«Wir alle sind wie Künstler»
15.04.2025 WohlenFreiämter Eisenbahn-Amateur-Club feiert Mitte Mai sein 50-Jahr-Jubiläum
Das eigene Clubhaus ist der grosse Stolz aller Vereinsmitglieder. Und die Anlage in ebendiesem Haus ist ein Schmuckstück, eine Rarität mit vielen wundervollen Details. Der ...
Freiämter Eisenbahn-Amateur-Club feiert Mitte Mai sein 50-Jahr-Jubiläum
Das eigene Clubhaus ist der grosse Stolz aller Vereinsmitglieder. Und die Anlage in ebendiesem Haus ist ein Schmuckstück, eine Rarität mit vielen wundervollen Details. Der Freiämter Eisenbahn-Amateur-Club ist etwas Besonderes – nicht nur weil er ein grosses Jubiläum feiert.
Daniel Marti
«Es braucht diesen Reiz, diese Anlage immer weiter auszubauen. Es gibt immer etwas zu tun. Diese Anlage ist nie fertiggebaut.» Wenn Alan Rees vom Clubhaus und von der so vielfältigen Modelleisenbahn-Anlage schwärmt, dann leuchten seine Augen. Dann ist der Präsident des Freiämter Eisenbahn-Amateur-Clubs happy, dann strahlt er. Und seine treuen Clubmitglieder tun das Gleiche.
Wenn Rees über die Bedeutung von Club, Clubhaus, und Clubleben erzählt, dann möchte er am liebten gleichzeitig auf alle Details der Anlage hinweisen. Beim detailgetreuen Modell-Nachbau des Wildegger Jura-Zementwerkes beginnt er und sein Blick schweift postwendend zur Rhätischen Bahn. «Der Bernina-Express zählt zu den Top-Ereignissen dieser Welt», sagt er und meint damit das Original im Kanton Graubünden und selbstverständlich auch ein wenig den Nachbau in «seinem» Clubhaus.
Das Original des Wohler Bahnhofs steht noch
Und siehe da, der Bahnhof in Villmergen steht ja noch, die Wohlen-Meisterschwanden-Bahn fährt auch immer noch. Und der «Sternen» glänzt. Der Bahnhof Wohlen strahlt ebenfalls, so wie vor seinem Umbau im Jahr 1983. Der Güterschuppen wird bei den Modell-Eisenbahnern stehen bleiben – auch nach seinem geplanten Abbruch. Die Baufirma Käppeli betreut eine Baustelle. Und erst kürzlich ist ein neues Dorf entstanden, es heisst «Erwangen», weil ein gewisser Erwin sein Erbauer ist.
Die Anlage im Clubhaus des Freiämter Eisenbahn-Amateur-Clubs bietet eben unfassbar viel. Wahres, Originale und auch fiktive Gegenden. «Und hier, die Spiral-Wendungen wie am Bernina- oder am Gotthard-Pass, die muss man doch bestaunen», fügt Präsident Rees an. Um alle Details zu sehen, müsse man die Anlage mehr als einmal besuchen. Die Clubmitglieder tun das mindestens einmal pro Woche. Am Donnerstagabend ist grosse Eisenbahnnacht. Echtes Eisenbahnfieber nennt man das. Leidenschaft pur. Freude über das eigene Werk.
Zwei Förderer: Hansruedi Mösch und Urs Käppeli
Angefangen hat dieser Enthusiasmus im Jahr 1975. Da wurde der Club gegründet. In den Zivilschutzräumen im Schulhaus Junkholz wurden die ersten Schienen und Weichen gelegt. Bald herrschte Platzmangel. Man ging auf Landsuche, und umgekehrt traten die Gemeinde-Verantwortlichen an den jungen Club heran. Der Gedanke vom eigenen Clubhaus wurde mit Begeisterung aufgenommen. Auf dem Bleichi-Areal, neben dem jetzigen Pfadiheim und dem Clubhaus der Armbrustschützen, entstanden Sitz und Heimat des Freiämter Eisenbahn-Amateur-Clubs.
Mit dem Arzt Hansruedi Mösch sowie mit Urs Käppeli, Patron der Baufirma Käppeli, hatten die Modelleisenbähnler treibende Kräfte und einen Baufachmann in ihren Reihen. Erst Hansruedi Mösch und dann vor allem Urs Käppeli wurde zum grossen Förderer des kleinen, aber feinen Clubs. Die beiden waren die ersten Präsidenten und dann Ehrenpräsidenten.
Das eigene Clubhaus wurde 1983 erbaut, innert elf Monaten, und 1984 eingeweiht. Eine Stahlkonstruktion sorgt für Stabilität. Das Clubhaus umfasst 200 Quadratmeter Grundfläche, aufgeteilt in den Anlagenraum (130 m2) und den Gesellschaftsraum samt Küche (70 m2). Rund 4700 Stunden an Fronarbeit wurden ins neue Haus gesteckt. Eine beeindruckende Zahl. Rund 45 500 Franken Kosten wurden locker finanziert über Anteilscheine. Das Clubhaus hat nie auch nur einen Franken Schulden ausgelöst. Auch darauf sind die Clubmitglieder stolz.
