2000 Zahnbürsten im Gepäck
27.09.2024 MuriDie Zahnfee, die niemals aufgibt
Die Murianerin Daniela Frey Perez reist am Montag erneut in die Dominikanische Republik
«Bella Risa» heisst ihr Projekt. Schönes Lächeln. Zu diesem will Daniela Frey Perez dank Aufklärung ...
Die Zahnfee, die niemals aufgibt
Die Murianerin Daniela Frey Perez reist am Montag erneut in die Dominikanische Republik
«Bella Risa» heisst ihr Projekt. Schönes Lächeln. Zu diesem will Daniela Frey Perez dank Aufklärung im Bereich der Mundgesundheit beitragen. Und reist darum wieder in die Karibik.
Annemarie Keusch
Die Nervosität ist ihr etwas anzumerken. Und das, obwohl Daniela Frey Perez zum x-ten Mal vor einer Reise in die Dominikanische Republik steht. «Trotzdem, es gibt immer viel zu planen und abzuklären», sagt die Murianerin. Welche Heime besucht sie? Welche Schulen? Wie erfolgt der Transport der Hilfsgüter in die Karibik? Daniela Frey Perez stemmt alles Organisatorische für «Bella Risa» selbst, wobei sie oft an ihre Grenzen stösst. Sie hat durch private und berufliche Veränderungen gerade eine schwere Zeit zu meistern. Aufgeben war aber trotzdem keine Option. «Nein, ganz sicher nicht. Weil ich weiss, dass ich etwas bewirken kann und weil zu viel Herzblut darin steckt», erklärt sie. Schliesslich führt sie «Bella Risa» seit ganzen 13 Jahren.
Des Privilegs bewusst sein
Am Montag startet das Flugzeug in Richtung Punta Cana. Ein Container mit diversen Hilfsgütern wurde bereits vor Monaten verschifft. Drei grosse Kartonschachteln, die die letzten Wochen das Zuhause von Frey Perez und ihrer Tochter Ronya füllten, kommen ebenfalls mit. Frey Perez’ Mutter und Tochter werden sie auf ihrer Reise begleiten – auch in die armen Regionen der beliebten Urlaubsinsel. «Es ist mir wichtig, dass meiner Tochter bewusst wird, wie privilegiert wir in der Schweiz leben», sagt sie. Kommt hinzu, dass die Dominikanische Republik genauso das Land ihrer Wurzeln ist.
Vier Wochen bleiben sie. Im Zentrum steht die Ausbildung von Zahnpflegeinstruktorinnen vor Ort.
Daniela Frey Perez steht kurz vor ihrer nächsten Reise in die Dominikanische Republik
Sie will helfen, etwas verändern, etwas verbessern. Und das mit dem Wissen, das sie sich beruflich angeeignet hat. Daniela Frey Perez ist Dentalhygienikerin. Wie wichtig gesunde Zähne sind, weiss sie nur zu gut. Mit «Bella Risa» will sie dieses Bewusstsein auch in der Dominikanischen Republik schärfen.
Annemarie Keusch
Hunger, Arbeitslosigkeit, Krankheit. Die gesellschaftlichen Probleme sind in vielen Ländern der Welt gross. Obwohl als Traumferiendestination bekannt, gibt es auch in der Dominikanischen Republik Regionen, in denen die Armut gross ist. «Davor verschliessen viele die Augen», weiss Daniela Frey Perez. Auch sie lernte die Insel einst als Touristin kennen. Aber sie wagte den Blick hinter die Fassade und schaut dabei auch fast 15 Jahre später nicht weg. Dass die Murianerin sich der Mundgesundheit widmet, mag danach tönen, dass sie sich nicht den dringendsten Problemen widmet. «Ein Stück weit stimmt das. Ärmere Leute vor Ort investieren nicht umgerechnet 40 Franken, um sich einen faulen Zahn ziehen zu lassen, sondern kaufen sich damit lieber Kleidung oder Essen.» Aber eben, Frey Perez weiss, welche Auswirkungen mangelhafte Mundhygiene haben kann.
Sie sucht auf ihrem Handy nach Bildern. Auf dem einen Bild ist der verfaulte Zahn eines Mannes zu sehen, auf dem nächsten eine Zahnlücke. Auf dem ersten Bild schaut der Mann gequält, auf dem zweiten lächelt er. Beschwerden und Schmerzen sind weg. Und Daniela Frey Perez weiss: «Eine gute Mundhygiene erspart ganz viele Folgeprobleme.» Sie erzählt von Studien, die belegen, dass die Gesundheit der Zähne Auswirkungen auf die gesamte Gesundheit des menschlichen Körpers habe. «Kommt hinzu, dass die Zukunftsaussichten für Leute mit verfaulten Zähnen nicht gut sind.» Gerade der Tourismusbereich fällt für viele als möglicher Arbeitsort weg. Und Frey Perez weiss, dass Adoptionen in ärmeren Gebieten der Dominikanischen Republik und Haiti – der zweiten Insel, auf der sie tätig war, solange die Situation vor Ort dies zuliess – ein grosses Thema sind. «Auch diesbezüglich steht eine schlechte Mundhygiene einer besseren Zukunft nicht selten im Weg.»
