Wie Phönix aus der Asche

  17.07.2020 Wohlen

Erfolgreicher Erstflug des Museumsflugzeugs von Max Vogelsang

Der mythische Vogel ist diesmal die legendäre «Beech 18». Die alte Lady erstrahlt in neuem Glanz, nachdem sie vom Team um Max Vogelsang in aufwendiger Arbeit restauriert wurde. Vor Monatsfrist durchleuchteten Inspektoren vom Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) den Oldie. Kann nun geflogen werden?

Die Kontrolle des Fliegers durch das BAZL war ein letzter Meilenstein eines Projektes um die Haltergemeinschaft «B 18 AG» von Max Vogelsang. Obwohl es nicht technische oder konstruktive Mängel waren, die im August 2018 zum Absturz einer Ju-52 führten, fühlten sich die BAZL-Inspektoren noch mehr in der Verantwortung und demonstrierten dies in akribischen Kontrollen.

Beplankung, Flügelstruktur, Landeklappen, Fahrwerkeinzug, Steuerbewegung, Sternmotoren und zahlreiche weitere geprüfte Komponenten – alles war «im grünen Bereich». Aber die Herren aus Bern fanden Ansätze in der Typenwahl der Fahrwerkbremsen, die nicht den Buchstaben ihrer Vorgaben entsprachen.

Wieder flugfähig

Kann dies behoben werden – oder droht der Abbruch der Übung kurz vor dem Ziel? Keine Frage für das Vogelsang-Team. Denn nötig war nur eine «papierene Nachbearbeitung», das Einreichen der entsprechenden Dokumente. Auch Versicherungsfragen, bei historischen Flugzeugen ein weiterer Knackpunkt, waren geklärt und geregelt. Die Beech 18, ein Flieger mit interessanter Geschichte (siehe Ausgabe vom 16. Juni), ist nun bereit zum Abheben.

Da steht sie nun, die knapp vier Tonnen schwere Maschine mit der Immatrikulation HB-GAC. Das elegante Ganzmetallflugzeug ist im Moment Mittelpunkt auf dem Flugplatz Birrfeld. Wenn es so weit ist, können die beiden 9-Zylinder-Sternmotoren mit je 450 PS den Flieger im Reiseflug auf rund 320 km/h beschleunigen. Neben der Besatzung mit Pilot und Co-Pilot finden fünf Passagiere Platz, dies in komfortablen Sitzen mit grosszügiger Beinfreiheit. Aber noch sind Passagierflüge kein Thema. Die effektive Flugfähigkeit muss noch unter Beweis gestellt werden – aber wie?

«Erstflug» ab Flugplatz Birrfeld

Wer soll beziehungsweise darf den prächtigen Aeroplan fliegen? Max Vogelsang ist erfahrener Pilot auf einmotorigen Luftfahrzeugen aller Art. Für die zweimotorige Beech 18 gilt aber gemäss BAZL: Der Pilot muss im Besitz eines «Multi Engine Rating» sein und die Zulassung und Einweisung für Oldtimer besitzen.

Von seinen Einsätzen an Airshows kennt Vogelsang interessierte Piloten, welche die entsprechende Zulassung in ihrem Flugbuch eingetragen haben und zu gerne mit der Beech 18 abheben möchten. Klaus Plasa, ein langjähriger Kollege Vogelsangs, heisst der Glückliche, der mit der HB-GAC zum «Erstflug 2020» starten wird – der effektive Erstflug war 1945. Plasa war Pilot in der deutschen Bundeswehr, auch Fluglehrer auf der Transall-Transportmaschine. Aber auch in der Beech 18 fühlt er sich zu Hause: Neben etlichen regionalen Flügen in Deutschland mit dieser Maschine hat er eine solche auch schon von Kanada nach Europa überflogen.

Start auf Piste 28

Die Meteo-Vorhersage war nicht gerade vielversprechend. Aber Klaus Plasa war mit seiner Eigenbau-Kleinmaschine im Birrfeld gelandet und bereit für den Erstflug mit der Beech. Barfuss – sein Markenzeichen – in Jeans und T-Shirt inspizierte er den Flieger und machte den Aussencheck. Zufrieden schaut er in die Luft: «Der Wind ist schwach, das Wetter gut – jetzt haben wir keine Ausreden mehr. In einer Viertelstunde sind wir wieder hier.» Sagts und schwingt sich ins Cockpit, nicht ohne vorher noch flugtaugliche Schuhe anzuziehen. Neben ihm als Co-Pilot Max Vogelsang. Nach mehreren gefühlten Fehlzündungen drehen die beiden Sternmotoren regelmässig und beanspruchen mit ihrem markanten Brummen die ganze Aufmerksamkeit des Flughafens. Start dann auf Piste 28. Fast zu schnell für die zahlreichen Fotografen hebt sie ab, macht einen Überflug und entschwindet rasch über Ausflug West.

«Max, das hast du gut gemacht»

Wie vorausgesagt, nach einer Viertelstunde, erscheint sie wieder, zuerst nur schwach erkennbar im grauverhangenen Himmel. Dann schon im Landeanflug auf die Graspiste. Auf dem Rollweg anschliessend wie bei den «Grossen»: Mittels des Feuerwehrautos sprühte man als Glückwunsch einen breiten Wasserstrahl über die Beech 18. Unter Applaus entstiegen dann die Protagonisten dem Flieger. Es fehlten ihnen die Worte, sie freuten sich einfach zusammen mit der Bodenmannschaft über den erfolgreichen Abschluss eines anspruchsvollen Projektes.

«Max, das hast du gut gemacht», das kurze Fazit von Klaus Plasa, ein einfaches Lob aus dem Munde des Profis als ehrliche Anerkennung der Leistung aller Beteiligten. --rig


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