«Jedes Clubmitglied hat eine Fähigkeit, die es einsetzen kann. Und jeder wird so akzeptiert und respektiert», sagt Präsident Alan Rees. Diese Philosophie hatte ihre Gültigkeit beim Clubhausbau – und auch heute bei der Entwicklung der Anlage.
Und die hat so ihre Reize, denn gleich drei Systeme prallen aufeinander. Auf den Spuren 0 (Masstab 1:45), HO (1:87) und N (1:160) fahren die Züge durch die schönen Landschaften und hinauf auf Berge. Die Basis bildete anfänglich das H0-Schienennetz mit 659 Metern Gleisen. Wie lange das gesamte Schienennetz ist, wissen die 21 aktiven Clubmitglieder nicht mehr so genau. Denn es gab ja ständig Erweiterungen oder auch Umbauten. Dagegen ist die Spur-N-Anlage in den letzten Jahren ein wenig in einem «Dornröschenschlaf» versunken.
Gesteuert werden die Anlagen der verschiedenen Spuren über die von Clubmitgliedern selbst gebaute und programmierte Steuerung, die das kollisionsfreie Fahren erlaubt. Vollautomatisches oder teilautomatisches Fahren wird über den PC gesteuert. Das ist übrigens auch der Bereich von Präsident Alan Rees. Als EDV-Spezialist baute er die Steuerung. 1990 ist er nach Wohlen gekommen – und hat sofort beim Freiämter Eisenbahn-Amateur-Club Anschluss und Freunde gefunden.
Weil die Freundschaftsbanden so stark sind, gibt es immer wieder gemeinsame Reisen. Praktisch überall in Europa sind sie rumgekommen – und haben stets Inspirationen für die Eisenbahnanlage mit nach Hause genommen.
Lieblingsobjekt ist auch ein Vermächtnis
So steckt im Clubhaus viel mehr, als man denken mag. Unglaublich viel Leidenschaft, Hingabe und Zeit. «Hier stecken mehrere Zehntausend Stunden Arbeit drin», sagt Marc Läuffer, ehemaliger Präsident und Ehrenpräsident. «Wir führen keine genauen Zahlen, wir sind wegen unserem Hobby hier, und weil wir Spass haben. Darum bedeutet dieses Clubhaus auch Heimat.»
Es sei ein Dürfen, hier mitzuarbeiten. «Es ist nie ein Müssen», sagt Läuffer noch. «Wir alle sind wie Künstler», fügt Präsident Rees an. Und der unendliche Reiz, dass die Anlage nie fertig sei, nie fertig sein darf, schwingt bei ihm immer mit. Denn so lebt der Entwicklungsgeist immer weiter. «Wir sind einzig durch die Fläche begrenzt», erklärt Marc Läuffer. Und die reicht ewig. Zumindest die nächsten zehn Jahre – denn so lange dauert der Vertrag über das Mietverhältnis mit der Gemeinde (siehe Kasten). Aber an ein Ende nach 50 Jahren denkt rund um das Clubhaus der Eisenbahner niemand. Das Verhältnis zu den Nachbarn, Pfadi und Armbrustschützen sei perfekt, so Läuffer. «Da ist alles top.»
Und welches ist der schönste Teil der so vielfältigen Anlage? Präsident Alan Rees mag sich nicht festlegen. «Es gibt so viele wundervolle Details», erklärt er. «Mein Lieblingsobjekt ist die gesamte Anlage», schwärmt Ehrenpräsident Marc Läuffer. «Auch weil es hier Bauten hat, die von verstorbenen und verdienstvollen Mitgliedern stammen. Ihr Vermächtnis lebt hier weiter.» Ein schöneres Schlusswort gibt es nicht.
Jubiläum Mitte Mai
Etliche Modelleisenbahnclubs verfügen über ein eigenes Clublokal. Aber wohl nur wenige haben ihr Clubhaus selbst realisiert, ohne fremdes Kapital. Auch deshalb sind die 21 Clubmitglieder des Freiämter Eisenbahn-Amateur-Clubs besonders stolz auf ihr Werk. Und sie zeigen es auch gerne. Die Bevölkerung darf sich am Jubiläum von der Vielfältigkeit der Anlagen überzeugen lassen.
An den Tagen der offenen Tür wird das 50-Jahr-Jubiläum gefeiert. Am Samstag und Sonntag, 17. und 18. Mai, jeweils von 10 bis 16 Uhr, ist das Clubhaus für alle Interessierten geöffnet.
Weitere Informationen zu Verein und Jubiläum: www.feac.ch.
Vertrag über zehn Jahre
Die Clubmitglieder des Freiämter Eisenbahn-Amateur-Clubs schätzen ihr Clubhaus hinter der Bleichi über alles. Da können sie wirken und dank einer Kücheneinrichtung können sie auch mal bei einem gemeinsamen Nachtessen die Kameradschaft pflegen.
Es gab Zeiten, da stand das Clubhaus ein wenig auf wackligen Beinen, weil die Gemeinde das Bleichi-Areal für einen Schulhaus-Standort prüfte. Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Erst kürzlich einigten sich Gemeinde und Club auf einen Zehn-Jahres-Vertrag. «Das gibt uns grosse Sicherheit», sagt Ehrenpräsident Marc Läuffer. «Das zeigt, dass wir ein Teil von Wohlen sind. Für diese Unterstützung durch die Gemeinde sind wird sehr dankbar.»