfrage.
Dem Gemeinderat sei bewusst, dass dieses Vorgehen für die Gäste der Sitzung unbefriedigend war. Aber der Entscheid sei eben direkt vor der Einwohnerratssitzung erfolgt, eine vorgängige Information war nicht mehr möglich. «Der Gemeinderat erachtet es als seine Pflicht, eigene Anträge zurückzuziehen und zu überarbeiten, wenn sich die Ausgangslage geändert hat», verteidigt er sich. Zwar sei die Gemeinde als Eigentümerin der Anlage frei in ihren Entscheidungen betreffend Infrastruktur, aber selbstverständlich werden die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzenden wenn immer möglich berücksichtigt, heisst es im Schreiben weiter.
Welche Rolle spielt Gemeinderat Roland Vogt?
Doch warum hat man nicht zugelassen, dass das Parlament über den als Kompromiss gedachten Änderungsantrag diskutiert? Die Antwort des Gemeinderates erstaunt. «Der im Raum stehende Änderungsantrag oder ein allfälliger Kompromissvorschlag wurde zwischen einzelnen Fraktionsvertretungen, der FGPK und dem Tennisclub diskutiert. Der Gemeinderat als Antragssteller des Kredits und somit als eigentlicher Ansprechpartner wurde zu keinem Zeitpunkt in diese Diskussionen einbezogen und erfuhr, wie bereits ausgeführt, aus der Presse, dass der Tennisclub mit dem gestellten Antrag offensichtlich doch nicht mehr glücklich ist», behauptet der Gemeinderat.
Und das stimmt nicht. Zumindest Ressortvorsteher Roland Vogt war stets auf dem Laufenden, das bestätigen mehrere Personen. Zudem war er auch an der GV im April anwesend, an welcher der Tennisclub der Sanierung von vier Plätzen zugestimmt hat. Ausgerechnet er, der laut mehreren Stimmen die Etappierung befürwortete, musste dann an der Sitzung den Rückzug anordnen. «Der Gemeinderat handelt als Kollegialgremium. Als ressortverantwortlicher Gemeinderat vertritt Roland Vogt das Geschäft», verteidigt man dieses Vorgehen.
Hat Ressortvorsteher Roland Vogt seine Ratskollegen tatsächlich nicht über die Entwicklung informiert? Oder lässt der noch amtierende Gemeinderat den künftigen Ammann hier einfach auflaufen? Trotz Nachfrage gibt es dazu keine Antwort.
Niemand will schuld sein
Nicht beantworten kann oder will der Gemeinderat zudem die Frage, wer denn die Verantwortung trägt, dass entgegen dem Wunsch des Vereins alle Plätze saniert werden sollten. Und er äussert sich auch nicht dazu, wer den Bericht verfasst hat, der nachweislich mehrere Fehler enthält. Auch hier verweist man einfach auf das Kollegialitätsprinzip. So bleibt weiter unklar, warum die Gemeinde entgegen dem Wunsch des Vereins auf die Sanierung aller neun Plätze drängte. Damit widerspricht sich der Gemeinderat selbst, wenn er behauptet, dass er bei solchen Projekten die Wünsche und Bedürfnisse der Nutzenden wenn immer möglich berücksichtigt.
Gibt es schon bald ein Happy End?
Immerhin: Die Gemeinde will nun möglichst schnell eine neue Vorlage ausarbeiten. Und dies unabhängig davon, dass Ende Dezember die Amtsperiode endet. «Es ist davon auszugehen, dass der Einwohnerrat im März über den Kreditantrag befinden kann. Der Legislaturwechsel spielt dabei keine Rolle. Der aktuell im Amt stehende Gemeinderat wird seine Aufgaben bis Ende Jahr wahrnehmen und die Geschäfte vorantreiben», beteuert man. Auf die neue Vorlage sind alle gespannt.
«Natürlich sind wir enttäuscht»
Tennisclub Wohlen Niedermatten zur Situation Platzsanierung
Beim Tennisclub Wohlen Niedermatten war man am Montagabend schockiert. Die vielen Mitglieder auf der Tribüne im Casino und die anwesende Vereinsführung wollten miterleben, wie im Einwohnerrat die Sanierung der Tennisplätze behandelt wird. Es kam anders: Der Gemeinderat zog das Geschäft kurz vor der Behandlung zurück – und die Wohler Tennisfamilie blieb ratlos zurück.
Kein Tennisfan konnte das Vorgehen des Gemeinderates verstehen. Denn auf Tennisseite wähnten sich alle im Bewusstsein, dass die Sanierungsvariante des Vereins in allen Gremien bekannt ist. Dieses sah vor: Nur vier Plätze sanieren und mit einem Hartbelag ausrüsten, die restlichen fünf Plätze dann in fünf Jahren. Diese Lösungsvorschlag ist schon lange bekannt. Ende April 2024 wurde genau diese Variante, die dem Vereinswunsch entspricht, als Antrag beim Gemeinderat deponiert. Der Gemeinderat entschied sich aber zusammen mit der Verwaltung dagegen, der dann vorgelegte Antrag umfasste alle neun Plätze.
Im Vorfeld der Debatte war der Tennisclub wieder tätig und machte sich für eine Etappierung stark. Co-Präsidentin Maja Meier durfte bei der Fraktionssitzung der Grünliberalen dabei sei und informieren. Sie hatte auch Kontakt zu Mitgliedern der Mitte und der Grünen. Und Gemeinderat Roland Vogt, der das Geschäft in der Regierung vertritt, war stets auf dem Laufenden. Grundsätzlich sei sie davon ausgegangen, so Maja Meier, «dass der Gemeinderat zu uns hält und Roland Vogt war uns immer gut gesinnt». Dass nun alles anders gekommen ist, bleibt für die Wohler Tennisfamilie unverständlich. «Mir haben am Montagabend die Vereinsmitglieder leidgetan», so Meier weiter.
Nun will sie aber auch eine Spur Gelassenheit walten lassen. Drei Tage später erklärt die Co-Präsidentin, «dass wir nun nicht weiter Öl ins Feuer giessen wollen». Deshalb wolle sie sich behutsam äussern: «Natürlich sind wir enttäuscht über den Rückzug des Berichts und Antrags. Wir nehmen ihn zur Kenntnis und hoffen, dass das Geschäft bald wieder traktandiert wird.» Voraussichtlich kann eine neue Vorlage frühestens im kommenden März im Einwohnerrat behandelt werden. --dm

