Wichtige Kompetenzen erlangen
24.05.2024 Merenschwand, Region OberfreiamtAm Medienmorgen der Primarschule Merenschwand lernen Kinder und Eltern gemeinsam
Internet, Gamen, Social Media, Lern-Apps – vielfältig werden die neuen Medien nicht nur im privaten Alltag, sondern auch in der Schule eingesetzt. Wie das aussehen kann und auf was ...
Am Medienmorgen der Primarschule Merenschwand lernen Kinder und Eltern gemeinsam
Internet, Gamen, Social Media, Lern-Apps – vielfältig werden die neuen Medien nicht nur im privaten Alltag, sondern auch in der Schule eingesetzt. Wie das aussehen kann und auf was die Eltern zu Hause achten müssen, ist Gegenstand des ersten Medienmorgens der 2. Primarschulklassen.
Celeste Blanc
Es ist der perfekte Urlaubsort: Ein Bild zeigt einen farbenprächtigen Sonnenuntergang am Strand. Auf das Bild gelegt ist der Ausschnitt eines kleinen Hundes. Es folgt ein Klick. Mutter und Kind machen ein Foto von der Szene, bevor der Sohn den Hund um wenige Zentimeter verrückt. Ein erneutes klicken – das zweite Bild entsteht. «Stop Motion» nennt sich diese Form von Videoproduktion. Durch ganz viele aufeinanderfolgende Bilder wird der Anschein erweckt, dass sich Objekte im Film bewegen. «Es ist ein einfaches Tool, das die Kinder und die Eltern zusammen entdecken», erklärt Lehrerin Janarthana Sathananthan.
Der Eltern-Kind-Workshop ist der Auftakt des ersten Medienmorgens der 2. Primar der Schule Merenschwand. Dabei erhalten Eltern durch zwei verschiedene Workshops einen Einblick, wie die Arbeit mit Applikationen im Unterricht aussehen kann. «Zudem soll das direkte Ausprobieren mit den Kindern den Eltern helfen, sie, ihre Fähigkeiten und ihren Medienkonsum künftig ein bisschen besser einschätzen zu können», so Sathananthan.
Umgang muss erlernt sein
Nicht nur «Stop Motion»-Filme sind an diesem Vormittag in Produktion – auch digitale Büchlein werden erstellt. Im Workshop von Lehrerin Käthi Meier werden Ideen entwickelt, es wird diskutiert, gelacht – die Arbeit macht sichtlich Spass. Und ist vor allem für nicht-IT-affine Elternteile eine tolle Gelegenheit, sich mit dem Thema zu beschäftigen, erklärt Mutter Ursula Christen, die mit Sohn Marc an einem Büchlein über Pandabären arbeitet. «Ich bin gar kein Computer-Mensch. Deshalb nehme ich aus diesem Workshop sehr viel für mich mit.»
Gemeinsam voneinander profitieren – am Informationsmorgen sollen den Eltern nicht nur Tipps im Umgang mit den Medien weitergegeben werden, sondern ihnen auch die Möglichkeit geboten werden, selbst mehr Kompetenzen zu erlangen. «Das Thema Medien ist in seiner ganzen Vielfalt allgegenwärtig. Und damit praktisch unvermeidbar. Da kommt man heute nicht mehr drum herum», weiss Michaela Huwyler, Heilpädagogin und pädagogische ICT-Supportverantwortliche. In ihrer Funktion ist Huwyler dafür verantwortlich, wie man Medien – vom Tablet über den PC bis hin zu Applikationen – gewinnbringend im Unterricht einsetzen kann.
Gefördert wird en guter Umgang mit den Medien in Schulen und damit indirekt auch im Privatleben durch Präventionsprogramme. So ist der Medienmorgen in Merenschwand unter dem kantonalen Programm «Flott – Kinder in der digitalen Welt begleiten» organisiert. Nebst dem Eltern-Kind-Workshop bietet dieser für die Eltern bei einem gemeinsamen Kaffee eine Austauschmöglichkeit. Abschliessend kann einem Inputreferat beigewohnt werden. Michaela Huwyler: «Unser Ziel ist es, künftig das Angebot regelmässig durchzuführen und um weitere Anlässe für andere Stufen zu ergänzen.»
Wichtig ist die Akzeptanz
Einblick in Erziehungsfragen rund um den Umgang mit den neuen Medien gibt Tim Rohr von der Suchtprävention Aargau. Die digitale Welt – sie ist weit, bunt, laut, schnelllebig und vor allem interessant. «Und deshalb auch so faszinierend. Nicht nur für die Kinder, auch für Erwachsene», weiss Rohr. Er erklärt, dass es in der Natur der Kinder liegt, die Welt um sich herum entdecken zu wollen. «Und dazu gehöre eben auch die digitale Welt. Das muss man akzeptieren.» Dabei starte der achtsame Umgang bereits bei den Eltern.
Denn die Kinder imitieren das elterliche Verhalten. «Wir sind die grössten Vorbilder für unsere Kinder. Wenn sie sehen, dass der Blick ins Smartphone eine Reaktion bei uns auslöst, macht es die Dinge grad umso interessanter.» Da die Medien mittlerweile ein wesentlicher Teil des Lebens geworden sind, rät Rohr, nicht das Smartphone aus dem Leben der Kinder zu streichen, sondern Grenzen festzulegen und diese zu erklären. «Wesentlich dabei ist, ihnen auch eine kritische Haltung beizubringen», so der Experte. Zwar können die Kinder oftmals die Geräte schneller und besser bedienen als die Eltern. «Doch die Eltern haben Lebenserfahrung, um einschätzen zu können, wo die Gefahren liegen. Dieses Wissen zu vermitteln, funktioniert in der analogen sowie in der digitalen Welt gleich.»
Nicht verteufeln – helfen!
Die Erziehung der Kinder, sie hängt von der jeweiligen Familie ab. Deshalb gibt der Referent an diesem Morgen den Eltern keine fixen Richtlinien, sondern einfache Tipps mit auf den Weg, die sich leicht im Alltag umsetzen lassen. So können hinsichtlich der Nutzungszeit die Zeitangaben variieren. Hat mein Kind Alternativen, die es nutzt, etwa draussen zu spielen? «Dann ist eine halbe Stunde auf Netflix vielleicht okay», so Rohr. Oder passt der Konsum von Medien – beispielsweise das Schauen eines Films – in das Familiensystem? Dabei lautet die wichtigste Frage immer: Geht es meinem Kind noch gut? «Ziel ist es, dass sich die Kinder ab einem gewissen Alter selbst regulieren können. Vorher müssen das die Eltern übernehmen.»
Das Gleiche gelte auch bei den Inhalten. Irgendwann mal sei es unausweichlich, dass das Kind mit Inhalten wie Pornografie, Gewalt oder Rassismus konfrontiert sei. «Deshalb ist Regulation wichtig. Gleichzeitig müssen den Kindern aber auch, je älter sie werden, gewisse Freiheiten gewährt werden, die digitale Welt allein zu entdecken.» Es handle sich wie bei allem um eine Balance zwischen Regulierung und Freiraum. «Anstatt zu verteufeln, müssen wir den Kindern helfen. Vielleicht gemeinsam einen Gruppenchat durchzusehen und fragwürdige Inhalte zu diskutieren. Oder gemeinsam Inhalte auf Social Media anschauen.»