Wie in vergangenen Zeiten
28.05.2024 Besenbüren, Region OberfreiamtDer Waldumgang in Besenbüren stand heuer unter dem Motto «Waldbau vor 50 Jahren»
Holzrücken mit Pferd, wichtige Waldprodukte von damals oder einen Baum mit einer Zweimann-Trummsäge fällen: Angelehnt an das 50-Jahr-Jubiläum des Waldhauses ...
Der Waldumgang in Besenbüren stand heuer unter dem Motto «Waldbau vor 50 Jahren»
Holzrücken mit Pferd, wichtige Waldprodukte von damals oder einen Baum mit einer Zweimann-Trummsäge fällen: Angelehnt an das 50-Jahr-Jubiläum des Waldhauses Breithau hat sich der Forstbetrieb Muri einen besonderen Waldumgang einfallen lassen.
Celeste Blanc
Majestätisch sieht er aus, der dunkle österreichische Noriker. Während sich das Sonnenlicht seinen Weg durch die hohen Baumkronen auf den Waldboden bahnt, frisst der siebenjährige Hengst Mo ganz friedlich ein paar Blätter, während hinter ihm gewerkt wird. Peter Jenni, Präsident der Forstpferde Schweiz, ist in seinem Element. Er befestigt einen Baumstamm an Mos Geschirr, sodass dieser ihn aus dem Wald ziehen kann. «Wichtig ist, die Kette, mit der man den Baumstamm befestigt, vom Ross zu trennen. Man muss auf alles vorbereitet sein, wenn man mit einem Fluchttier arbeitet», erklärt der Experte. Denn wenn das Tier plötzlich davonrennt und sich der Finger zwischen Kette und Holz einklemmt, dann sei der Schmerz programmiert. Die Arbeiten im Wald, sie zählen zu den gefährlichsten überhaupt, so Jenni. «Finger zerquetscht oder weg – das haben wir alles schon gesehen.»
Arbeiten, für die moderne Maschinen nichts taugen
Wie man vor einem halben Jahrhundert im Wald gearbeitet hat, das präsentiert der Forstbetrieb Muri in diesem Jahr in Besenbüren am Waldumgang. «Mein Team hat wieder hervorragende Arbeit geleistet und mit tollen Ideen aufgewartet», lobt Förster Oliver Eichenberger seine Truppe. Und einmal mehr haben sich rund 70 Personen beim Waldhaus Breithau eingefunden, um an dem beliebten Waldumgang teilzunehmen. «Die kleinste Gemeinde bringt die meisten Leute zusammen», führt Gemeindeammann Mario Räber in den Nachmittag ein. «Das ist fantastisch.»
An vier Posten erhielten die Besuchenden Einblicke in die Waldarbeit aus vergangenen Zeiten. Besonders dabei war sicherlich das Holzrücken mit Hengst Mo, von dem die Anwesenden ganz hin und weg waren. «Ist schon verrückt, wie ruhig der steht», meinte etwa ein Besucher zu seiner Begleitung. Und er hat recht: Während Jenni und Helferin Patrizia Lang über die Arbeit des Holzrückens reden, bleibt Mo entspannt und geniesst die Pause beim Fressen.
Gut einen Drittel seines Körpergewichts kann der Hengst durch seine Zugkraft transportieren. «Ein wesentlicher Vorteil bei der Arbeit mit einem Pferd ist, dass dieses überall im Wald hinkommt und über alles drübersteigen kann», so der Kenner. Wichtig sei dabei immer, den Kontakt mit dem Tier zu halten und ihm Pausen zu gönnen.
War das Holzrücken früher zwar viel mehr verbreitet, gibt es diese Arbeitsform aber auch heute noch. Vor allem in steilen Hängen können Arbeiten verrichtet werden, bei denen moderne Maschinen nutzlos sind.
Heute unvorstellbar
Auch der erfahrene Vorarbeiter Andreas Budliger ist an diesem Tag im Einsatz. Er erzählt über die verschiedenen Produkte, die vor 50 Jahren aus dem Wald gewonnen wurden. So wurde das lokale Holz damals mehrheitlich noch in Sägereien und weitere Produktionsstätten weitergegeben, etwa an Papierhersteller in Cham oder zur Produktion von Holzwolle. «Diese kam als Verpackungsmaterial zum Einsatz oder bei der Euterreinigung», so Budliger. Auch habe man sie bei Böschungssanierungen verwendet, «damit es den Humus nicht abschwemmt». Doch nicht nur zerkleinert verarbeitet wurde das Holz, auch dienten die langen Baumstämme teilweise als Gerüstbau-Stangen. Dabei wurden spezifische Eisen eingeschlagen, auf die man ein Brett legen konnte. «Mit dieser Methode baute man bis zu 50 Meter hoch. Reichte ein Stamm nicht, wurde an seinem Ende ein weiterer angebracht», so Budliger. Erst vor zwei Jahren wurde diese Form des Gerüstbaus definitiv verboten. «Heute ist das nur noch möglich, wenn man das im Privaten tut», weiss er.
Toller Erfolg
Vielseitig und informativ gestaltete sich auch der Posten von Beat Hürlimann, der einen Holztransport-Lastwagen mit Baujahr 1974 vorstellte, während Armin Huber über den Bau des Waldhauses sprach. Ab 1971 in Planung, bewilligte die Ortsbürgergemeinde damals einen Kredit von 70 000 Franken, was einem heutigen Wert von 21 000 Franken entspricht. Zudem seien die Vereine damals bereits gewesen, den Bau mit Frondienst zu unterstützen.
Für Ammann Mario Räber ist das kleine Jubiläumsfest rund um die Waldhütte eine schöne Gelegenheit, die Ortsbürger, aber auch die Bevölkerung wieder zu vereinen. «Vor allem bei den Ortsbürgern stärkt ein solches Zusammenkommen den Zusammenhalt. Denn dieser muss manchmal einfach aus mehr bestehen als einer zehnminütigen Gemeindeversammlung zweimal im Jahr.»