Wie weiter, FC Muri?
31.05.2023 Fussball, SportDie grosse Ernüchterung
Der FC Muri steigt ab
Eindrücklich hat sich der FC Muri in eine gute Ausgangslage gespielt – um dann zu versagen.
Alles hatten sie in ihren eigenen Füssen, die Muri-Kicker. Ein Punkt ...
Die grosse Ernüchterung
Der FC Muri steigt ab
Eindrücklich hat sich der FC Muri in eine gute Ausgangslage gespielt – um dann zu versagen.
Alles hatten sie in ihren eigenen Füssen, die Muri-Kicker. Ein Punkt hätte zum Klassenerhalt gereicht. Dann zeigte die Piu-Elf eine völlig missratene Vorstellung. Gegen Münsingen kassierten die Freiämter im eigenen Stadion eine 1:7-Abfuhr. Diese grosse Ernüchterung führt zum bitteren Ende: Abstieg in die 2.Liga inter. -red
Fussball, 1. Liga classic: FC Muri – FC Münsingen 1:7 (0:4)
Sang- und klanglos verabschiedet sich der FC Muri aus der 1. Liga classic. Zu Hause gehen die Murianer gegen Münsingen unter. Vor dem Spiel wurden mehrere Spieler verabschiedet. Der Verein muss ein neues Kader zusammensetzen und hängt dabei momentan noch in der Luft.
Josip Lasic
Es hat viel schiefgehen müssen, dass Muri absteigt. Und es ging tatsächlich alles schief. Der FC Muri hat sich mit viel Leidenschaft, Kampf- und Teamgeist im Spiel gegen Langenthal in eine gute Situation gebracht, den Klassenerhalt aus eigener Kraft zu schaffen. Gegen Münsingen sind die Klosterdörfler nicht wiederzuerkennen, lassen all das vermissen, was sie eine Woche vorher noch ausgezeichnet hat. Die Urteile unter den Zuschauern auf der Brühl sind gnadenlos. Als «eine Frechheit» wird der Auftritt des FC Muri gegen Münsingen zusammengefasst. «So kann man eine gute Rückrunde innerhalb eines Spiels wegwerfen», ist eine weitere Aussage. Die Freiämter werden von den Gästen abgeschossen. In der 8. Minute schlägt der Ball zum ersten Mal im Muri-Tor ein. Zwei Minuten später gibt es Penalty für Münsingen. Orlando Gyr im Muri-Tor pariert und lässt kurzfristig etwas Hoffnung aufkeimen. Doch Münsingen drückt weiter und überrollt die Murianer. 0:4 steht es zur Halbzeit. 1:7 am Ende. Der Treffer zum zwischenzeitlichen 1:5 von Luigi Milicaj ist minime Ergebniskosmetik. «Sie waren eine brutal starke Mannschaft», fasst Joel Trüb zusammen.
Muri hatte den Klassenerhalt in den eigenen Händen und musste nach dieser Packung dennoch auf die Resultate auf anderen Plätzen hoffen. Vergeblich. Emmenbrücke holt zu Hause einen Punkt und überholt die Murianer. In der anderen Gruppe siegt Uzwil und jagt den Murianern den rettenden Platz als bester Zweitletzter ab.
Xamax, die Ungewissheit und die zahlreichen Abgänge
Es gibt noch eine Möglichkeit, wie Muri in der Liga bleiben kann. Sollte Neuchâtel Xamax in der Barrage gegen Rapperswil-Jona unterliegen und in die Promotion League absteigen, müsste ihre zweite Mannschaft in die 2. Liga interregional runter. Muri wäre gerettet. Das wird aber erst in einer Woche bekannt sein. Und Muri muss mit der Kaderzusammensetzung beginnen.
Bereits bekannt war, dass Diego Zoller den Verein in Richtung Thalwil verlassen wird. Auch Luigi Milicaj geht. Er wechselt zum SC Cham in die Promotion League. Damit sind die beiden besten Torschützen der Klos-Münsingen wurden auch Admir Seferagic und Joel Trüb verabschiedet. Letzterer geht in die USA, um Sport zu studieren. Davide D’Acunto geht ebenfalls. Damit brechen einige wichtige Teamstützen weg. Bisher sind menstorf) und B-Junior Tom Singenberger als Neuzugänge bekannt. Jan Burkard, Miguel Ferreira, Rafael Freitas Ferreira, Luca Passerini und Yanik Wiget bleiben. Dafür muss jetzt schnell ein Team zusammengestellt werden. Denn viele Leute, die für die gute Rückrunde der Murianer verantwortlich waren, verlassen das Team.
