Wichtiges Zeichen für die ganze Region

  08.09.2020 Parteien

Einwohnerrat: Parteien erhoffen sich eine Stärkung der Wohler Position – es gibt aber auch vereinzelte Skepsis

Zusammenarbeit über alle Parteigrenzen hinaus – das hat Seltenheit. Roland Büchi (SVP), Cyrille Meier (SP), Harry Lütolf (CVP) und Beate Zimmermann (EVP) hoffen auf positive Auswirkungen.

Die Mitglieder des Einwohnerrates üben nicht nur den Schulterschluss, einige Politiker machen sogar den Spagat. Sie gehen sogar einen Schritt auf den politischen Gegner zu. Für Mitteparteien nichts Ungewöhnliches, für links und rechts ist das eher speziell. Die SP und die SVP spannen also für die Grossratswahlen zusammen.

Zu Kompromissen bewegen

«Das ist definitiv ungewöhnlich, aber ich empfinde es als nötig, dass möglichst viele Wohlerinnen und Wohler aus verschiedenen Parteien im Grossen Rat vertreten sind. Es geht um die Stärkung unserer Region», sagt Cyrille Meier von der SP. «Wir sind immer für eine Zusammenarbeit mit anderen Parteien bereit, sofern diese zum Wohle von Wohlen ist und sich auch mit den Interessen unserer Wählerinnen und Wähler deckt», erklärt Roland Büchi von der SVP. Ziemlich anders sieht es hier bei der typischen Mittepartei wie der CVP aus. Die ist sich gewohnt, auf andere zuzugehen, ob nach links oder nach rechts. «Tatsächlich gelingt es der CVP immer wieder, die anderen Parteien zu einem Kompromiss zu bewegen, was gut ist», sagt dazu Harry Lütolf. «Stillstand und Blockade sind die schlechtesten aller Optionen. In Wohlen gelingt das etwas weniger gut, was mit dem hiesigen Personal und persönlichen Animositäten zu tun hat. Daran müssen wir alle noch etwas arbeiten.»

Rechts, zickzack oder geradeaus

Wie die CVP ist auch die EVP in der gleichen Ausgangslage. Tatsächlich sei es die EVP als kleine Partei gewohnt, «mit anderen Parteien zusammenzuarbeiten, wie dies ja auch im Einwohnerrat seit Jahren mit der GLP als Fraktionsgemeinschaft der Fall ist», erklärt Beate Zimmermann. «Ungewöhnlich und erfreulich ist in diesem Fall der gemeinsame Auftritt der Wohler Grossratskandidaten aller Parteien. Das ist ein wichtiges Zeichen, dass uns unser Dorf und die ganze Region am Herzen liegt, egal, welche politische Ausrichtung wir haben», so Zimmermann weiter.

Am wenigsten Richtung Konsens geht die FDP. Ihr Präsident Thomas Hoffmann greift die anderen auch im Zusammenhang mit dem angestrebten Schulterschluss an: «In den politischen Geschäften verfolgt die FDP Wohlen ihre liberalen Ziele und die passen leider sehr selten zu den linksorientierten Gesinnungen der SP und der CVP in Wohlen. Und die konsenslose Politik der SVP können wir auch selten unterstützen.» Auf der persönlichen Ebene pflegt man laut Hoffmann ein freundschaftliches Verhältnis zu den Mitgliedern der anderen Parteien. «In Gesprächen, wenn es meist nicht um Politisches geht, sind wir teilweise sogar gleicher Meinung.»

Zudem glaubt Hoffmann, dass sicher alle Einwohnerräte, die für den Grossen Rat kandidieren, «die Gemeinde Wohlen, den Bezirk Bremgarten, die Region Freiamt und den Kanton Aargau stärken und weiterbringen wollen. Hier jedoch wird der Unterschied dann sichtbar sein, ob die Linkskurve der SP, die Rechtskurve der SVP, der Zickzackweg der CVP oder der direkte Weg geradeaus der FDP der zielführendste ist.»

Die Frage sei erlaubt: Kann ein geeintes Wohlen in Aarau etwas erreichen? Oder ist dieser Schulterschluss nach der Wahl wieder vergessen?

Cyrille Meier, SP: «Ich denke, dass es wichtig wäre, wenn wir ein geeintes Wohlen erreichen würden, wenn es um den öffentlichen Verkehr geht. Wenn es um die Zugverbindungen geht, wird Wohlen sowie das ganze Freiamt stiefmütterlich behandelt. Da brauchen wir unbedingt den Schulterschluss, um tatsächlich etwas zu erreichen. Allgemein müssen wir Wohlen auch als guten Bildungsstandort im Grossen Rat verteidigen. In diesen Bereichen gebe ich dem Schulterschluss gute Chancen, bei den anderen Bereichen, wie zum Beispiel Energiepolitik und Umweltschutz, sind die Parteiprogramme zu verschieden.»

Parteiprogramm darf nicht in die Quere kommen

Ähnlich sieht das die Volkspartei. Roland Büchi, SVP: «Wir sind auch der Meinung, dass Wohlen als Zentrumsgemeinde besser im Grossen Rat vertreten sein sollte. In Aarau kämpfen wir gemeinsam für die Interessen von Wohlen, sofern sich die Absichten mit unserem Parteiprogramm vereinbaren lassen.»

Und Beate Zimmermann von der EVP meint: «Ich glaube, dass durch einen gemeinsamen Auftritt aller Wohler Grossräte, und mögen es möglichst viele werden, etwas bewirkt werden kann. Wohlen wird als Zentrumsgemeinde und das Freiamt als Region mit wichtigen Ansprüchen stärker wahrgenommen, so hoffe ich. Dies könnte bei Anliegen, die unsere Region betreffen, hilfreich sein, ganz aktuell beispielsweise bei der Zuteilung der Bahnverbindungen.»

Bitte keine Abweichler mehr …

Ziemlich differenziert sieht CVP-Präsident Harry Lütolf das Wirken der Wohler Grossratsvertreter. «Viele gewählte Abgeordnete aus unserer Gemeinde könnten in Aarau bei einem Wohler Thema sicher den Ausschlag geben. Insbesondere bei der Raumplanung, der Standortwahl von kantonalen Institutionen, beim Verkehr», so Lütolf.

Die Wohler Delegation müsse nicht immer geeint auftreten. Dies müsse nur dann der Fall sein, wenn sich die Wohler Politik bei einem kommunalen Anliegen einig sei und Beschlüsse gefasst wurden. «Dann soll das von uns Grossräten akzeptiert und in Aarau vertreten werden», betont Lütolf. «Ein Trauerspiel mit Abweichlern aus der eigenen Gemeinde, wie beim Finanzausgleich oder der Wohler Bau- und Nutzungsordnung, darf es nicht mehr geben.» --dm


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