Wieder Arbeit generiert

  19.02.2021 Hägglingen

Die Risa lanciert eine Tombola für Künstler, die unter dem Lockdown leiden

Die Pandemie macht der Hutfabrik das Leben schwer. «Zwischenzeitlich hatten wir kaum Arbeit», sagt Inhaber Julian Huber. Mit einer Aktion hilft man sich selbst und Künstlern, die es unter dem Lockdown schwer haben.

Chantal Gisler

Mehr Farbe, mehr Formen, mehr Diversität. Damit hat Julian Huber es geschafft, die Hutfabrik Risa zu einer bedeutenden Freiämter Fabrik zu machen. Aber aktuell läuft es nicht mehr ganz so rund. Die Risa hatte es zwar früher auch nicht immer leicht. Aber sie hatte immer ein Nischengeschäft, mit dem sie sich über Wasser halten konnte. Etwa die Herstellung von Regenhüten aus Filz. Jetzt macht die Pandemie der Firma das Leben schwer. So wenig zu tun wie jetzt im zweiten Lockdown hatte die Risa noch nie.

«Auch mein Onkel, der schon lange im Verwaltungsrat sitzt, hat mir gesagt, dass es noch nie so düster war», sagt Inhaber Julian Huber. Seit Januar sind die Mitarbeiter in Kurzarbeit. «Im Dezember hatten wir zumindest noch die Läden in Basel, die geöffnet bleiben durften. Mit der Schliessung der Läden lief zuerst gar nichts mehr.»

Schwere Zeiten überstanden

Die Risa hatte es nicht immer einfach. 1919 wurde sie in Hägglingen gegründet, als das Freiamt als Strohindustrie florierte und das Nachbardorf Wohlen als «Chly Paris» bekannt war. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ging es mit der Strohindustrie bergab. Auch die Risa hatte harte Zeiten hinter sich. Doch im Gegensatz zu anderen Freiämter Firmen gab sie nie auf. «Als ich in der Firma anfing, stellte sie fast nur noch Regenhüte aus Filz her», erinnert sich Julian Huber. Doch Huber erkannte das Potenzial, das sich in der kleinen Werkstatt verbarg. Nach nur einem Jahr übernahm er die Hutmacherei und stellte sie neu auf.

Mittlerweile geniesst die Risa einen hervorragenden Ruf und stellt Hüte für die ganze Schweiz her. Neue Kollektionen machten die Risa über die Grenzen des Freiamts bekannt. Für verschiedene Gemeinden und Regionen haben sie einzelne Hüte kreiert. Zum grossen 100-Jahr-Jubiläum vor zwei Jahren gabs ein Buch mit den Kreationen der Risa.

Kaum Aufträge während der Pandemie

Aber Julian Huber lässt sich nicht entmutigen. Mit seiner Kreativität hat er die Risa aufblühen lassen. Jetzt aufgeben kommt nicht infrage. Im Januar hatte die Firma kaum Aufträge. Viele seiner Kunden sind Musiker. Von ihnen weiss er, wie hart die Situation ist. Auch Gastrobetriebe leiden. Und seine Risa ebenfalls. Da muss es doch etwas geben, das er machen kann, denkt sich Julian Huber. «Wir haben uns überlegt, was wir machen könnten, um den Menschen einen Lichtblick zu geben.»

Daraus ist eine Tombola entstanden: Pro Einkauf bei der Risa erhält man ein Los, mit dem man verschiedene Preise gewinnen kann. Etwa einen Besuch in einem Restaurant, einen Hut-Workshop oder Tickets für ein Konzert. Mit dabei sind beispielsweise Andy McSean, der Tickets für ein Wohnzimmerkonzert verlost. Weiter kann man Führungen durch die Hutwerkstatt mit anschliessendem Wein-Dinner gewinnen oder unter Anleitung des Hutmachers seinen eigenen Hut machen.

Aber wieso nehmen sie den ganzen Aufwand auf sich? «Unsere Motivation ist es, dass wir nicht tatenlos zusehen möchten, wie alles bachab geht», sagt Julian Huber. Er betont: «Alle, die mitmachen, waren von Anfang an begeistert von der Idee. «Es ist für fast niemanden einfach im Moment, auch für die Leute, die trotz Lockdown normal arbeiten können. Aber wir wollen allen Menschen einen Lichtblick geben und zeigen, dass auch das Schlimmste vorbeigehen kann und hoffentlich bald vorbei sein wird.»

Das Beste aus der Situation machen

Seit dem 1. Februar gibt es die Tombola. In nur fünf Tagen wurde das ganze Projekt aufgebaut. Und es funktioniert: «Wir haben sehr viel positives Feedback erhalten», freut sich Julian Huber. «Wir haben viele Kunden, die Musiker sind und die unter dem Lockdown und der gesamten Coronapandemie leiden. Sie haben sich sehr gefreut, dass wir so etwas auf die Beine stellen. Für sie ist es ein Lichtblick, dass sie durch die Tombola nach der Krise wieder voll starten können. Es ist schön, dass sie für eine solche Aktion zu haben sind.»

Auch die Mitarbeiter in der Risa sollen bald wieder normal arbeiten können. «Es wird nicht immer einfach sein, aber wir werden versuchen, das Beste aus der Situation zu machen.»


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