Gute Rolle in 2. Liga interregional spielen können
Sportchef Yanick Hofer gibt aber Entwarnung. «Die Spieler, mit denen wir bisher gesprochen haben, wollen wir für beide Ligen verpflichten und das haben wir ihnen auch so kommuniziert», so Hofer. «Wir werfen wegen des Abstiegs nicht alles über den Haufen und planen unabhängig von der Ligazugehörigkeit. In der 2. Liga interregional wollen wir eine gute Rolle spielen und vorne mit dabei sein.» Zuerst geht es aber darum, die Wunden des Abstiegs und der bitteren Niederlage zu lecken. «Mit so einer Leistung haben wir es nicht verdient, den Klassenerhalt zu schaffen», resümiert der Sportchef. «Offenbar war bei einigen der Wille nicht da, in der 1. Liga classic zu bleiben, denen es egal war, ob wir in der nächsten Saison hier weiterspielen oder in der 2. Liga interregional.»
Die Tränen eines Trainers
Reaktionen auf das Spiel des FC Muri
Vor der Partie wurden beim FC Muri neben zahlreichen Spielern auch Co-Trainer Peter Lang und Trainer Piu verabschiedet. Der emotionale Piu hatte Tränen in den Augen. Nach dem Spiel waren seine Augen trocken, obwohl ihm vermutlich wieder zum Weinen zumute gewesen war. «Vielleicht war das der Fehler. Vielleicht habe ich die Mannschaft zu weich gemacht. Bei meiner Ansprache vor dem Spiel habe ich kein Feuer entfacht. Ich war emotional. Das war vielleicht ein Fehler.»
Es war alles angerichtet für ein Fussballfest auf der Brühl. 300 Zuschauer, darunter auch Luigi Ponte und Hannes Hurter, Präsident und Geschäftsführer des Aargauer Fussballverbandes. Sie wollten den FC Muri unterstützen. Hurter: «Es ist schliesslich auch in unserem Interesse, dass möglichst viele Vereine unseres Verbandes in den höheren Ligen mitspielen.» Doch all der Support hat terdörfler weg. Vor dem Spiel gegen nichts gebracht. Der FC Muri geht unter gegen Münsingen, ist chancenlos. Diego Zoller: «Es fällt mir schwer, in Worte zu fassen, was gerade passiert ist. Die Saison war hart, war fordernd. Die Batterien waren vermutlich nicht mehr ganz voll. Aber es ist schwer zu erklären, wie so etwas geschehen konnte.»
Nicht mal das Bier schmeckt
Abgesehen von einem Tor zum zwischenzeitlichen 1:5 durch Luigi Milicaj gelingt dem FC Muri nichts. Dass Marko Bicvic und Admir Seferagic verletzt raus müssen, erleichtert die Sache nicht. «Wenn wir das heutige Spiel alleine betrachten, sind wir verdient abgestiegen», sagt Piu. «Aber wir haben eine starke Rückrunde gespielt. Wenn wir den Klassenerhalt geschafft hätten, wäre das für mich noch der grössere Erfolg gewesen als der Aufstieg.» Der Trainer erinnert nur Rückkehrer Michael Iloski (Sarsich an die Aufstiegsfeier ein Jahr zuvor. Auch damals f lossen bei ihm Tränen. Freudentränen. «Und jetzt so etwas. Nicht mal das Bier nach dem Spiel schmeckt mir. Ich habe es geöffnet, trinke aber kaum. Permanent bin ich am Handy und hoffe, dass ich eine Nachricht bekomme, dass ein Resultat auf den anderen Spielfeldern ein Irrtum war und wir trotzdem die Liga halten.»
Nach drei Jahren verlässt Piu den FC Muri und kehrt zum FC Wohlen als Trainer zurück. Seinen Abschied hat er sich schöner vorgestellt. Am 12. Juni startet die Vorbereitung mit dem FC Wohlen. «Ich brauche jetzt aber ein paar Tage, bevor ich in die Richtung denken kann. Und wir haben noch ein Abschlussessen als Mannschaft hier in Muri. Ich möchte mich dort dann gebührend verabschieden. Für die Mannschaft und das Team tut mir der Abstieg unendlich leid.» --jl