Instruktorinnen ausbilden
Daniela Frey Perez setzt mit «Bella Risa» aber vor allem auf die Mundhygiene, weil sie als Dentalhygienikerin darin Expertin ist. 2000 Zahnbürsten nimmt sie auch auf dieser Reise mit in die Karibik. Seit 2011 und dem Start des Hilfsprojekts besucht sie immer wieder Schulen und Kinderheime, um den Kindern zu zeigen, wie richtiges Zähneputzen geht. Immer wieder sind es die gleichen Schulen und Heime, jährlich kommen aber auch neue hinzu. «So versuchen wir das Thema möglichst breit zu streuen, aber auch eine gewisse Nachhaltigkeit zu ermöglichen.» Denn auch für Frey Perez ist klar: «Wer nur einmal im Leben sieht, wie man Zähne putzt, und hört, wie wichtig das ist, der hält sich wohl nicht daran.» In der Schweiz besuchen Zahnpflegeinstruktorinnen vier- bis sechsmal jährlich Primarschulklassen und teilweise auch die Oberstufen. Auch Frey Perez zählt dazu.
Entsprechend wichtig ist es ihr, nun nicht mehr nur selbst ein- bis zweimal jährlich durch die ärmeren Gebiete der Insel zu fahren und aufzuklären, sondern auch Instruktorinnen auszubilden. «In Zusammenarbeit mit einer Freundin vor Ort lanciere ich nun dieses Projekt», sagt die Murianerin.
Die Tochter bereits integrieren
Nachhaltig zu helfen, das ist der Murianerin wichtig. Auch darum will sie Zahnfeen ausbilden, wie Frey Perez die Instruktorinnen nennt. «Das Projekt soll auch laufen, wenn ich nicht vor Ort bin», sagt sie überzeugt. Natürlich brauche es dafür genug finanzielle Hilfe im Hintergrund. Denn Frey Perez will nicht Instruktorinnen ausbilden, die sie wenige Monate später nicht mehr bezahlen kann. «Umso wichtiger ist, dass genug Spendengelder generiert werden können», sagt sie. Die steigende Bekanntheit helfe ihr, die Präsenz, etwa an Märkten, ebenso. «Aber einfach ist es nicht.» Auch weil Frey Perez das gesamte Projekt allein stemmt, neben Beruf und Familie. Vor Herausforderungen schreckt sie aber nicht zurück. «‹Bella Risa› ist eine Herzensangelegenheit für mich, sonst hätte ich längst aufgehört.»
Mit dieser Begeisterung will Frey Perez auch ihre mittlerweile fünfjährige Tochter anstecken. Durch die Herkunft ihres Vaters habe Ronya eine Verbindung zur Dominikanischen Republik. Ein Teil ihrer Familie lebt dort. Schon im Kinderwagen begleitete sie ihre Mutter in Schulen und Kinderheime. Mittlerweile hilft sie mit, verteilt nach dem Zähneputzen Plüschtiere an die Kleinen. «Es ist schön zu sehen, dass es ihr Spass macht», sagt Daniela Frey Perez stolz. Dass ihre Tochter sieht, wie schwierig es andere Kinder haben, wie privilegiert sie in der Schweiz ist, das ist ihr wichtig.
Grosser Wunsch fürs 15-Jahr-Jubiläum
Seit 2011 ist Daniela Frey Perez mit ihren Zahnbürsten auf der karibischen Insel unterwegs. Auch in anderen Bereichen hat sie viel bewegt, Hilfsgüter verteilt, letztes Jahr Abfallcontainer installiert, die regelmässig geleert werden. «Sonst liegt der Müll am Strassenrand. Ich kann einfach nicht wegsehen, sondern will etwas verändern, verbessern.» Und das will sie weiter tun. Frey Perez träumt von einer kleinen Präventionspraxis in der Dominikanischen Republik. Ein Ort, wo günstige Zahnreinigungen angeboten werden, wo Behandlungen möglich sind, wo informiert und aufgeklärt wird. Deren Eröffnung auf das 15-Jahr-Jubiläum von «Bella Risa» 2026 wäre ihr Wunsch. «Im Kopf ist alles bereits geplant», sagt sie und lacht.
Mit etwas Kleinem wie Zahnbürsten Grosses bewirken, das tut Daniela Frey Perez und das erfüllt sie. «Die Dankbarkeit vor Ort zu spüren, das entschädigt für die vielen investierten Stunden», sagt sie. Die Kontakte, die entstehen, Freundschaften: Diese pflegt sie nun weiter während vier Wochen auf der Karibik-Insel. Nicht in den Ferien, sondern im Einsatz für eine bessere Zukunft für die Kinder aus armen Regionen.
Mehr Informationen und Spendemöglichkeiten: www.bellarisa.ch; IBAN CH84 8080 8006 1134 2184 6; Twint 078 800 09 32.



