Zusätzliches «Futter» für Schüler
20.10.2023 Mutschellen, Rudolfstetten«Projektstunden», ein Pilotprojekt der Schule Rudolfstetten-Friedlisberg
Seit diesem Schuljahr werden einige 3.-Klässler der Schule Rudolfstetten-Friedlisberg besonders gefördert. In ihren Projektstunden werden sie in den nächsten Monaten drei ...
«Projektstunden», ein Pilotprojekt der Schule Rudolfstetten-Friedlisberg
Seit diesem Schuljahr werden einige 3.-Klässler der Schule Rudolfstetten-Friedlisberg besonders gefördert. In ihren Projektstunden werden sie in den nächsten Monaten drei verschiedene Themen genauer unter die Lupe nehmen. So produzieren sie zum Beispiel eine Zeitung.
Sabrina Salm
Eine Zeitung schreiben und produzieren, einen Escape-Room gestalten und erbauen oder sich intensiv mit dem Dreh eines Filmes beschäftigen – das ist im normalen Unterricht kaum möglich. Schülern der Primarschule Rudolfstetten-Friedlisberg bietet jedoch das Förderungsprogramm «Projektstunden» die Gelegenheit, sich in solchen und weiteren Themen ausserhalb des Unterrichts zu vertiefen. «Es ist aber klar keine Begabtenförderung», hält Sonja Ryser fest. Sie ist seit fünf Jahren in der Ruedistetter Schule tätig und betreut das Pilotprojekt. «Die Projektstunden sind für Kinder mit grossem Leistungspotenzial gedacht, die zum regulären Unterricht ‹zusätzliches Futter›, sprich weitere Herausforderungen, brauchen.» Somit soll verhindert werden, dass sie sich zu schnell in der Schule langweilen.
Selbst entscheiden
Zwei Mädchen und drei Jungs im Alter zwischen 8 und 9 Jahren aus den drei 3. Klassen arbeiten wöchentlich während drei Lektionen an verschiedenen Projekten und Themen. Bei ihrem ersten Projekt befassen sie sich mit der Herstellung einer Schülerzeitung. «Die Kinder durften selber bestimmen, über was sie berichten möchten.» Während den ersten Stunden wurde das Konzept erstellt und die Inhalte bestimmt. «Ein Rätsel und ein Comic durften natürlich auch nicht fehlen», lacht Sonja Ryser. «Aber sie haben sich toll ins Zeug gelegt, ein Interview mit einem Sportler gemacht oder auch die Geschichte interessanter Personen aufgenommen.» Ein besonderer Artikel werde sicher auch «Meine Schule / Deine Schule». «Wir besuchen eine 4. Klasse aus Zufikon. Die Kinder interviewen sich gegenseitig und werden dann über die Unterschiede ihrer Schulen berichten.» Einblicke hinter die Kulissen gab es ebenfalls bereits. So besuchten sie die Redaktion des Magazins «Grosseltern» oder haben eine Regionaljournalistin auf deren Besuch mit Fragen gelöchert.
Vorfreude auf Escape-Room
Ebenfalls wollen sich die 3.-Klässlerinnen und 3.-Klässler an einen Lernfilm wagen. «Mit diesem nehmen wir dann auch an einem nationalen Wettbewerb teil», verrät Sonja Ryser. Besonders freuen sich die Kinder schon auf das letzte Projekt: den Escape-Room. «Das ist der Hit bei den Kids», meint die Primarlehrerin lächelnd. In welcher Form und ob auch die Öffentlichkeit in den Genuss dieses Abenteuers kommen wird, haben sie noch nicht festgelegt. «Eines nach dem anderen», laute die Devise.
Im Kanton Aargau hat jedes Kind Anspruch auf eine für seine Fähigkeiten angemessene Bildung. Das neue Pilotprojekt der Schule Rudolfstetten-Friedlisberg trägt dazu bei, dem gerecht zu werden. «Die Schule Rudolfstetten-Friedlisberg befindet sich in einem Aufbauprozess hinsichtlich einer gemeinsamen pädagogischen Ausrichtung und Orientierung», sagt Co-Schulleiter Simon Zehnder. Die Welt habe sich in den letzten Jahren sehr schnell verändert und die Anforderungen an die Schülerinnen und Schüler gehen im zukünftigen Berufsleben über das klassische «Fächerdenken» der Schule, wie zum Beispiel Deutsch, Mathematik, Natur, Mensch und Gesellschaft, hinaus. «Der Projektunterricht ist eine pädagogische Möglichkeit, vernetzt über mehrere Fächer hinweg Kompetenzen zu erarbeiten.»
Lebensnahen Unterricht bieten
Deshalb hätten sie sich entschieden, in mehreren Klassenstufen verschiedene Pilotprojekte mit diesem Hintergedanken zu starten und so direkt in der Praxis von den Erfahrungen zu lernen, wie Zehnder weiter erklärt. «Wir möchten gemeinsam lernen, wie wir solche Settings in den Schulalltag integrieren können.» Diese Settings erfordern eine hohe Flexibilität der Lehrpersonen hinsichtlich ihrer Planung, Gestaltung und Evaluation des Unterrichts. «Unsere Erwartungen sind, ‹lebensnahen› Unterricht gestalten zu können.»
Bisher kommen die Projektstunden besonders bei den Schülern gut an. «Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit erlebe ich bei Unterrichtsbesuchen, dass die Schülerinnen und Schüler sehr begeistert sind, da sie aktiv ihren Lernprozess mitgestalten können», berichtet der Co-Schulleiter. Ebenfalls reagieren die Lehrpersonen auf eine solche Form des Unterrichts mit Begeisterung. «Das übertragen sie dann auf die Schüler. Es muss ein zentrales Ziel der heutigen Schule sein, dass Kinder gerne zur Schule kommen.» Simon Zehnder findet: «Freude am Lernen ist die Grundlage dafür, dass Lernen überhaupt stattfinden kann.»
Ziel sei es, in diesem Schuljahr verschiedene Möglichkeiten solcher neuen Formen von Unterricht auszutesten. «Und gewinnbringende Formen ins kommende Schuljahr zu übertragen.»